Zukunftsinvestition oder teure Daddelbude?FC zahlte Millionen-Summe für SK Gaming
Köln – Mittlerweile gehört es in der Bundesliga beinahe schon zum guten Ton, auch auf den Konsolen ein Team in den Wettbewerb zu stellen. Auch der 1. FC Köln wollte beim Kampf auf dem Computerspiele-Markt dabei sein – es passte perfekt in die Digitalisierungsstrategie, die der Klub auf vielen Ebenen konsequent vorantrieb.
1. FC Köln greift mit SK Gaming an
Statt eine eigene Abteilung zu gründen, ging der FC in die Vollen und stieg bei einem der Top-Unternehmen der Branche ein: Schon eine ganze Weile kooperierte der FC mit der „SK Gaming“, dann entschloss sich der Klub, die Kölner Firma, eins der führenden E-Sport-Unternehmen auf dem Markt, zu übernehmen.
Dafür erwarb der 1. FC Köln die Vorratsgesellschaft „Altstadtsee 364. V V GmbH“ und wandelte sie in die 1. FC Köln Beteiligungs GmbH um. Als Geschäftsführer wurden Alexander Wehrle und der damalige Sportchef Armin Veh berufen. Die neue Konzerntochter stieg dann ins E-Sport-Geschäft ein, in dem sie neben der Mercedes-Benz AG ein Drittel der Anteile an der „SK Gaming“ erwarb, der Rest blieb in Händen des Gründers Alexander Müller. Am 30. November 2018 wurde der Vertrag laut des im Juli veröffentlichen Konzernabschlusses der 1. FC Köln KGaA geschlossen, im Mai 2019 waren die aufschiebenden Bedingungen („Closing Conditions“) erfüllt und der Deal mit der „Esforce Holding Limited, Limassol/Zypern“ ging endgültig über die Bühne.
1. FC Köln zahlt 3,65 Millionen Euro
Im Januar 2019 präsentierte der FC den Deal mit SK Gaming-CEO Alexander Müller, damals freut sich Wehrle: „Unsere bisherige Kooperation hat gezeigt, dass der FC und SK Gaming sehr gut zusammenpassen. Nun gibt es eine einmalige Gelegenheit, in ein Top-Unternehmen des boomenden E-Sport einzusteigen, zu dem wir eine persönliche Bindung haben und mit dem wir unsere Verwurzelung in Köln teilen. Diese Chance wollten wir nutzen. Dass neben uns auch Daimler Anteilseigner wird, zeigt, wie rasant sich der E-Sport entwickelt hat und welche wirtschaftlichen Potenziale er hat.“
Wie EXPRESS erfuhr, griff der Klub dafür tief in die Tasche. 3,65 Millionen Euro war dem FC das Abenteuer Gaming wert, weil die Firma aber noch ein Minus von etwas über einer Millionen Euro vor sich herschob, muss die 1. FC Köln KGaA insgesamt 4,2 Millionen Euro abschreiben. Weil man selbst im Zweitliga-Jahr laut Konzernbilanz dank des Verkaufs von Serhou Guirassy ein Plus von einer Million Euro aufweisen konnte, war das Invest damals vertretbar.
Ist das Kölns teuerste Daddelbude oder eine mutige Zukunftsinvestition? „Dass mit der Telekom ein weiterer Dax-Konzern als vierter Anteilseigner eingestiegen ist, zeigt ja schon, dass das ein Investment in die Zukunft war. Sie haben ja noch einmal in das Unternehmen investiert“, sagt Wehrle. Inzwischen halten alle vier jeweils Anteile von 25 Prozent an der Gesellschaft.
Corona zieht FC-Finanzen in den Keller
Damals konnte natürlich niemand absehen, dass der Verein nach dem Aufstieg massiv in eine bundesligataugliche Mannschaft investieren müsste und dass dann auch noch Corona die Klubfinanzen komplett in den Keller ziehen würde. Vier Jahre muss man nun den Kaufpreis noch abschreiben, zumal die Gesellschaft, die Spitzenteams in unterschiedlichen Computerspielen in Wettkämpfe schickt, bislang keine Gewinne abwirft. Allerdings bekam SK Gaming eine Lizenz für die Champions League der League of Legends, ein eindeutiges Plus für die Gesellschaft. Wehrle: „Man muss aber auch die Beteiligung betrachten, die jetzt schon an Wert gewonnen hat. Wieviel weiß man letztlich erst, wenn ein Interessent auf den Markt tritt und dir für deine Anteile etwas bietet.“
Zudem: Der Computerspiel-Markt dürfte angesichts der Corona-Pandemie weiter boomen – und die SK Gaming könnte auf lange Sicht zur lohnenden Investition werden.