FC-KriseBaumgart spricht über seine Gefühle: „Hat ein Problem mit mir, warum auch immer“

DFB-Pokal, 2. Runde: der 1. FC Kaiserslautern schlug den 1. FC Köln mit Trainer Steffen Baumgart.

Steffen Baumgart, Trainer des 1. FC Köln, reagiert enttäuscht beim Pokal-Aus in Kaiserslautern am 31. Oktober 2023.

Der 1. FC Köln steht auf dem letzten Platz der Tabelle. Wie geht Steffen Baumgart mit seiner bisher schlimmsten FC-Krise um? Er hat ein Stück weit seine Seele geöffnet.

von Uwe Bödeker (ubo)

Wer Steffen Baumgart (51) unter der Woche rund ums Geißbockheim beobachtet hat, der dürfte keinen Zweifel haben: Dieser Trainer ackert für den Erfolg des 1. FC Köln.

Auf dem Platz gibt er gewohnt lautstark seine Kommandos, greift ein, wenn es aus seiner Sicht sein muss. Dann trommelt er die Mannschaft zusammen, erklärt, gestikuliert. Der FC-Coach hat genaueste Vorstellungen, was er in den jeweiligen Übungen von seinen Jungs sehen will.

1. FC Köln: Steffen Baumgart öffnet seine Seele

Wenn es nach den Einheiten in den Kabinentrakt geht, ist er mit der Letzte, der den Platz verlässt. Baumgart nimmt sich viel Zeit für jeden Fan-Wunsch. Hier ein Autogramm, hier ein Selfie – der Trainer wirkt nach außen locker und entspannt. Doch auch er hat seine Zweifel vor dem elften Spieltag.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Am Samstag, 11. November, geht es um 18.30 Uhr beim VfL Bochum um Zähler (Sky und im Liveticker auf EXPRESS.de). Köln will mit aller Macht punkten und die Rote Laterne loswerden. Platz 18 nagt am Selbstvertrauen. Und dazu die Frage: Warum, wo wir doch soviel investieren beim FC?

Baumgart will gar nicht mehr darüber sprechen, ob ihm der Fußball seiner Mannschaft gefällt: „Wir haben uns entschieden, darüber nicht mehr zu reden, ob die Leistung gut war oder nicht. Wir müssen Punkte holen, das ist das einzige was zählt. Daran arbeiten wir intensiv.“

Ob sein Glaube gestärkt worden sei nach der Leistung beim 1:1 gegen Augsburg – immerhin hat der FC zahlreiche Großchancen rausspielen können? Baumgart stellt klar: „Ich habe den Glauben. Was mich zuversichtlich stimmt ist, dass die Jungs arbeiten, dass die Jungs versuchen, viel umzusetzen. Aber wir haben nicht die Punkte, die du brauchst. Wir sind Tabellenletzter mit fünf Punkten und wir können uns jede Woche da herausarbeiten. Das muss das Ziel sein.“

Alle Stationen als Trainer und Spieler

Die Karriere von Steffen Baumgart im Überblick

1/17

Köln im Tabellenkeller – Baumgart weiß, dass es da kein leichtes Entkommen gibt: „Leider wird es so sein, dass wir bis zum Ende um jeden Punkt arbeiten und kämpfen müssen. Dann hoffe ich, dass wir erfolgreicher sind als zuletzt.“

Sechs Spiele sind es noch bis Weihnachten: in Bochum, gegen den FC Bayern, in Darmstadt, gegen Mainz, in Freiburg und bei Union Berlin.  Was ist da Baumgarts Wunsch? „Soll ich jetzt sagen 18 Punkte? Das ist ja Quatsch. Wir müssen von Punkt zu Punkt denken, von Spiel zu Spiel und nichts anderes. Und Wünsche? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dieses Jahr noch keinen Wunsch erfüllt bekommen habe. Selbst wenn ich welche nach oben schicke. Also mein Draht nach da oben hin ist nicht ganz so gut, leider.“ Baumgart fleht Richtung Himmel – es hilft bisher nichts.

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Den Derby-Sieg gegen Gladbach sieht er übrigens nicht als erfüllten Wunsch an: „Der Derby-Sieg war ja kein Wunsch, das war ja Pflicht zu diesem Zeitpunkt.“

Neben seinem Job als Trainer ist Baumgart in dieser Phase aber auch als Psychologe gefragt. Doch es gibt kein Patentrezept, um verunsicherte Spieler aufzubauen. „Leider sind wir in einer Situation, wo die Jungs nicht aus allem Sicherheit gewinnen. Das ist einfach so. Warum das so passiert: Ich habe noch keinen Trainer kennengelernt, der da die richtigen Antworten hat, warum man verloren hat oder woran es lag.“

Hinzu kommen Entscheidungen gegen den FC, wie die Rote Karte im Pokal gegen Florian Kainz, die Baumgart verzweifeln lassen: „Deswegen sage ich ja: Der da oben hat ein Problem mit mir. Warum auch immer.“