Die Kölner Haie erleben bittere Stunden. Die Frage ist: Wie geht es weiter nach dem Playoff-Aus in der ersten Runde?
Kölner Haie vor ScherbenhaufenPlayoff-Aus: Kapitän Müller lässt Bombe platzen – Trainer Krupp weg?
Am Ende war da nur noch Leere in den Blicken. Die Haie-Spieler fuhren traurig über die Eisfläche, klatschten apathisch in die Hände, um sich von den Fans zu verabschieden. Das viel zu frühe Aus in der ersten Playoff-Runde ist mehr als bitter!
Der KEC steht am 13. März 2024 vor einem Scherbenhaufen – dabei waren die Haie angetreten, um Deutscher Meister zu werden. Am Ende war die Saison allerdings mehr als ernüchternd: Achter nach der Hauptrunde, dann das Aus gegen den Tabellenzehnten ERC Ingolstadt in der ersten Playoffrunde.
Kölner Haie: Etliche Verträge laufen aus – Justin Schütz weg?
Während für die anderen Klubs nun die Saison mit den Playoff-Viertelfinals erst richtig losgeht, stehen bei den Haien schwierige Tage an. Wie geht es mit Trainer Uwe Krupp und seinem Assistenten-Team weiter? Was passiert mit den Spielern? Mit wem will der KEC noch weiter zusammenarbeiten? Welche Stars sind nicht zu halten?
Erst vor wenigen Tagen wurde Justin Schütz (23) in der DEL als „Stürmer des Jahres“ ausgezeichnet. Mit 27 Treffern holte er sich auch die Torjägerkrone in der Hauptrunde. Nach dem letzten Spiel fuhren die Kollegen zu ihm, um ihn zu herzen – das sah nach Abschied aus. Auch David McIntyre wurde auffallend oft von KEC-Kollegen umarmt. MagentaSport-Experte und Ex-Haie-Profi Kai Hospelt meinte: „Wer weiß, ob wir vielleicht sein letztes Spiel gesehen haben.“ Ob er Schütz oder McIntyre meinte, blieb offen …
Der Vertrag von Schütz läuft wie so viele weitere aus. Auch Goalie Mirko Pantkowski, die Verteidiger Brady Austin, Stanislav Dietz, Jan Luca Sennhenn, Patrick Sieloff und Andrej Sustr haben nur einen Vertrag bis Saisonende. Bei den Stürmern enden die Arbeitspapiere von Louis-Marc Aubry, Jason Bast, Robin van Calster, Alexandre Grenier, Hakon Hänelt, Elias Lindner, David McIntyre, Mark Olver, Carter Proft, Justin Schütz, Frederik Storm, Andreas Thuresson und Tim Wohlgemuth.
Offiziell haben die Haie aktuell also nur noch wenige Spieler mit laufenden Verträgen in ihren Reihen: Goalie Tobias Ancicka (bis 2026), Moritz Müller (bis 2025), Nick Bailen (2025), Maximilian Glötzl (2025), Maximilian Kammerer (2025) und Gregor MacLeod (2026). Fakt ist: Der KEC steht vor einem riesigen Umbruch und massiven Aufräumarbeiten.
Geschäftsführer Philipp Walter kündigte an: „Es geht darum, alles sehr klar aufzuarbeiten und das werden wir tun, mit dann wieder kühlem Kopf. Insgesamt war es eine Saison, mit der wir nicht zufrieden sein können.“ Heißt: Alles steht auf dem Prüfstand, ein klares Bekenntnis zum Trainer wurde nicht abgegeben.
Macht Uwe Krupp als Haie-Coach weiter?
Krupp selber meinte: „Wir haben gekämpft. Wir sind alle total enttäuscht im Moment. Aber ich glaube, es gibt genug Dinge, dass wir sagen können: Wir haben uns teuer verkauft.“ Vor der Saison hatte Krupp gesagt, dass es sein Team sei, von ihm zusammengestellt und ausgewählt. Der Angriff auf den Titel war das Ziel. Ob er nun Konsequenzen ziehe, wurde Krupp auf der Pressekonferenz nach dem Aus gefragt. Seine Antwort ließ tief blicken: „Da gibt es viele Überlegungen, ob das jetzt hier das richtige Forum ist, um darüber zu sprechen, ist die Frage. Ich habe da eine emotionale Antwort drauf, aber es ist keine gute Idee, die jetzt zu geben. Von daher: Was passiert, wird passieren. Das wird dann auch dementsprechend kommuniziert im Laufe der Zeit, denke ich.“ Klingt nach Abschied!
Kapitän Moritz Müller meinte kurz nach dem Aus: „Wir haben es nicht geschafft, als Mannschaft zu verteidigen. Wir haben es über die gesamte Saison nicht gelernt, als Mannschaft Spiele zu gewinnen. Dementsprechend ist unsere Leistungskurve nicht nach oben gegangen. Insgesamt war es kein Eishockey, was einen langfristig erfolgreich macht.“
Müller sagte über die Gesamtsituation mit Zuschauerrekord und sportlich schwacher Leistung: „Es ist unheimlich bitter, denn wir hatten eine tolle Sache am Laufen, mit den Fans, die uns die ganze Saison so zahlreich unterstützt haben. Man hätte eine Euphorie entfachen können. Wenn wir ins Rollen gekommen wäre, hätte ich uns auch gegen Bremerhaven was ausgerechnet, aber wir sind nicht ins Rollen gekommen. Wir haben es nie hinbekommen, konsequent fürs Team zu spielen. Offensiv haben wir uns immer mal wieder in einen Rausch gespielt, haben phasenweise tolles Eishockey gespielt, aber es war kein gutes ‚Verteidigung-geht-vor-Gewinner-Hockey‘.“
Kölner Haie: Bleiben die jungen deutschen Talente?
Um langfristig etwas aufzubauen, müssten laut Müller nun die jungen deutschen Spieler wie Ancicka, Schütz oder Sennhenn gehalten werden. Müller vielsagend: „Wenn die Haie normal funktionieren, müssten diese Spieler langfristig gebunden werden.“ Die Frage ist: Funktionieren die Haie noch normal?
Dass der Kader im Vorfeld der Spielzeit hochkarätig verstärkt wurde, und als talentiertester Haie-Kader der vergangenen Jahre gehandelt wurde, hätte alleine nicht gereicht, so Müller: „Talentlevel ist so etwas, da denke ich an Radprofi Jan Ullrich. Wenn der eine bessere Arbeitseinstellung gehabt hätte, dann wäre es noch viel besser gewesen. Die Arbeit ist manchmal entscheidender als Talent. Wir haben nicht als Einheit gearbeitet, es kam oft Frust rein und dann sind wir in Individualismus verfallen.“
Über die Saison haben die Kölner versucht, diese Probleme in den Griff zu bekommen, aber es hat einfach nicht funktioniert. Müller berichtet: „Wenn wir eins genug hatten, dann sind es Meetings. Aber am Ende zählt die Tat. Ich weiß nicht, warum es nicht geklappt hat.“
Dann ließ er noch eine Bombe platzen, kündigte sein Karriere-Ende an: „Vom Gefühl her, denke ich, dass nächstes Jahr mein letztes Jahr wird. Das fühle ich jetzt gerade.“ Die Haie vor einem Scherbenhaufen, es werden aufwühlende Wochen ...