FC-PressekonferenzKeller und Wolf äußern sich nach Schock-Donnerstag

Am Freitag sprachen unter anderem Sport-Geschäftsführer Christian Keller und FC-Präsident Werner Wolf nach dem Baumgart-Aus und Cas-Urteil auf einer Pressekonferenz.

Tag eins nach dem historischen Donnerstag am Geißbockheim! Am 21. Dezember 2023 verkündete der 1. FC Köln das Aus von Trainer Steffen Baumgart (51). Nur 75 Minuten später flatterte die nächste Schocknachricht ins Haus: Der Cas bestätigte die von der Fifa verhängten Strafe gegen den FC, der Klub darf erst im Januar 2025 wieder neue Spieler verpflichten.

Am Freitag (22. Dezember) hatte der Verein für 12 Uhr eine Pressekonferenz anberaumt, auf der FC-Präsident Werner Wolf (67) und der kaufmännische Geschäftsführer Philipp Türoff (47), sowie Sport-Geschäftsführer Christian Keller (45) gesprochen haben.

Die Pressekonferenz könnt ihr hier im Liveticker nachlesen:

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Alle Aussagen zur Trennung von Steffen Baumgart

Wolf: Drei Dinge liegen mir am Herzen: ein großes Dankeschön an Steffen Baumgart. Wir haben gestern Abend telefoniert, es war emotional. Er hat den Verein in einer schwierigen Situation übernommen und tolle Leistungen gebracht. Das Zweite ist das Cas-Urteil, das in dieser Art und Weise wie s getroffen worden ist, einmalig ist in der Bundesliga. Wir hatten uns was anderes erhofft, aber es ist wie es ist. Wir sind allerdings vorbereitet. Wir respektieren das Urteil. Wir haben eine Mannschaft mit gestandenen Bundesligaspielern. Wir sind in der Lage dazu, mit dieser Situation umzugehen. Wir glauben daran, ein vernünftiges Fundament zu bauen. Jetzt sind wir in der Situation, wo jeder gefragt ist.

Keller: Ich möchte Steffen und seinem Trainerteam, auch danken. Warum haben wir uns gemeinschaftlich für eine Beendigung der Zusammenarbeit entschieden? Bundesliga-Trainer ist ein sehr fordernder Job, Woche für Woche. Steffens große Stärke ist seine Impulsivität und Emotionalität. In dieser Woche haben wir intensiv darüber gesprochen und kamen am Mittwochabend zu dem finalen Ergebnis. Wir werden die Herausforderung ab Januar bewerkstelligen.

Keller: Interner oder externer Trainer lassen wir offen. Ich habe das Profil geschildert. Wenn es uns nicht gelingt, das Profil zu erfüllen, gibt es auch andere Optionen.

Keller: Wenn wir positiv über Steffen Baumgart sprechen, müssen wir auch das Trainerteam hervorheben. Das Trainerteam hat einen exzellenten Job gemacht, für mich stellt sich die Frage nicht. Wir werden nach Weihnachten reden und dann werde ich mit jedem abklären, ob er am 2. Januar mit voller Überzeugung noch dabei sein will. Eine Hintertür lasse ich mir offen, wenn ein neuer Cheftrainer kommt. Da wird es schon die Möglichkeit geben, über die Zusammensetzung des Trainerteams mitzusprechen.

Keller: Im Profifußball gilt der Spruch. Der König, ist tot, lang lebe der König. Seit Montag wurden uns Trainer, wie Sand am Meer angeboten. Gestern ist unser Postfach in der Mail und bei WhatsApp explodiert. Es gibt mehr Trainer am Markt, als Positionen.

Keller: Als der Vertrag mit Steffen Baumgart aufgelöst wurde, war das Urteil noch nicht bekannt.

Keller: Ich schilder die Spielidee gerne, auch wenn es auf dem Platz nicht immer so aussieht. Es fängt in der Phase gegen den Ball an, den Gegner möglichst hoch zu stressen. Nach Ballgewinn geht es um schnelles Umschalten mit möglichst vertikale Spiel nach vorne.

Keller: Über Vertragsdetails und eine mögliche Abfindung spreche ich grundsätzlich nicht.

Keller: Ich lasse alle Optionen offen. Die Suche beginnt jetzt. Wir suchen nicht im Rücken von aktiven Mitarbeitern nach ihren Nachfolgern, das tun wir nicht. Wir haben aber natürlich einen Schattenkader, auch für Trainer.

