Nach der unter dem Strich erfolgreichen Hinrunde atmet der 1. FC Köln aktuell in der Winter-Pause durch. Zeit, zurückzublicken auf die erste Saisonhälfte: Das EXPRESS.de-Halbjahres-Zeugnis für das Mittelfeld und den Angriff.
FC-Hinrunden-Zeugnis Teil IISturm-Versicherung ragt heraus – Hoffnungsträger wird zur Enttäuschung
Der 1. FC Köln hat unter Gerhard Struber (47) eine erfolgreich Hinrunde in der 2. Liga hingelegt. Der FC sicherte sich mit dem Sieg in Kaiserslautern auf den letzten Drücker die Herbstmeisterschaft. Als Tabellenführer hat der FC zwei Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger Karlsruhe und drei Punkte auf den Relegationsrang. Nach dem bitteren und vermeidbaren Abstieg nimmt die Mannschaft aktuell Kurs auf den sofortigen Wiederaufstieg.
Die kurze Winterpause bietet Zeit für das große Zwischen-Zeugnis! EXPRESS.de hat den Kader unter die Lupe genommen und Noten verteilt. Im zweiten Teil geht es um das Mittelfeld und den Angriff.
Diese Noten verdiente sich das Mittelfeld und der Angriff des FC
Denis Huseinbasic (23)
Er ist der Dauerbrenner beim FC. Der bosnische Nationalspieler gehörte als einziger Kölner in allen 20 Pflichtspielen der Hinrunde zur Startelf und stand mit 1773 Minuten am längsten von allen FC-Profis auf dem Feld. Vor allem im ersten Saisondrittel war er Dreh- und Angelpunkt im Kölner Spiel, holte sich die Bälle tief ab und leitete vorne Chancen in die Wege. Seit er durch die Systemumstellung auf die Sechs gerückt ist, ist sein Spiel deutlich unauffälliger geworden. Er strahlt nicht mehr die Dominanz wie zu Beginn aus, sondern verrichtet seine Arbeit eher im Stillen. Leistete bei Kumpel Gazibegovic wichtige Überzeugungsarbeit.
EXPRESS.de-Note: 2,5
Florian Kainz (32)
Die neue Spielzeit begann äußerst unglücklich für den Österreicher. Erst wurde ihm von Trainer Gerhard Struber die Kapitänsbinde abgenommen, dann zog er sich in der Vorbereitung eine schwere Sprunggelenksverletzung zu, die ihn lange aus der Bahn warf. Der Österreicher kam erst im Schlussspurt so richtig in Gang. Dort bewies er allerdings, dass er immer noch einen enormen Wert für die Mannschaft hat. Mit seinen Vorlagen gegen Fürth und Regensburg, dem herausgeholten Elfmeter im Pokal-Achtelfinale gegen Hertha sowie seinem erlösenden Elfmeter-Tor gegen Nürnberg hat er sich seinen Stammplatz eindrucksvoll zurück erkämpft. Kann er daran nach dem Winter anknüpfen, führt im Mittelfeld kein Weg am Routinier vorbei.
EXPRESS.de-Note: 3
Dejan Ljubicic (27)
Nach einem schwierigen Jahr mit privaten Problemen, zahlreichen Krankheiten und der Enttäuschung über die Nicht-Nominierung für die EM startete Ljubicic mit neuem Elan und wiedergewonnener Spielfreude in die Saison. Dabei ließ er sich im Sommer auch nicht von anderen Angeboten (u.a. Leeds und Wolfsburg) den Kopf verdrehen, sondern konzentrierte sich einzig und allein auf seine Aufgabe beim FC. Nach einem eindrucksvollen Start mit vier Scorer-Punkten an den ersten vier Spieltagen wurde es danach deutlich ruhiger um den Österreicher – bis er im Pokal gegen Hertha und in Kaiserslautern jeweils zum Matchwinner wurde. Struber hält große Stücke auf seinen Landsmann und findet immer irgendwo einen Platz für den flexibel einsetzbaren Mittelfeldspieler. Falls der FC aufsteigt, darf sich der FC-Coach berechtigte Hoffnungen darauf machen, längerfristig mit seinem Schützling zusammenarbeiten zu können.
