Schmu im „Tatort“?Regisseur gibt seiner Oma Hauptrolle – und erntet Kritik

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„Er nimmt mich überall  mit hin“: Oma Ruth mit  Enkel Axel  bei  einer Film-Gala.

Ludwigshafen – Stellen Sie sich mal vor, Sie stellen als Chef ihre Oma ein – obwohl die den Großteil ihres Lebens einen anderen Job machte.

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Die 96-jährige Ruth Bickelhaupt tanzend im „Tatort“.

Das gäbe Gerede, das hätte Geschmäckle. Im „Tatort“ scheint so eine Vettern- bzw. „Oma-Wirtschaft“ aber als „künstlerische Freiheit“ durchzugehen.

Oma Ruth Bickelhaupt bekam Hauptrolle

Denn: Experimental-Regisseur und „Spielleiter“ Axel Ranisch (34) baute seine Oma Ruth Bickelhaupt (96!), der er selbst erst vor sieben Jahren (also mit 89) die Schauspielerei näher brachte, in den neuen Ludwigshafener Fall von Ulrike Folkerts (56) alias „Lena Odenthal“ ein.

Alles zum Thema Donald Trump

Hier unsere Kritik zum „Tatort: Waldlust“ nachlesen.

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Ruth Bickelhaupt in Axel Ranischs Debütfilm „Dicke Mädchen“ 2011, gleichzeitig ihr eigenes Debüt als Schauspielerin.

Und das mit einer Hauptrolle... Die Frau, die im Fall „Waldlust“ (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) vor einem Millionen-Publikum als „Schauspiellegende Lilo Viardot“ durch den Krimi tanzte, jobbte vor der Rente in der DDR-Kulturförderung. „Axel hat mich gefragt, da kann ich als gute Oma ja schwer »Nein« sagen.“

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Oscar-Produzent Michael Simon de Normier.

Stimmt – aber Ranisch, der seiner Oma ein „lange unterschätztes Talent“ zuweist, wird jetzt trotzdem kritisiert.

Hier nachlesen, warum selbst die „Tatort“-Kommissarinnen Ulrike Folkerts und Lisa Bitter beim Dreh den Mörder nicht kannten.

Michael Simon de Normier kritisiert Vetternwirtschaft

Sein Kollege Michael Simon de Normier (43), Produzent des oscar-prämierten Films „Der Vorleser“ mit Kate Winslet, nervt Vetternwirtschaft im Business. „Solche familiären Verbindungen, bei denen alle Beteiligten profitieren und niemand sagt etwas dazu, gibt es nur in Diktaturen, an Königshäusern und im Filmgeschäft“, erklärte der Bonner uns.

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Humpe (Heiko Pinkowski) ist ein großer Verehrer von Lieselotte Viardot (Ruth Bickelhaupt) und taucht mit ihr in die Vergangenheit ein. 

Vergleich mit Trump und Erdogan

Was sich manche Filmmacher rausnähmen, sei mit „Trump oder Erdogan vergleichbar“, erklärt er weiter.

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 Lisa Bitter (hier neben den Kollegen Ulrike Folkerts und  Peter Espeloer) zeigte beim Impro-Dreh sichtbar Einsatz  – und Filmblut.

Harter Tobak! Ranisch und Bickelhaupt seien beileibe nicht die ersten, die „Familienbande“ zum Vorteil ausnutzten. „Es gibt da so viele Namen, die in Abspännen immer wieder auftauchen. Manchmal täuscht das, aber oft liegt man mit seinem Verdacht auch richtig. Und man gilt als Nestbeschmutzer, wenn man es anspricht.“

NDR-Filmchefin Doris Heinze musste 2009 ihren Posten räumen

Manchmal hat solches Verhalten aber doch Konsequenzen. So musste die NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze 2009 ihren Posten räumen, weil sie ihrem Mann Aufträge zugeschanzt haben soll.

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Da geht’s lang! Spielleiter Axel Ranisch (6.v.l.) mit seinem Team am „Tatort“-Set.

Was diesen Fall aber vom aktuellen „Tatort“ unterscheidet: Heinzes Mann soll unter Pseudonym („Niklas Becker“) gearbeitet haben. Ranisch engagierte seine Oma offen – d mit Wissen des Auftraggebers SWR. „Durch Axel ist in meinem Leben immer viel los“, schwärmt Bickelhaupt. „Er nimmt mich überall mit hin. Das tut mir gut, bringt mir neuen Schwung.“

Ob das aber Geschmäckle hat, liegt jetzt im Auge des Betrachters. Und davon gab’s ja gestern so einige...

Wie sich Film-Familien helfen

Film-Familien gibt es viele – und die meisten helfen sich, sei es durch Kontakte oder Tipps. Das wird vielleicht nicht überall gerne gesehen, ist aber prinzipiell erstmal legitim.

Solange (zumindest offiziell) die Chancengleichheit gewahrt bleibt. Gucken Sie mal, wer mit wem verwandt ist – nicht immer ist das am Namen erkennbar:

Iris und Oliver Berben

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Schauspielerin Iris Berben und ihr Sohn, Filmproduzent Oliver Berben, 2015 beim Empfang des FilmFernsehFonds Bayern in Berlin.

Sie Schauspielerin, er Film-Produzent – und Mutter und Sohn. Beide gehören weitgehend unbestritten zu den bekanntesten und besten ihres Fachs, können sich ihre Projekte aussuchen. Selbst wenn sie gemeinsam drehen (etwa beim ZDF-Film „Das Zeugenhaus“), vermutet da niemand Vorteilsnahme.

Maria Furtwängler und Kathrin Ackermann

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Die Schauspielerin Maria Furtwängler (r.) und ihre Mutter Kathrin Ackermann.

Die beiden Schauspielerinnen sind sowohl im Leben als auch im „Tatort“ Tochter und Mutter. Die Rolle Ackermanns ist allerdings so klein – und das blinde Verständnis beider augenscheinlich. Künstlerisch nachvollziehbare Besetzung.

Moritz und Monica Bleibtreu

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Moritz Bleibtreu mit seiner Mutter Monica Bleibtreu, hier bei der Ankunft zur Verleihung des Deutschen Filmpreises 2007.

Ebenfalls beide Schauspieler – der Sohn bekannter als die Mutter. Auch sie spielten mehrmals in einem Film, aber ohne dass eine/r den anderen engagierte.

Catherine und Josef Ackermann

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Der damalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann (M.), seine Frau Frau Pirkko (r.) und ihre Tochter Catherine bei einer Film-Premiere.

Die Tochter des Ex-„Deutsche Bank“-Chefs ist Schauspielerin und Produzentin, wohl auch durch Geld und Beziehungen des renommierten Vaters, der ihr mit Beziehungen zu Filmgrößen auch den Weg zu „Warner Brothers“ geebnet haben soll. Bewiesen ist das aber nicht.

Alice und Artur Brauner

Papa produziert Filme, Tochter auch. Richtig geholfen hat ihr das aber offenkundig nicht. Sie kämpft gefühlt oft eher gegen seinen Ruf an.