An der Seite von FC-Coach Steffen Baumgart verfolgte der frühere Trainer des 1. FC Köln und Bayer 04 Leverkusen, Christoph Daum, das Topspiel der Werkself gegen den FC Bayern (1:5). EXPRESS.de sprach mit ihm über die dominanten Münchner, die Rolle von Leverkusen in der Liga und die Chancen des FC im Derby gegen Bayer.
„Hat gesehen, dass sie verwundbar sind“Daum glaubt an Baumgarts Bayer-Wunder
Leverkusen. Auch Christoph Daum (67) hatte sich in der BayArena auf ein absolutes Topspiel gefreut. 21 Jahre, nachdem er mit Bayer Leverkusen Bayern München um ein Haar den Titel abgeluchst hätte, bekam der frühere Star-Trainer die Machtverhältnisse im deutschen Fußball noch einmal in aller Deutlichkeit demonstriert.
Als Sitz-Nachbar von FC-Trainer Steffen Baumgart (49) verfolgte der Kölner die Partie und sieht für Bayer Leverkusen eine bedrohliche Situation kommen. „Leverkusen ist verwundbar, dass hat Steffen gesehen. In der Form, in einem ausverkauften Kölner Stadion mit all der Wucht, da könnten sie Probleme bekommen, überhaupt einen Punkt zu holen“, sagt Daum im EXPRESS.de-Gespräch.
Christoph Daum: „Bayer muss kompakter werden.“
Christoph Daum, Sie waren am Sonntag, 17. Oktober 2021, in der BayArena zu Gast. Was haben Sie aus Ihrer Sicht für ein Spiel erlebt?
Meine Sicht ist in dem Fall die Leverkusener. Und da musste man erkennen, dass die Mannschaft doch noch sehr jung ist und einiges lernen muss. In so einem Spiel musst du dann doch viel kompakter stehen, kannst nicht mit vier, fünf Mann vorne drauf gehen und den Bayern derart viele Räume geben.
Wer auf eine spannende Meisterschaft gehofft hat, könnte wieder enttäuscht werden. Vor zwanzig Jahren kämpfte Bayer das letzte Mal bis kurz vor Schluss um den Titel. Sind diese Zeiten vorbei?
Das waren andere Zeiten damals, die Schere ist dann doch noch einmal ganz weit auseinandergegangen. Die Bayern sind der einzige Verein in Deutschland, der seine Topspieler nicht abgeben muss. Und wenn dann doch mal einer geht wie David Alaba, dann machen die Bayern das, um ein Zeichen zu setzen. Hätten sie ihn halten wollen, würde er noch da spielen.
Mit Julian Nagelsmann (34) kommt dann noch der Trainer als Faktor dazu…
Naja, viel mehr als das Triple wie Hansi Flick kann man nicht holen. Aber nach oben zu kommen, ist leicht, oben zu bleiben ist das schwierige. Und da kann man die Arbeit von Nagelsmann nur bewundern. Wie er es schafft, die Spannung trotz aller Erfolge hochzuhalten, das ist schon stark. Er ist ein herausragender Trainer, er ist noch sehr jung und sammelt auf sehr hohem Niveau seine Erfahrungen.
Christoph Daum hält Loblied auf Steffen Baumgart
Sie saßen neben Steffen Baumgart während des Spiels. Wie haben Sie ihn erlebt?
Wir haben in der Pause und nach dem Spiel schon ein bisschen über Fußball gefachsimpelt. Er ist ein absolut erfolgsorientierter und sympathischer Mensch. Manchmal sind mir die jungen Kollegen heute zu verkopft, aber er ist einer, der Menschen begeistern und mitreißen kann.
Aber die Konstellation zwischen dem Spiel Bayer gegen Bayern und dem rheinischen Duell am Sonntag könnte unterschiedlicher nicht sein. Kann man da als Trainer überhaupt etwas mitnehmen?
Ich denke schon, Steffen hat gesehen, dass Bayer verwundbar ist. Und das wird er ausnutzen wollen. Natürlich ist es für den FC schwierig, die Ausfälle von Skhiri und Hector in Hoffenheim zu kompensieren. Aber mir imponiert, dass Baumgart da nicht von seiner Marschroute abweicht. Mit den fanatischen Fans im Rücken, mit all der Wucht, da könnte Bayer Probleme bekommen, überhaupt einen Punkt zu holen. Leverkusen ist anfällig für extrem schnelles Umschaltspiel – und genau diese Marschroute gibt Baumgart seiner Mannschaft vor.