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Precht beklagt „hilflose“ Polizei„Wenn man gewaltaffin ist, ist man in Deutschland im Paradies“

„Wir bezahlen einen viel zu hohen Preis dafür“, sinnierte Richard David Precht über eine womöglich auf die Spitze getriebene Sensibilisierung der Gesellschaft. (Bild: ZDF / Christian Bruch)

„Wir bezahlen einen viel zu hohen Preis dafür“, sinnierte Richard David Precht über eine womöglich auf die Spitze getriebene Sensibilisierung der Gesellschaft. (Bild: ZDF / Christian Bruch)

Zwischen „Entsolidarisierungsprogramm“ und „Verasozialisierung“: In der neuen Folge von „Lanz & Precht“ arbeitet sich Richard David Precht wortgewaltig an gesellschaftlichen Missständen ab. Auch Kollege Markus Lanz bekommt sein Fett weg - aufgrund einer gewagten These rund um Donald Trumps Grönland-Pläne.

Noch ist der designierte US-Präsident Donald Trump nicht im Amt. Trotzdem sorgte der 78-Jährige mit seiner Ankündigung, Grönland kaufen zu wollen, für weiteres Aufsehen. „Er sieht, dass Kalifornien abbrennt, und möchte stattdessen Grönland. Da ist es so kalt, da brennt nichts“, mokierte sich ein offenbar sarkastisch aufgelegter Richard David Precht in der jüngsten Ausgabe des Podcasts „Lanz & Precht“. Lanz warf daraufhin ein, dass Grönland geologisch zu Nordamerika gehöre. Das sei eine „Putin'sche Art von Argumentation“, empörte sich Precht: „Das ist der Diktatorenfreibrief schlechthin.“

Zwar ruderte Lanz daraufhin zurück, gab aber auch zu: „Mir macht das Angst.“ Trump würde schon zu Beginn der Amtszeit in ähnliches „imperiales Gelaber“ wie Wladimir Putin verfallen, sorgte sich der TV-Moderator. Sollten die USA tatsächlich Grönland angreifen, bestünde laut Lanz ein NATO-Bündnisfall - und eine skurrile Situation würde eintreten: „Die Amerikaner müssten sich gegen sich selber in Stellung bringen.“

Richard David Precht und Markus Lanz sprechen Deutschland Kriegstüchtigkeit ab

Würde Donald Trump obendrein seine Drohung wahr machen und aus der NATO austreten, droht Europa eine unsichere Zukunft, wie sich die beiden Podcast-Hosts einig waren. Erschwerend käme die mangelnde Verteidigungsfähigkeit Europas und speziell Deutschlands hinzu. „Im Ernstfall eines brutalen Krieges hätten wir gar keine Soldaten“, gab Richard David Precht zu bedenken. Da würde auch eine Vielzahl an Rüstungsgütern nichts nutzen, denn: „Echte Kriegstüchtigkeit werden wir unter gar keinen Umständen erlangen können.“

Alles zum Thema Markus Lanz

„Dieser Gedanke ist völlig aus der Zeit gefallen“, sich für sein Land zu opfern, pflichtete Lanz seinem Diskussionspartner und dessen Feststellung einer „seelisch entmilitarisierten Gesellschaft“ bei. Überdies mache sich in der Gesellschaft eine „Null-Loyalität“ breit, konstatierte Lanz, der einen gesellschaftlichen Diskurs über eben jenes Problem allerdings vermisst.

Besonders „die Einsilbigkeit der politischen Klasse“ erschrecke ihn: „Wenn ich sehe, wie eine Silvesterrakete in ein Berliner Kinderzimmer reingeballert wird und dann höre ich einen deutschen Bundeskanzler, dem nur dazu einfällt: 'Ich bedanke mich bei den Einsatzkräften.'“

Precht empfindet deutsche Polizisten als „relativ hilflos“

Precht dehnte den Begriff der „Null-Loyalität“ in der Folge auf andere gesellschaftliche Felder aus - etwa die „Verasozialisierung“ im Straßenverkehr und den mangelnden Respekt vor Polizisten. Für Letzteres machte der Philosoph zwei Quellen des Übels aus. Er erklärte, viele Menschen kämen aus Ländern nach Deutschland, „wo man aus guten Gründen Angst vor der Polizei haben muss“. Hierzulande träfen sie aber auf „relativ hilflose“ Polizisten. Dieses Machtvakuum würden einige ausnutzen: „Wenn man gewaltaffin ist, ist man in Deutschland im Paradies.“

Abgesehen davon gehe laut Precht innerhalb der Gesellschaft zunehmend die „Dimension des Allgemeinen“ verloren: „Wenn der Kapitalismus in alle Seelenbereiche überschwappt, geht irgendwann die Dimension des Gemeinwohls verloren.“ Wie sich das äußere, erläuterte der 60-Jährige anhand der Deutschen Bahn. Wer mit einigen Kniffen vertraut sei, könne deutlich günstigere Tickets erwerben, wie etwa ein wenig technikaffiner Rentner. „Der Preis der Cleveren wird erkauft mit der Vera..schung der anderen“, prangerte Precht dieses „riesige Entsolidarisierungsprogramm“ an.

Auf der anderen Seite beklagte Richard David Precht nicht zum ersten Mal die allgemeine Sensibilisierung der Gesellschaft. Das sei einerseits eine positive Entwicklung, aber: „Auf der anderen Seite trauen wir uns nicht mehr, klar zu sagen, was wir wirklich denken.“ Viele Menschen würden deswegen in rechtspopulistischen Parteien ein „Ventil“ erkennen.

„Wenn wir am Ende das Ergebnis zeitigen, dass immer mehr Leute sich im gesellschaftlichen Diskurs nicht mehr repräsentiert fühlen und deswegen Zuflucht bei Rechtspopulisten suchen, sollten wir überlegen, wo die Grenzen dieser immer weiter getriebenen Sensibilisierung sind“, gab der Philosoph deswegen abschließend zu bedenken. „Wir bezahlen einen viel zu hohen Preis dafür.“ (tsch)