„Der größte Fehler“Funkel erinnert sich an Pleiten-Serie nach FC-Aufstieg – Kritik an Nachfolger

Friedhelm Funkel und Andreas Rettig stehen bei einem Spiel des 1. FC Köln im Oktober 2003 an der Seitenlinie.

Friedhelm Funkel am 4. Oktober 2003 in Stuttgart bei einem seiner letzten Spiele als FC-Trainer neben dem damaligen Sportdirektor Andreas Rettig.

Friedhelm Funkel ist FC-Fans nicht nur als Feuerwehrmann in der Saison 2020/21 in Erinnerung, sondern auch als Aufstiegs-Trainer 2003. Doch die feststehende Bundesliga-Rückkehr war letztlich der Anfang vom Ende.

von Volker Geissler  (vog)

Legendäre Auftritte als Spieler, Aufstiege und Rettungen auf der Trainerbank am laufenden Band – in Friedhelm Funkels Karriere war jede Menge los.

Wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag verriet er am Dienstag (5. Dezember 2023), dass er durchaus Lust hat, sie noch einmal fortzusetzen. Im zweiten Teil der großen EXPRESS.de-Serie blickt er auf ein kurioses Kapitel seiner Karriere zurück: seine erste Zeit beim 1. FC Köln.

Friedhelm Funkel schwärmt vom einstigem Kölner Aufstiegs-Kader

So kann es auch laufen. Da steigst du frühzeitig auf, machst bereits am 30. Spieltag alles klar. Dann fällt die große Sause gleich zweimal aus, es hagelt Niederlagen und im Sommer ist die Stimmung total im Eimer, obwohl du das Ziel mehr als deutlich erreicht hast.

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So erging es Funkel 2003 in Köln. Es gab Spötter, die damals lästerten, der FC würde nur noch verlieren, weil zu viel gefeiert wurde. „Das hatte damit wenig zu tun“, sagt der Trainer heute. Es lag wohl eher daran, dass zu wenig Party gemacht wurde …

Dabei lief es lange wie gemalt. „Erstmal hatte ich da eine Super-Mannschaft. Ich hatte sehr viele Kölner oder nach Köln gezogene Spieler gehabt. Ein toller Kader, mit einem Dirk Lottner, der alles überstrahlt hat. Dazu Cullmann, Pröll, Bade, dann Leute, die schon lange da waren wie Scherz, Springer, Kurth“, erinnert sich Funkel zurück.

Friedhelm Funkel (li.) und Dirk Lottner umarmen sich nach einem Spiel des 1. FC Köln.

Friedhelm Funkel in gemeinsamen FC-Zeiten mit seinem damaligen Star-Spieler Dirk Lottner (Foto: 23. August 2003).

„Das war eine tolle Mannschaft, und wir haben die ersten 26 Spiele nach dem Abstieg nicht verloren. Wir waren immer Erster oder Zweiter.“ Ausgerechnet das Aufstiegsspiel wurde zum Knackpunkt.

Friedhelm Funkel über FC-Finale: „Nichts mehr auf die Reihe bekommen“

„Gegen St. Pauli, das war mitten in der Woche. Da hat es geregnet ohne Ende, so richtig gefeiert haben wir nicht“, so der Trainer. Dazu kam: Die Saison war noch nicht vorbei, vier Spiele standen noch aus.

„Das erste war in Freiburg, die waren Zweiter. Das berücksichtigen die Leute gar nicht. Da haben wir gut gespielt, aber 2:1 verloren, die sind auch aufgestiegen. Dann mussten wir nach Fürth, die waren Dritter. Da haben wir 2:0 verloren. Das dritte Spiel, das durfte nicht passieren. Dann spielten wir gegen Eintracht Trier.“

Gegen den Abstiegskandidaten sollten endlich die Korken so richtig knallen. Funkel: „Alles war in Festlaune und wir verlieren 1:2. Das war ein Stimmungskiller. Und das letzte Spiel war dann in Burghausen, eine weite Fahrt und wir haben gar nichts mehr auf die Reihe bekommen.“

Mit vier Pleiten in die Sommerpause – Aufstiegseuphorie sieht anders aus. Das sahen auch Teile der Öffentlichkeit so. „Da gab es einen Kollegen von eurer Konkurrenz, der hat nur Stimmung gemacht“, ist Funkel heute noch angefressen. „Den hab ich nicht einmal im Stadion gesehen und der schrieb dann vor dem ersten Spieltag: Wann fliegt Funkel?“

Es kam, wie es kommen musste. Zu den vier Pleiten aus der alten Saison kamen noch vier in der neuen obendrauf. Immer knapp, auf dem Konto standen aber null Punkte.

Friedhelm Funkel sieht Arbeit seines damaligen FC-Nachfolgers kritisch

Funkel: „Dann gewinnen wir das fünfte gegen Dortmund. Aber Andreas Rettig war ein junger Manager, der wurde nervös. Wir haben dann unentschieden gespielt, im Pokal gewonnen. Ich wusste aber, dass sich Andreas schon um einen neuen Trainer gekümmert hat, und der wollte unbedingt Marcel Koller haben.“

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Ironie des Schicksals: Es erwischte den Coach dann ausgerechnet nach einem Sieg. „Nach dem gewonnenen Pokalspiel bei Wolfsburg II bin ich dann morgens ins Büro und Andreas sagte: Du Friedhelm, wir müssen was verändern, die Unruhe ist zu groß.“ Funkel war gefeuert.

Der Kult-Trainer war überrascht, der Ärger über Rettig ist aber längst verflogen: „Wir waren befreundet, das sind wir auch heute wieder, kein Thema. Ich hatte eine Bitte, mit der Mannschaft zu trainieren, um es ihr danach in der Kabine zu sagen. Da sind auch Tränen geflossen.“

Marcel Koller bei seiner ersten Trainingseinheit beim 1. FC Köln in Aktion. Im Hintergrund die damaligen Köln-Profis Carsten Cullmann (r.) und Sebastian Schindzielorz (l.).

Marcel Koller, hier am 3. November 2003 bei seiner ersten Trainingseinheit am Geißbockheim, folgte beim FC auf Friedhelm Funkel. Im Hintergrund die damaligen Köln-Profis Carsten Cullmann (r.) und Sebastian Schindzielorz (l.).

Funkel war Geschichte, besser wurde aber nichts. Dementsprechend fällt auch die Kritik an seinem Nachfolger aus: „Dann ist Koller gekommen und hat alles anders gemacht als ich. Das ist der größte Fehler, den du als Trainer machen kannst. Koller hat das gemacht und damit die Führungsspieler gegen sich aufgebracht. Er ist dann sang- und klanglos abgestiegen.“

Funkel sieht sich aufgrund des weiteren Saisonverlaufs rehabilitiert: „Ein paar Jahre später hat Andreas dann ja auch überall öffentlich gesagt: Der größte Fehler, den ich als Manager gemacht habe, war Funkel so früh zu entlassen. Zehn Jahre später hätte er das nicht gemacht. Aber das war eine sehr lehrreiche Zeit, von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt.“

Dass er viele Jahre später noch einmal nach Köln zurückkehren sollte, um sich diesmal mit einem Happy End zu verabschieden, konnte Funkel damals noch nicht ahnen.