Bewegende Stadion-MomenteTränen und viel Musik bei Daum-Trauerfeier: „Mach et joot, Christoph“

Am Donnerstag fand in würdigem Rahmen die Gedenkfeier für den verstorbenen Fußballtrainer Christoph Daum statt. Im Rhein-Energie-Stadion in Köln waren zahlreiche Fans und Wegbegleiter dabei.

Der komplette Mittelkreis gehörte Christoph Daum. „Mach et joot, Christoph“, stand dort in großen Buchstaben auf einem schwarz-weißen Banner des verstorbenen Trainers. Drumherum waren die Fahnen von 29 Bundesliga-Klubs drapiert.

Hier, in Daums Stadion in Müngersdorf, fand am Donnerstag (12. September 2024) die große Gedenkfeier für die Trainerlegende statt. Die Impressionen gibt es in der Bildergalerie oben. Der ehemalige Coach des 1. FC Köln, von Bayer Leverkusen oder dem VfB Stuttgart war am 24. August nach langem Kampf gegen den Krebs im Alter von 70 Jahren verstorben.

Trauerrede für Daum: Litti und Meier kämpfen mit den Tränen

Das Kölner Stadion war ein besonderer Ort für ihn: Hier feierte er seine ersten großen Erfolge als junger FC-Trainer. Hier heiratete er im Jahr 2007 seine Angelica, als beide von den Toren aufeinander zugingen und sich im Mittelkreis beim Pfarrer trafen. Hier wurde Daum wie ein Messias von den Fans beim Training nach seiner Klub-Rückkehr im Jahr 2006 gefeiert. Jetzt hieß es Abschied nehmen von einem ganz Großen.

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Um 15.30 Uhr eröffnete Thomas Helmer (59) die Zeremonie vor gut 3000 Fans. Er würdigte den ehemaligen Coach, der Meisterschaften in drei europäischen Ligen (Deutschland, Österreich, Türkei) holte.

„Er war Botschafter des deutschen Fußballs. Er konnte Menschen begeistern und Brücken bauen“, so Helmer, der auch erzählte, wie Daum ihn einst nach Köln holen wollte. Er konnte ihn mit seiner Art vom FC begeistern und überzeugen, aber der BVB ließ ihn nicht gehen.

Danach spielten die Höhner den Song: „Echte Fründe“ – einer von Daums Lieblingssongs, der auch auf seinem 70. Geburtstag am 24. Oktober 2023 gespielt wurde.

In weiteren Reden würdigten FC-Präsident Werner Wolf, Ex-Manager Michael Meier, VfB-Boss Alexander Wehrle, DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Ex-Profi Pierre Littbarski (kämpfte mit den Tränen: „Ich habe drei Personen gleichzeitig verloren: Meinen Lieblingstrainer, einen außergewöhnlichen Menschen und einen Freund. Christoph, danke, dass ich in deinem Leben sein durfte, ich habe dich lieb.“).

Fenerbahce-Präsident Ali Koc reiste aus der Türkei an und dankte Daum für unvergessliche Momente. Kaan Sakul, Generalsekretär von Besiktas, meinte: „Wir werden ihn vermissen, aber niemals vergessen.“ Auch Bundesminister Cem Özdemir würdigte das Leben von Daum: „Seine Haltung könnten wir heute gut gebrauchen in unserer Gesellschaft. Vor allem seinen Mut, er hat Brücken gebaut und Menschen verbunden.“

FC-Boss Wolf sagte über Daum: „Er war ein sehr emotionaler Mensch, der in der Lage war, Teams und Menschen zu begeistern. Er war für mich auch ein Wandler zwischen den Welten. Er hat vermittelt zwischen den verschiedenen Ländern, das hat mich immer sehr beeindruckt.“

Etliche frühere Weggefährten adeln Christoph Daum

Als Zwischenstücke liefen über die Stadionlautsprecher weitere Songs, die Daum liebte: von Bruce Springsteen „Streets of Philadelphia“, „Ich liebe das Leben“ von Vicky Leandros oder „Baby, can I hold you“ von Tracy Chapman. Auch der Turkish Chamber Orchestra and Choir spielte. Ebenso hörten die Trauergäste den gefühlvollen Song „My own true Love.“ Und „Nur die Liebe gewinnt“ von Brings.

Im Stadion waren Daums Frau Angelica Camm-Daum, Sohn Marcel und Janine (aus erster Ehe) sowie Jean Paul und Cara-Julie, die er gemeinsam mit Angelica hatte. Auch seine erste Frau Ursel war im Stadion, ebenso wie zahlreiche Prominente wie Alexander Wehrle, Falko Götz, Cem Özdemir, Michael Meier, Thomas Helmer, Rudi Völler, Clemens Tönnies, Patrick Helmes, Icke Häßler, Oliver Pocher.

RTL-Moderatorin und Daums Nachbarin Katja Burkard bedankte sich im Namen der Familie für die gewaltige Anteilnahme. Die Urnen-Bestattung fand im engsten Familien- und Freundeskreis statt.

Ex-Manager Meier musste seine Rede mehrfach unterbrechen, da er mit den Tränen kämpfte, als er über gemeinsame Zeiten sprach. Meier nahm bei seinen Schlussworten dann alle Kraft zusammen: „Du warst für den 1. FC Köln ein würdiger Repräsentant, ebenso für die Stadt Köln. Ich bin dankbar, dass ich dein Freund sein durfte.“ Das Publikum reagierte empathisch mit leisem Applaus.

Burkard war ebenso vor Ort wie der enge Daum-Freund Reiner Calmund. DFB-Präsident Bernd Neuendorf sagte in seiner Trauerrede: „Seine Spieler gingen für ihn durchs Feuer, liefen sogar über Scherben. Er hatte eine einzigartige Gabe, Menschen zu motivieren. Er war ein akribischer Arbeiter, ein Meister seines Fachs. Es gab aber auch den stillen, nachdenklichen Daum, er war zuvorkommend und hatte einen Blick für Menschen, denen es nicht so gut ging.“

Wehrle erzählte über den ehemaligen Coach: „Er war Meistertrainer 1992. Das war sein Meisterstück. Da kam am letzten Spieltag alles durch, was Christoph vorgelebt hat. Überall, wo er war, hat er Erfolg gehabt. Als Mensch war er eine besondere Persönlichkeit, weil er in allen Facetten ausgedrückt hat, was das Leben auszeichnet. Er hat Rückschläge mitgenommen, ist wieder aufgestanden, hatte Humor und hat den nächsten Erfolg eingefahren. Die letzten zwei Jahre habe ich ihn bewundert, wie er die Krankheit angenommen hat und anderen Menschen Mut gemacht hat.“