Interview

„Hatte hunderte Geschwister“Serienstar Elisabeth Lanz wuchs in SOS-Kinderdorf auf

„Tierärztin Dr. Mertens“ mit Elisabeth Lanz und Neuzugang Tobias Licht

So ein Okapi ist ein friedlicher Geselle. Das weiß auch Schauspielerin Elisabeth Lanz, die auch in der aktuell laufenden neuen Staffel der beliebten Serie wieder „Tierärztin Dr. Mertens“ verkörpert.

Elisabeth Lanz, Schauspielerin aus „Tierärztin Dr. Mertens“, über widerspenstige Katzen, faszinierende Elefanten und eine Kindheit mit hunderten Geschwistern.

von Laura Schmidl

Als Tierärztin Dr. Susanne Mertens verarztet Elisabeth Lanz (53) in der ARD seit 2006 Elefant, Tiger und Co. – aktuell läuft die neunte Staffel der erfolgreichen TV-Serie immer dienstags um 20.15 Uhr im Ersten.

Eigentlich sollte bei „Tierärztin Dr. Mertens“ nach der siebten Staffel 2021 Schluss sein. Doch gute Quoten brachten den Sender zum Umdenken. Nun steht ein Jubiläum an – und zuvor das große EXPRESS-Gespräch.

Elisabeth Lanz

Es gab eine lange Pause für Dr. Mertens, die letzte Staffel lief bis Sommer 2023. Jetzt laufen wieder neue Folgen, am 8. April sogar die 100. Episode. Haben Sie Ihre Rolle in der Drehpause vermisst?

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Elisabeth Lanz: Für mich ist es nicht so lang gewesen. Vor zwei Jahren haben wir mit der Ausstrahlung begonnen, ein paar Wochen danach ging es schon wieder um die Entwicklung der Bücher für die jetzige Staffel. Ich bin ganz froh, wenn ich zwischendurch mal in andere Bereiche einsteigen kann. Ich habe zum Beispiel „Die Toten vom Bodensee“ gedreht und da eine ganz andere Rolle gehabt. Die Tierärztin ist sowieso die ganze Zeit da – auch gedanklich. Ab und zu kleine Abstecher in andere Bereiche sind dann auch schön.

Eine ungeschriebene „Regel“ in Film und TV sagt: Niemals mit Tieren (oder Kindern) drehen. Schließlich kann man ihnen nicht einfach sagen, was sie genau tun sollen, was die Arbeit erschwert. Zumindest hören sie nicht immer darauf. Ist es wirklich so schwierig?

Elisabeth Lanz: Darin bin ich inzwischen gut trainiert. Ich habe einen guten Zugang zu Kindern, bin in einem Kinderdorf aufgewachsen. Ich habe nie mit Puppen gespielt, sondern immer mit anderen Menschen. Mit Tieren habe ich sowieso einen guten Umgang. Man muss den Tieren ihren Raum geben und die Situation auch improvisieren können. Das empfand ich aber von Anfang an als eine sehr schöne Herausforderung.

Kommen wir zu den vierbeinigen Stars der Serie. Sind es die „normalen“ Leipziger Zootiere oder Filmtiere, die vor der Kamera stehen?

Elisabeth Lanz: Die Tiere in der Serie sind eine Kombination aus Zootieren und trainierten Tieren. Sobald wir intensiver mit dem Tier in der Nähe zu tun haben, brauchen wir speziell trainierte Tiere. Bei Zootieren sind wir sehr zurückhaltend, was den direkten Kontakt betrifft.

Wenn Sie hautnah an den Tieren dran sind: Bekommen Sie es da nicht auch mit der Angst zu tun? Welche Sicherheitsvorkehrungen gibt es? Immerhin könnten sie einen Menschen schnell verletzen.

Elisabeth Lanz: Man muss einfach vorsichtig sein. Es sind zum Teil gefährliche Tiere – und man darf auch nach 20 Jahren unfallfreier Arbeit nicht davon ausgehen, dass das in alle Ewigkeit so bleiben wird. Man hat mit einem lebendigen Tier zu tun. Ich sage mir das vor jeder Situation, wenn ich sehr nah einem Tier dran bin. Es darf keine Selbstverständlichkeiten geben. Ich bin immer sehr eng mit den Tiertrainern in Kontakt, die mir sagen, wann es brenzlig wird und wann ein Tier Ruhe braucht.

Gab es denn schonmal eine brenzlige Situation?

Elisabeth Lanz: Wir haben mit großen und wilden Tieren zu tun: Tiger, Leoparden, Elefanten und so weiter. Eine brenzlige Situation, die ich mal hatte, war allerdings mit einer Katze – man glaubt es nicht! Diese Katze sollte ich auf Höhe meines Gesichtes halten. Mit Katzen drehen wir selten, sie sind, wie wir alle wissen, sehr eigenwillig. Da hatte ich schon Sorge, dass die Katze mir mit ihren Krallen übers Gesicht fährt. Das war die einzige Situation, bei der ich bisher dachte: „Da hätte wirklich was passieren können.“

Und welche Tiere beeindrucken Sie am meisten? Mit welchen drehen Sie am liebsten?

