Der 1. FC Köln kassierte gegen Bayern München die achte Saison-Niederlage in der Fußball-Bundesliga. Steffen Baumgart sorgte dabei für ein Novum und zog hinterher ein gemischtes Fazit.
„Komplett danebengegangen“Novum für FC-Trainer: Baumgart hadert mit seinem Taktik-Kniff
Beim Blick auf die Aufstellung des 1. FC Köln rieb sich so mancher angesichts von Timo Hübers (27), Jeff Chabot (25) UND Luca Kilian (24) verwundert die Augen. Er wird doch nicht…?
Doch! Im Abstiegskampf ist jedes Mittel recht – auch ein System gegen die eigene Überzeugung. So ließ Steffen Baumgart (51) gegen den FC Bayern München (24. November 2023) mit einer Dreier- bzw. Fünferkette spielen. „Wir haben gegen so eine Mannschaft tiefer gestanden, was ich normalerweise nicht so auf meine Fahne schreibe, aber es war notwendig“, sagte der FC-Coach.
Steffen Baumgart: „Habe die Jungs zu hoch gejagt“
Denn es ist eine Formation, die er in seiner Karriere immer strikt abgelehnt hat. „Den Bus parken, können andere“ war stetes sein Motto. Weder in Paderborn noch in Köln griff er daher bislang darauf zurück. Lediglich bei der US-Tour nach Austin im vergangenen Jahr probierte den Abwehr-Verbund aus – mit mäßigem Erfolg. Gegen den Liga-Konkurrenten VfB Stuttgart gab es eine 2:4-Klatsche.
Gegen die Bayern sah das vom Ergebnis zwar deutlich versöhnlicher aus, doch das Resultat täuscht über die klaren Verhältnisse auf dem Platz hinweg. Das Spiel hätte im ersten Durchgang längst entschieden sein können, wenn die Bayern nicht so fahrlässig mit ihren Top-Chancen umgegangen wären und FC-Keeper Marvin Schwäbe (28) keinen Sahne-Tag erwischt hätte.
„Wir wollten die Müdigkeit der Bayern ausnutzen und sie hoch anlaufen und sie damit zu Fehlern zu zwingen. Das ist komplett danebengegangen, weil die Qualität des Gegners zu hoch war“, sagte Baumgart über die Anfangsphase: „Ich nehme das aber auf meine Kappe. Da habe ich die Jungs einfach zu hoch gejagt, und das gegen eine Mannschaft, wo du keinen Stich gehabt hast.“
Das führte gleich in mehreren Situationen dazu, dass die Bayern mit einem Ball hinter die Kette kamen und frei vor Schwäbe standen. Allein Leroy Sané (27) ließ in der ersten Halbzeit Chancen für zwei Spiele liegen.
Erst als der FC in Halbzeit zwei – Baumgart untypisch – Beton anrührte, wurde es deutlich besser. Im 5-4-1 ließ die Mannschaft kaum noch etwas Gefährliches zu, verpasste es gleichzeitig aber auch, selbst aktiv und mutig zu sein. Und so war die auf dem Papier knappe Niederlage am Ende doch eine deutliche Angelegenheit.
„Wenn du das Spiel neutral guckst, dann ist da schon eine gewisse Begeisterung dabei. Wenn du es als gegnerischer Trainer guckst, bist du froh, dass deine Jungs nicht aufgeben und sich den Arsch bis zum Ende aufreißen. Sie hätten uns viel früher killen können. Wir waren leider chancenlos“, sagte Baumgart.
Und nun? Ist die Dreierkette ein Modell für die Zukunft oder verschwindet es bereits beim Abstiegsgipfel in Darmstadtwieder in der Mottenkiste? „Wenn du in einer Situation steckst wie wir, machst du dir unheimlich viele Gedanken. Unser Trainer-Team setzt sich damit sehr akribisch auseinander und punktuell war das ein Matchplan für dieses Spiel. Das bedeutet aber nicht, dass wir eine grundsätzliche Systemumstellung vorhaben. Wir haben das jetzt probiert und werden es uns anschauen und analysieren“, sagte Thomas Kessler (37).
Da der FC in Darmstadt und gegen Mainz dringend Punkte holen muss, kann man eher davon ausgehen, dass Baumgart zu seinen Tugenden zurückkehren und das Visier in beiden Spielen hochklappen wird.