EXPRESS.de-Note: 3
Mathias Olesen (23)
Der luxemburgische Nationalspieler kommt auch nach seiner Leihe zum Schweizer Erstligisten Yverdon Sport nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus. Hatte seinen goldenen Moment, als er beim Pokalsieg in Sandhausen zum Matchwinner avancierte. Ist ansonsten meist nur als Kurzarbeiter gefragt. Diese Rolle füllt er allerdings verlässlich aus, so wie beim hart erkämpften 1:0-Sieg in Münster, als er bereits nach 24 Minuten für den verletzten Timo Hübers ins Spiel kam und ordentlich aufräumte im Mittelfeld. Dass er da ist, wenn man ihn braucht, schätzt auch Trainer Struber am gebürtigen Dänen. Er nennt ihn einen „verlässlichen Partner“. Wird weiter sehr hart um Spielminuten und damit auch um einen neuen Vertrag kämpfen müssen. Fällt vorerst mit einer Rückenverletzung aus.
EXPRESS.de-Note: 4
Marvin Obuz (22)
Kam mit ordentlich Rückenwind und Selbstvertrauen von seiner Leihe aus Essen zurück. Wollte nach dem erfolgreichen Abstecher endlich auch bei seinem Heimatklub durchstarten. Eine schwere Oberschenkelverletzung, die er sich im letzten Saisonspiel der 3. Liga zugezogen hatte, machte ihm bei seinen Plänen allerdings einen Strich durch die Rechnung. Er verlor den Schwung und rannte von Anfang an nur hinterher. Coach Struber findet zu seinem eigenen Bedauern einfach keinen Platz im Team für das Eigengewächs. Denn der Österreicher hält große Stücke auf den schnellen Mann, kriegt ihn aber nicht in Spielzeit. 82 Minuten verteilt auf vier Zweitliga-Einsätze sind eine ernüchternde Bilanz. Aktuell deutet wenig daraufhin, dass sich die Situation nach dem Winter ändern wird. Obuz muss sich gewaltig stecken, um in diesem System Land zu sehen. Nicht ausgeschlossen, dass sein Weg in Köln im Sommer endgültig zu Ende geht. Der Vertrag läuft 2025 aus.
EXPRESS.de-Note: -
Mark Uth (33)
Er hatte sich im Sommer so viel vorgenommen, absolvierte sogar extra eine gesonderte Vorbereitung, um nach quälenden Seuchenjahren endlich wieder auf die Beine zu kommen. Dann passierte in Elversberg das Drama, als sein Comeback-Versuch bereits nach sechs Minuten mit einer Adduktorenzerrung endete. Brauchte danach wieder ewig, um den Anschluss herzustellen. Als er dann hinten raus wieder fit und einsatzbereit war, bremste ihn Struber aus. Während sich Uth deutlich mehr Spielzeit ausgemalt hatte, ließ der Österreicher den Spielmacher lediglich als Kurzarbeiter ran. Nach einer abermals verkorksten Hinrunde stehen lediglich 37 Minuten Einsatzzeit zu Buche.
EXPRESS.de-Note: -
Luca Waldschmidt (28)
Es liegen (immer noch) Welten zwischen dem, was der Offensivmann kann und was er Woche für Woche auf dem Platz zeigt. Der ehemalige Nationalspieler bringt eigentlich alles mit, was ein Topspieler haben muss, er kriegt seine PS aber einfach nicht regelmäßig auf die Straße. Viel zu selten lässt er sein Können und seine unnachahmliche linke Klebe aufblitzen – wie bei seinen Traumtoren gegen Kiel im Pokal und Ulm in der Liga. Auf solche Spiele folgten dann desolate Auftritte wie gegen Darmstadt, Paderborn oder Münster, in denen er abtaucht und der Mannschaft keine Hilfe ist. Es fehlt schlicht und ergreifend die nötige Konstanz, einzelne Geistesblitze werden auf Dauer nicht ausreichen. Muss eindeutig eine Schippe drauflegen, um einen Platz unter Struber zu finden.
