Kind der BundesligaEx-FC-Boss Michael Meier: 70 Jahre - doch noch lange nicht fertig
Köln – Still und heimlich hat er Jubiläum gefeiert.
Michael Meier (70), im November bereits feierte er runden Geburtstag. Als echtes Kind der Bundesliga hat er in mehr als vier Jahrzehnten im Geschäft Profi-Fußball so viel erlebt wie kaum ein anderer.
Im EXPRESS spricht Meier darüber - und wie es ihm heute geht.
„Ich hatte stets das Gefühl auf der Sonnenseite des Lebens geboren zu sein. Heute weiß ich, dass ich mir das nicht nur eingebildet habe, denn ich habe in meinem Leben viel Glück gehabt und bin dem Schicksal sehr dankbar. Dies lässt sich an vielen Stationen meines bisherigen Lebens festmachen“ beginnt er zu erzählen.
Meier über...
seine Kindheit: Ich hatte das Glück in eine wunderbare Familie geboren zu werden und das als jüngstes von fünf Kindern . Da bist du nicht in der Sandwich-Position und bist auch nicht das älteste Kind, welches für alle nachkommenden Freiräume erkämpfen muss. Der erste Berufswunsch, den ich hatte, war Papst.
sein Berufsweg: Der erste Berufswunsch, den ich hatte, war Papst zu werden. Insofern war meine Entscheidung, die Gymnasialzeit in einer Klosterschule zu verbringen, konsequent. Heute kann ich von Glück sprechen, mich nicht für ein zölibatäres Leben entschieden zu haben.
wie er zum FC kam: Nach dem BWL- Studium habe ich meine ersten beruflichen Erfahrungen im Bereich Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung gesammelt. Ich musste feststellen, dass das nicht meine Berufung war. Freunde, die meine berufliche Unzufriedenheit, aber auch meine Leidenschaft für den Fußball kannten, haben mich auf einer Party darauf aufmerksam gemacht, dass der 1.FC Köln einen Geschäftsführer als Nachfolger von Karl Heinz Thielen sucht. Ich habe mich beworben und wurde genommen. Das ist doch auch Glück. Obwohl ich glaubte, beruflich die Weichen in eine für mich falsche Richtung gestellt zu haben, steuerte ich beim FC von heute auf morgen meine berufliche Südsee an. Deswegen bin ich dem FC bis zum heutigen Tag dankbar. Deshalb auch mein besondere Verhältnis zu diesem Klub. Mit dem Pokalsieg 1983 lernte ich quasi als sportliche Krönung zum ersten Mal das Gefühl eines Titelgewinns kennen.
die weiteren Stationen: In Leverkusen gewannen wir nach einem halben Jahr den UEFA Cup, auch da hieß es: Glück gehabt. Dann hatte ich das Glück plötzlich zu meinem Verein Borussia Dortmund zu wechseln. Der damalige Präsident Gerd Niebaum sagte, man muss einen Westfalen zurück in seine Heimat holen. Wir brachten den BVB auf Augenhöhe zu den Bayern, feierten drei Deutsche Meisterschaften, gewannen die Champions League und den Weltpokal. Privatisierung und Ausbau des Stadions sowie der erste Börsengang eines deutschen Fußballclubs waren eine berufliche Abrundung, aber auch Herausforderung. Das dies gelungen ist, macht mich genauso glücklich, wie die Lösung der zum Schluss auftretenden wirtschaftlichen Probleme. Nachdem man mich dort nicht mehr brauchte, hatte ich das Glück, nochmal vom FC gefragt zu werden, in einer schwierigen Situation zu helfen.
seinen Job nach dem Fußball: Selbst als der FC mich nach dreißig Jahren in diesem Geschäft zum ersten Mal entlassen hat, hatte ich noch das Glück, dass mich die Bankenwelt angesprochen hat, mein Netzwerk aus dem Fußball gewinnbringend einzubringen. Dazu wurde ich Partner einer Personalberatungsgesellschaft. Wenn jemand, wie ich, in seinem bisherigen Berufsleben im wesentlichen Teams zusammenstellen und erfolgreich führen musste, so sind das ideale Voraussetzungen für ein professionelles Personalmanagement.
seine Ziele: Ich stelle mich heute nicht hin und sage: Das war’s. Ich bin glücklich mit dem, was ich erleben durfte, habe mir aber zunächst für die nächsten zehn Jahre noch viele Ziele gesetzt.
Dinge, die ihm heute missfallen: Werte, wie Loyalität gegenüber den Arbeitgebern und Vertrauen in andere Menschen verlieren an Bedeutung. Mir kann keiner erzählen, dass es ohne Loyalität gegenüber dem Verein und Publikum geht.
seine Trainer-Entdeckung in Dortmund schlechthin, Ottmar Hitzfeld: Der wäre beinah zu Leverkusen gekommen. In der Endausscheidung hatten wir Hitzfeld und Rinus Michels. Die größere Erfahrung gab den Ausschlag für Michels. Ottmar Hitzfeld war für mich allerdings so überzeugend, dass ich ihm sagte:“ Wir werden noch einmal beruflich zusammenfinden.“ Für mich ein Glück, dass ich Wort halten konnte.
Christoph Daum: Auch Daum beim FC zum Cheftrainer zu machen, war eine Überraschung, den kannten nur wenige. Wir ließen uns damals von dem Gedanken tragen: Wir brauchen jetzt keinen Namen, sondern einen, der arbeitet. Dass er allerdings eine solch erfolgreiche Trainerkarriere einschlagen würde, habe ich damals ehrlicherweise nicht gewusst.
Udo Lattek: Nicht nur Können, sondern auch Glück-das hat kaum jemand so verkörpert wie Udo Lattek. Er hat das mit dem blauen Pullover symbolisiert. Als wir mit dem BVB drohten abzusteigen, haben wir ihn geholt. Glück und Erfolg - das verkörperte keiner besser als Udo.
den vielleicht größten Fehler: Mein größter Fehler ist vielleicht auch eine meiner Stärken.
Ich bin immer loyal und stelle mich vor Menschen und Partner, die in der Öffentlichkeit angegriffen werden. Das ist mir negativ ausgelegt worden und somit stand ich dann selbst in der Kritik. Aber so bin ich nun mal.