Keller: Die Spieler hatten nach Mittwoch frei. Wir haben gestern Nachmittag einen Call und haben darüber gesprochen, sehr ausführlich. Wie war die Reaktion drauf? Es kam nicht sehr überraschend, weil eine Mannschaft auch immer ein Gespür für die Dinge hat. Wer am Mittwochabend in der Kabine war, dem war klar, was passieren wird.

Keller: Wir sprechen dann mit Trainern, wenn eine Personalie final rum ist. Dann werden wir anfangen, unseren Schattenkader zu kontaktieren. Zum Profil: Wir haben eine klare Spielidee, die hier implementiert wurde. Diese Idee soll gestärkt werden. Wir müssen einen Trainer finden, der zur Spielidee passt und die Qualität in der Mannschaft sieht, die wir auch sehen. Einen Trainer, der Lust hat, junge Spieler einzubauen und sie gezielt zu entwickeln. Wir haben eine gute Nachwuchsarbeit. Dafür haben viel zu wenige Jungs den Sprung geschafft. Der Trainer muss auch eine hohe Identifikation mit dem Verein und der Stadt mitbringen.

Alle Aussagen zum Cas-Urteil

Keller: Die Möglichkeit, bis zum 31. Dezember vertragslose Spieler zu holen, besteht nicht.

Wolf: Mir ist das Gleiche durch den Kopf gegangen: ‚Das darf doch nicht wahr sein.‘ Ich habe auch zahlreiche Nachrichten von enttäuschten Fans bekommen, das bringt aber nichts. Wir haben ein gutes Fundament. Natürlich ist das ein rabenschwarzer Tag. Es gilt, nach vorne zu schauen.

Keller: Ich habe gestern gedacht: ‚Was für eine Scheiße.‘ Aber wir sind schnell auf Angriff umgeschaltet.

Keller: Wir sind auf allen Mitarbeiterebenen mit gestaffelten Vergütungskonditionen aufgestellt, entsprechend der Ligazugehörigkeit. Wir haben einen Einzeiler bekommen, dass das Urteil kommt und um 15.45 Uhr kam die E-Mail mit kompletter Begründung.

Türoff: Man muss da ehrlich sagen, das war ein schwarzer Donnerstag. Das war ein schwerer Schlag. Und dann auch noch als zwei schwierige Ereignisse zusammen fallen. Vom schwärzesten Tag zu sprechen, ist trotzdem unangemessen, weil im Januar wieder gespielt wird. Wir haben die Chance, den Abstieg abzuwenden.

Türoff: Es geht immer um Werte bei unserer Arbeit. Bei dieser Dimension war aber die oberste Priorität, den Schaden vom FC abzuwenden. Wir haben alles versucht, was seriös ist.

Keller: Es ist dann möglich, sich zu einigen, wenn sich alle Beteiligten nicht nur die Hand geben, was geschehen ist, sondern erst, wenn die Unterschrift gegeben ist. Das ist nicht geschehen.

Keller: Potocnik hat bereits zwei Monate seiner Strafe abgesessen. Es hat den Jungen sehr, sehr mitgenommen. Er wird auch die Chance haben, oben mal bei den Profis reinzuschnuppern. Ich werde ihn und seine Familie kontaktieren. Er kann nichts dafür. Das ist einfach nur ein junger, talentierter Fußballer.

Türoff: Im ganzen Verfahren kommt eine gut sechsstellige Summe zusammen. Wir haben aber auch Versicherungen, insofern macht uns das Ganze keine Sorge.

Keller: Ich war bei dem Gespräch dabei. Es gab den ein oder anderen Einigungsversuch. Alle Summen, die im Raum standen, waren ein Vielfaches von dem, was jetzt bei rumgekommen ist, nämlich 60.000 Euro. Der 1. FC Köln hat bekannt gegeben, dass ein strafrechtliches Verfahren in Auftrag gegeben wurde gegen Vertreter von Ljubljana, auf Basis von etwaigem Prozessbetrug. Entscheidend ist, dass die Staatsanwaltschaft einen Anfangsverdacht bejaht hat. Es war nicht nur unsere Meinung, sondern die Rechtsmeinung, dass da ein Anfangsverdacht dazu besteht. Es wurde der anderen Partei angekündigt, dass solche Sachen kommen würden, wenn gewissen Dinge nicht vom Tisch genommen werden. Dann ist es ganz normal, wenn ich öffentlich medial angegangen werde, so wie wir das getan haben, dass der andere versucht zurückzuschlagen. Dann muss man sich fragen, wer hat etwas Objektiviertes vorgetragen, wir hatten die Staatsanwaltschaft im Rücken, und wer erzählt einfach irgendwas. Der Vorwurf zur Anstiftung zur Falschaussage ist absolut absurd. Es gibt erfreulicherweise auch schriftliche Beweise.