EXPRESS.de-Note: 4
Linton Maina (25)
Entschied sich vor der Saison für einen Verbleib beim FC, obwohl er sich nach seinen Erfahrungen in Hannover eigentlich nicht mehr in der 2. Liga sieht. Legte dann gleich los wie die Feuerwehr und war sichtlich gewillt die Scharte Abstieg auszuwetzen. In den ersten neun Zweitliga-Partien steuerte er überragende acht Scorerpunkte bei. Danach wurde es etwas ruhiger um den pfeilschnellen Außen, der zwar die gegnerischen Abwehrreihen ordentlich durcheinanderwirbelt, vor dem Tor aber noch zu häufig die falsche Entscheidung trifft. Oft bricht er bis zur Grundlinie durch, nimmt dann aber nicht den Kopf hoch. Wenn er selbst den Abschluss sucht, fehlt häufig die Präzision, wie in Kaiserslautern als er gleich zwei Top-Chancen liegen ließ. Muss weiter an der Effizienz arbeiten, dann kann er ein Unterschiedsspieler sein.
EXPRESS.de-Note: 2,5
Tim Lemperle (22)
Er ist neben Julian Pauli DIE Entdeckung der Saison. Kam nach einer überzeugenden Leihe nach Fürth zwar gestärkt und mit dem nötigen Rüstzeug für die 2. Liga zurück, das waschechte Torjäger-Gen hat er aber erst unter Struber entwickelt. Stellte seine Tor-Marke aus Fürth (sechs Treffer) bereits am zwölften Spieltag gegen Münster ein. Steht jetzt schon bei acht Buden und vier Vorlagen, obwohl er die letzten beiden Partien mit einer Oberschenkelverletzung verpasste. Er schoss dabei aber nicht irgendwelche Tore, sondern in der Regel die wichtigen: So gewann der FC drei der letzten vier Auswärtsspiele dank Lemperles Toren jeweils mit 1:0 (Vereinsrekord). Soll den FC jetzt noch zum Aufstieg schießen, bevor er die Biege macht. Denn sein Abschied vom Geißbockheim ist beschlossene Sache. „Ich mag Tim Lemperle einfach gerne – er ist nicht nur ein guter Spieler, sondern auch ein cooler Typ. Deshalb tut es mir menschlich schon weh. Natürlich würde ich mir wünschen, dass er ewig lang hier bleibt und mit uns auf Punktejagd geht. Aber wenn es nicht so ist, dann ist das Teil des Geschäfts. Da habe ich Verständnis und Respekt für seine Entscheidung. Man kämpft eine Zeitlang um den Spieler, dann ist es aber auch wichtig, loszulassen“, sagt Trainer Struber im Gespräch mit EXPRESS.de.
EXPRESS.de-Note: 1,5
Damion Downs (20)
Stand in der Hinrunde etwas im Schatten von Tim Lemperle, dabei lesen sich seine Statistiken ebenso beeindruckend. Downs steuerte bislang starke sieben Tore bei und legte drei weitere Treffer auf. Für seine Tore brauchte er auch weniger Zeit als sein Sturm-Kollege. Während Lemperle im Schnitt 140 Minuten für einen Treffer benötigt, sind es beim deutschen U20-Nationalspieler lediglich 129 Minuten. Muss sich im Januar gegen neue Konkurrenz beweisen, der FC sucht händeringend einen zusätzlichen Stürmer für die Rückrunde. Wenn er weiter an sich arbeitet und das Phlegma, das ihn ab und zu befällt (wie in Regensburg oder zuletzt in Kaiserslautern) ablegt, gehört ihm zweifelsfrei die Zukunft. Apropos Zukunft: Der FC sollte schleunigst Nägel mit Köpfen machen und dem Angreifer ein neues Arbeitspapier vorliegen, bislang gab es nämlich noch keine Gespräche über eine Verlängerung des bis 2026 datierten Vertrags.
