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Schmu im „Tatort“?Regisseur gibt seiner Oma Hauptrolle – und erntet Kritik
Ludwigshafen – Stellen Sie sich mal vor, Sie stellen als Chef ihre Oma ein – obwohl die den Großteil ihres Lebens einen anderen Job machte.
Das gäbe Gerede, das hätte Geschmäckle. Im „Tatort“ scheint so eine Vettern- bzw. „Oma-Wirtschaft“ aber als „künstlerische Freiheit“ durchzugehen.
Oma Ruth Bickelhaupt bekam Hauptrolle
Denn: Experimental-Regisseur und „Spielleiter“ Axel Ranisch (34) baute seine Oma Ruth Bickelhaupt (96!), der er selbst erst vor sieben Jahren (also mit 89) die Schauspielerei näher brachte, in den neuen Ludwigshafener Fall von Ulrike Folkerts (56) alias „Lena Odenthal“ ein.
Hier unsere Kritik zum „Tatort: Waldlust“ nachlesen.
Und das mit einer Hauptrolle... Die Frau, die im Fall „Waldlust“ (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) vor einem Millionen-Publikum als „Schauspiellegende Lilo Viardot“ durch den Krimi tanzte, jobbte vor der Rente in der DDR-Kulturförderung. „Axel hat mich gefragt, da kann ich als gute Oma ja schwer »Nein« sagen.“
Stimmt – aber Ranisch, der seiner Oma ein „lange unterschätztes Talent“ zuweist, wird jetzt trotzdem kritisiert.
Hier nachlesen, warum selbst die „Tatort“-Kommissarinnen Ulrike Folkerts und Lisa Bitter beim Dreh den Mörder nicht kannten.
Michael Simon de Normier kritisiert Vetternwirtschaft
Sein Kollege Michael Simon de Normier (43), Produzent des oscar-prämierten Films „Der Vorleser“ mit Kate Winslet, nervt Vetternwirtschaft im Business. „Solche familiären Verbindungen, bei denen alle Beteiligten profitieren und niemand sagt etwas dazu, gibt es nur in Diktaturen, an Königshäusern und im Filmgeschäft“, erklärte der Bonner uns.
Vergleich mit Trump und Erdogan
Was sich manche Filmmacher rausnähmen, sei mit „Trump oder Erdogan vergleichbar“, erklärt er weiter.
Harter Tobak! Ranisch und Bickelhaupt seien beileibe nicht die ersten, die „Familienbande“ zum Vorteil ausnutzten. „Es gibt da so viele Namen, die in Abspännen immer wieder auftauchen. Manchmal täuscht das, aber oft liegt man mit seinem Verdacht auch richtig. Und man gilt als Nestbeschmutzer, wenn man es anspricht.“
NDR-Filmchefin Doris Heinze musste 2009 ihren Posten räumen
Manchmal hat solches Verhalten aber doch Konsequenzen. So musste die NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze 2009 ihren Posten räumen, weil sie ihrem Mann Aufträge zugeschanzt haben soll.
Was diesen Fall aber vom aktuellen „Tatort“ unterscheidet: Heinzes Mann soll unter Pseudonym („Niklas Becker“) gearbeitet haben. Ranisch engagierte seine Oma offen – d mit Wissen des Auftraggebers SWR. „Durch Axel ist in meinem Leben immer viel los“, schwärmt Bickelhaupt. „Er nimmt mich überall mit hin. Das tut mir gut, bringt mir neuen Schwung.“
Ob das aber Geschmäckle hat, liegt jetzt im Auge des Betrachters. Und davon gab’s ja gestern so einige...
Wie sich Film-Familien helfen
Film-Familien gibt es viele – und die meisten helfen sich, sei es durch Kontakte oder Tipps. Das wird vielleicht nicht überall gerne gesehen, ist aber prinzipiell erstmal legitim.
Solange (zumindest offiziell) die Chancengleichheit gewahrt bleibt. Gucken Sie mal, wer mit wem verwandt ist – nicht immer ist das am Namen erkennbar:
Iris und Oliver Berben
Sie Schauspielerin, er Film-Produzent – und Mutter und Sohn. Beide gehören weitgehend unbestritten zu den bekanntesten und besten ihres Fachs, können sich ihre Projekte aussuchen. Selbst wenn sie gemeinsam drehen (etwa beim ZDF-Film „Das Zeugenhaus“), vermutet da niemand Vorteilsnahme.
Maria Furtwängler und Kathrin Ackermann
Die beiden Schauspielerinnen sind sowohl im Leben als auch im „Tatort“ Tochter und Mutter. Die Rolle Ackermanns ist allerdings so klein – und das blinde Verständnis beider augenscheinlich. Künstlerisch nachvollziehbare Besetzung.
Moritz und Monica Bleibtreu
Ebenfalls beide Schauspieler – der Sohn bekannter als die Mutter. Auch sie spielten mehrmals in einem Film, aber ohne dass eine/r den anderen engagierte.
Catherine und Josef Ackermann
Die Tochter des Ex-„Deutsche Bank“-Chefs ist Schauspielerin und Produzentin, wohl auch durch Geld und Beziehungen des renommierten Vaters, der ihr mit Beziehungen zu Filmgrößen auch den Weg zu „Warner Brothers“ geebnet haben soll. Bewiesen ist das aber nicht.
Alice und Artur Brauner
Papa produziert Filme, Tochter auch. Richtig geholfen hat ihr das aber offenkundig nicht. Sie kämpft gefühlt oft eher gegen seinen Ruf an.