Türoff: Mit der rechtlichen Beratung beim Potocnik-Wechsel sind geprüft worden. Natürlich haben wir das gewusst, dass in einem derartigen Kontext es zu solch einem Fall kommen kann. Unsere Einschätzungen waren anders. Keller ergänzt: Der Cas kommt zu einem anderen Urteil. Die Einschätzung damals war nachvollziehbar.

Keller: Wir haben bewusst keine Rückholklauseln in die Verträge der Leihspieler eingebaut. Ein junger Spieler braucht Zeit. Man darf auch nicht so tun, dass einer der Heilsbringer wäre, mit allem Respekt. Wir glauben an unseren jetzigen Kader.

Keller: Wir haben viele gute Jugendspieler. Wir arbeiten gerne mit Justin Diehl zusammen, insofern er das möchte.

Keller: Wir haben im Sommer sehr viele Vertragsverlängerungen gemacht, um diesen Fall vorzubereiten. Nahezu alle wesentliche Leistungsträger haben einen Vertrag über den Sommer hinaus und sind an den FC gebunden. Durch die zahlreichen Jugendspieler, die im Training früh mit dabei sind und die gute U21 sind auch etwas, was man beachten muss. Hinzu kommen unsere fünf Leihspieler, die im Sommer 2024 zurückkommen. Das waren unsere Vorbereitungsmechanismen.

Keller: Die Leihspieler früher zurückzuholen, geht nicht.

Keller: Wir haben daran gearbeitet, den ein oder anderen Spieler für uns zu gewinnen. Diese Überlegungen sind jetzt zunichte. Es schadet keinem Kader der Welt, ein bisschen breiter zu sein. Der Kader hat die Qualität, um die entscheidenden Plätze zu erreichen. Vielleicht müssen wir jetzt auch in Bezug auf die Jugendarbeit mutiger werden. Wir müssen eine Wagenburg bauen, mit der wir durch die Wand gehen.

Türoff: Es gab immer die klare Vorgehensweise, alle möglichen Folgen vom FC abzuwenden. Es gab sogar einen Zustand, dass eine Einigung erzielt war, die aber aus unerklärlichen Gründen zurückgezogen wurde. Alle seriösen Versuche haben wir unternommen.

Türoff: Wir haben alle Register gezogen, um die Dinge aufzuklären. Wir haben Zeugen gehabt. Den Wegen, die der FC vorgetragen hat, ist im Urteil nicht gefolgt worden. Wir hatten ein Urteil Anfang des Jahres. Wir haben das sehr ernst genommen. Die Organisation beim FC sieht nicht mehr so aus, wie früher. Der ganze Auftrag beim FC steht unter der Sanierung. Da haben wir große Fortschritte schon gemacht. Es sind Vorgänge der Vergangenheit.

Wolf: In Bezug auf den Vorstand gibt es keine Überlegungen zu einem Rücktritt.

Keller: Nein, ich habe nicht über einen Rücktritt nachgedacht, aber es hat auch niemand gesagt, dass Steffen Baumgart hier alleinverantwortlich für die Situation ist.

Türoff: Das Cas-Urteil haben wir so nicht erwartet. Wir haben klare Beweise vorgelegt. Wir werden die Entscheidung akzeptieren. Wir dürfen nicht transferieren, aber wir dürfen spielen. Es heißt, sich wieder an die Arbeit zu machen. Es ist ein schwerer Schlag für uns, es ist eine Einschränkung, aber wir werden im Rahmen unserer Möglichkeiten handeln. Wir werden alle Optionen prüfen, aber wir gehen nicht davon aus, dass wir nochmal vor den Schweizer Gerichtshof gehen, verwerfen es aber nicht.

Wolf: Die Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Geschäftsführung gibt mir Zuversicht.

Keller: Zum Abschluss: Eine Überschrift habe ich gelesen, da stand Apokalypse beim FC, aber vielleicht ist es ja auch Tag 1. Wenn wir jetzt denken, es ist die Apokalypse, dann ist es auch so. Die Haltung wird den FC in den nächsten Wochen tragen. Die Mannschaft wird daran glauben, dass es funktionieren kann.

Wolf: Danke für die Anwesenheit, dass wir Stellung beziehen durften. Wir wünschen allen vom 1. FC Köln frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr, von dem ich hoffe, dass es ein gutes für den FC wird.