Historische HeimniederlageDem FC bleibt nach dem Fehlstart nur eine Option

Die Mannschaft vor der Südtribüne nach dem Spiel (1. FC Köln).

Nach dem Schlusspfiff gegen Stuttgart (30. September 2023) spendeten die Fans in der Südkurve den Spielern des 1. FC Köln noch aufmunternden Applaus.

Der 1. FC Köln hat seine Krise nach der Heimniederlage gegen Stuttgart verschärft. Resignation macht sich auf vielen Ebenen breit. Ein Kommentar zur Situation rund um das Baumgart-Team.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Die Pleite des 1. FC Köln gegen den VfB Stuttgart war eine historische. Nach dem 0:2 gegen den VfB hat der FC mit 220 Heimniederlagen nun die meisten der Teams in der Bundesliga-Geschichte kassiert. Es braucht nicht viel Pessimismus, dass weitere hinzukommen werden.

Nach zwei Jahren voller Begeisterung und einer Europapokal-Teilnahme herrschen beim FC in dieser Saison wieder Zustände wie in der Vor-Baumgart-Zeit. Fans, die weit vor dem Abpfiff aus dem Stadion rennen, Ratlosigkeit und Frust bei Beteiligten und Betrachtern. Beim FC regiert derzeit auf vielen Ebenen nur das Prinzip Hoffnung. Hoffnung, dass mal ein Ball richtig ankommt, dass der Knoten platzt, dass drei Teams seltener punkten.

1. FC Köln: Viele Durchhalteparolen nach dem Fehlstart

Der FC hat sich im Tabellenkeller mit nur einem Punkt eingenistet, steht inzwischen auf einem Abstiegsplatz. Die nächsten Aufgaben Leverkusen, Mönchengladbach und Leipzig versprechen keine Erfolgsserie. Einmal mehr legten alle nach dem Stuttgart-Spiel die Standard-Platte auf: Man habe alles probiert, man könne den Spielern keinen Vorwurf machen, man müsse bei sich bleiben.

Alles zum Thema Mark Uth

Doch hinter den Durchhaltefloskeln steckt eine brutale Wahrheit: In der aktuellen Verfassung wird es der FC schwer haben, mindestens drei Teams in der Tabelle hinter sich zu lassen. Die Personalsituation ist schwierig bis dramatisch. Auf der Tribüne saßen wertvolle Kräfte wie Benno Schmitz, Eric Martel, Jan Thielmann und Mark Uth. Die Verletzungsprobleme treffen das Team aktuell doppelt hart.

Während der VfB mit Undav den früheren Torschützenkönig Belgiens, den von vielen umworbenen Silas, den Ex-Dortmunder Zagadou und den gestandenen Profi Mittelstädt einwechseln konnte, waren die Jung-Profis Damion Downs und Max Finkgräfe Kölns Hoffnungsträger nach dem Rückstand.

Mark Uth und Jonas Hector auf der Tribüne.

Leider nur Tribünengäste statt auf dem Platz: Mark Uth und Jonas Hector beim Spiel gegen Stuttgart.

Millionen-Stürmer Sargis Adamyan blieb hingegen ebenso wie Neuzugang Jacob Christensen auf der Bank. Der Däne sollte eigentlich vom Saisonstart an eine feste Größe im defensiven Mittelfeld sein. Stattdessen musste sich dort Denis Huseinbasic ein ums andere Mal seine Grenzen aufzeigen lassen. Dass seit Saisonbeginn Neu-Kapitän Florian Kainz völlig verunsichert agiert und seine richtige Rolle sucht, komplettiert das Personaldesaster.

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Bei Baumgart war nach dem erneuten Rückschlag die Resignation spürbar. Gleichwohl will er an seinem Fußball-Konzept festhalten. Seine Spieler liefen vier Kilometer mehr als die Gäste, schlugen 20 Flanken, die aber nahezu alle verpufften. Die Idee mit Doppelspitze Steffen Tigges und Davie Selke floppte brutal.

Christian Keller: „Qualitätsfrage stellen wir gerne nach 34 Spieltagen“

Und Sportchef Christian Keller lehnte einmal mehr kritische Fragen über den von ihm zusammengestellten Kader ab. „Die Qualitätsfrage können wir gerne nach 34 Spieltagen stellen, aber nicht nach sechs“, sagte der Ex-Regensburger. Nur könnte es dann schon ein böses Erwachen gegeben haben.

Auch wenn sich gerade in Internet-Foren und den sozialen Medien überraschend viel Kritik über Trainer Baumgart zusammenbraut, stellt er doch die einzige Überlebenschance dar. Aus individuell schwächeren Spielern hat er schon zwei Jahre ein starkes Kollektiv geformt. Diese Aufgabe muss er nun erneut meistern.