EXPRESS.de-Note: 2
Florian Dietz (26)
Angesichts von lediglich 51 Minuten verteilt auf drei Liga-Partien ist es inzwischen völlig unverständlich, warum Christian Keller (46) den Vertrag des Stürmers im vergangenen Juli um ein Jahr bis 2026 verlängert hat. Dietz spielt in den Planungen von Gerhard Struber keine Rolle und bekam auch angesichts der enormen Konkurrenz nie eine wirkliche Chance. Deshalb sucht der Neuner jetzt einen Ausweg aus der aussichtslosen Situation. Klub und Spieler peilen eine Trennung im Winter an. Aktuell prüft Dietz verschiedene Angebote aus der 2. und 3. Liga (u.a. Rot-Weiss Essen), Österreich (u.a. SCR Altach) und der Schweiz. Eine Entscheidung, wo es hingeht, soll spätestens Anfang Januar fallen.
EXPRESS.de-Note: -
Steffen Tigges (26)
Er hat eine Vorrunde zum Vergessen hinter sich. Nach dem Abschied von Davie Selke hatte der groß gewachsene Stürmer seine Chance in vorderster Front gewittert. Doch die Bilanz nach einem halben Jahr Struber ist mehr als ernüchternd: neun Kurzeinsätze, 0 Tore, 0 Assists. Sieben Mal schaffte er es nicht mal in das 20er-Aufgebot für den Spieltag. Obwohl die Zahlen eine deutliche Sprache sprechen und Tigges als Torjäger a.D. aktuell nicht gebraucht wird, deutet vieles daraufhin, als ob er im Gegensatz zu seinen Sturm-Partnern Dietz und Adamyan im Winter nicht das Weite sucht. Ihm liegen zwar Angebote aus diversen Ligen vor, doch er will sich wohl beim FC durchbeißen. Wohlwissend, dass die Aussicht auf Spielzeit nicht größer wird, wenn der FC mit dem gewünschten neuen Neuner ins neue Jahr geht.
EXPRESS.de-Note: 5
Sargis Adamyan (31)
Er wird als großes Missverständnis in die Klub-Geschichte eingehen. Der Angreifer konnte auch in der Zweitliga-Hinrunde nicht nachweisen, warum Christian Keller einst viel Geld für ihn bezahlte und mit einem üppigen Vertrag ausstattete. Nachdem er seine letzte Chance gegen Paderborn kläglich verspielt hatte, fand Struber ab dem 11. Spieltag keine Verwendung mehr für den Stürmer. Nach für beide Seiten enttäuschenden zweieinhalb Jahren stehen die Zeichen im Winter auf Trennung. Während die Adamyan-Seite aktuell die Angebote prüft, eine Fährte führt dabei zu seinem Ex-Klub Jahn Regensburg, wäre der FC froh, den Stürmer von der Payroll zu bekommen. Es hat einfach nicht gepasst.
EXPRESS.de-Note: 5,5
Jaka Cuber Potocnik (19)
Sein Name wird auf ewig mit der Transfersperre für den 1. FC Köln verknüpft sein. Obwohl der Junge nicht dafür kann, ist die Sache nicht spurlos am jungen Angreifer vorbeigegangen. Potocnik schleppt seitdem einen schweren Rucksack mit sich herum, der ihn aktuell in seiner Entwicklung ausbremst. Denn sportlich spielt der slowenische U19-Nationalspieler keine Rolle unter Gerhard Struber. Sein einziger Einsatz ist mittlerweile drei Monate her, danach pendelte er zwischen Bank und Tribüne. Auch in der U21 überzeugt er schon länger nicht mehr. Daher suchen die Verantwortlichen nach einem Ausweg aus der Krise für ihren Schützling. Eine mögliche Option wäre ein temporärer Tapetenwechsel, um andernorts den Ballast der letzten Jahre abzuschütteln und fernab des Geißbockheimes wieder in die Spur zu kommen. Doch sowohl der Spieler als auch Familie und Berater wollen sich nach EXPRESS.de-Informationen beim FC durchsetzen und haben aktuell kein Interesse an einer Leihe. Es droht die Sackgasse.
EXPRESS.de-Note: -