Elisabeth Lanz: Die Elefanten sind meine Lieblinge. Es ist schön, einem so riesig großen Tier so nahe sein zu dürfen. Wobei wir inzwischen nicht mehr so nah ran dürfen wie in den ersten Jahren. Vor 20 Jahren war die Situation noch einen andere. Da hatten wir auch noch eine Szene mit einem Braunbären mitten in der Stadt, mit abgesperrtem Stadtteil. Das wäre heute nicht mehr möglich.

Die freie Tierärztin Dr. Susanne Mertens (Elisabeth Lanz) ist auch für die Dickhäuter des Leipziger Zoos da.

Elefanten-Pediküre in der achten Staffel von „Tierärtzin Dr. Mertens“. Nicht ganz ungefährlich.

Dr. Susanne Mertens ist Cheftierärztin im Leipziger Zoo. Viele Menschen sehen Zoos kritisch. Wie ist Ihre Meinung?

Elisabeth Lanz: Nicht jeder ist in der Lage, nach Afrika zu fahren und sich die „Big Five“ auf einer Safari anzuschauen. Ich finde, Zoos sind ein wichtiger Beitrag, um Tierliebe zu fördern. Wenn ein kleines Kind in den Zoo gehen und live einen Tiger sehen kann, kann es das Bedürfnis, Tiere schützen zu wollen, wachrufen. Ich glaube, das unmittelbare Erleben eines wilden Tieres ist wichtig, um eine Beziehung und eine Fürsorge zu entwickeln. Die Zoos leisten heutzutage großartige Arbeit. Ich erlebe ja, wie gut die Pfleger mit den Tieren umgehen, was sie für sie tun und was für ein Herz sie für sie haben. Ich denke, hierzulande sind Zoos eine Bereicherung. Das ist in anderen Ländern ein Stück weit anders.

Finden Sie, dass gesellschaftlich der Umgang mit Tieren überdacht werden müsste?

Elisabeth Lanz: Mir liegt das Tierwohl sehr am Herzen. Jeder sollte Respekt vor dem Leben haben, ob Mensch oder Tier. Ich muss aber auch sagen: Ich finde vor allem, wir Menschen sollten respektvoll und manierlich miteinander umgehen. Ich habe für Organisationen wie Peta, die fordern, dass es auf Karussells keine Pferdefiguren mehr geben soll, weil Kinder dann die Einstellung bekommen, sie könnten die Tiere missbrauchen, ehrlicherweise kein Verständnis. Es gibt für alles Grenzen.

Apropos Menschen. Sie setzen sich privat auch für SOS-Kinderdörfer ein. Sie sind selbst in einem aufgewachsen – weil ihr Vater dort der Leiter war. Wie war das für Sie?

Elisabeth Lanz: Wenn ich einen Schritt vor die Tür gemacht habe, habe ich sofort hundert Geschwister und Spielkameraden gehabt, mit denen ich meine Zeit verbringen konnte. Ich habe von klein auf viele Rollenspiele gespielt, war oft die Regisseurin und habe Geschichten inszeniert. Ich war schon mit neun Jahren leidenschaftliche Babysitterin. Das hat mich sehr geprägt. Ich glaube, das war das beste Empathietraining und die beste Schauspielschule, die man als junger Mensch besuchen kann.

Mussten Sie sich dabei auch behaupten, um nicht unterzugehen?

Elisabeth Lanz: Wann immer es Situationen gab, die nicht angenehm waren, habe ich mir Fantasiewelten geschaffen, habe mich zur Prinzessin meines kleinen Dorfes gemacht – und mein Vater war der König. Mit solchen Geschichten konnte ich mir heraushelfen.

Elisabeth Lanz: Auch privat eine Tierfreundin

Elisabeth Lanz, geboren am 12. Juni 1971 in Graz, ist österreichische Schauspielerin. Sie wuchs mit drei leiblichen Geschwistern im SOS-Kinderdorf Altmünster auf, dessen Leiter ihr Vater war. Sie studierte Linguistik, Kommunikationswissenschaften und Philosophie, später dann Jura und Theaterwissenschaften. 1993 Schauspielausbildung am Volkstheater Wien, die erste Filmrolle kam 1994 in „Ich gelobe“ in der Rolle der Susi.

Eine erste größere Serienrolle in „Alle meine Töchter“. Seit 2006 ist sie mit „Tierärztin Dr. Mertens“ einem größeren Publikum bekannt. Sie ist mit dem Unternehmer Jan Batu-Lanz verheiratet und lebt in der Nähe von München. Privat hat Lanz drei Katzen, einen Hund und zwei Pflegepferde. Ihre Schwester Barbara Lanz ist ebenfalls erfolgreiche Schauspielerin.