Der 1. FC Köln drängt seit Jahren auf einen Ausbau am Geißbockheim, doch die Situation ist festgefahren. Oliver Seeck, Vorsitzender des Sportausschusses der Stadt Köln, spricht über die Lage.
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Für die sportliche Entwicklung des 1. FC Köln ist der Ausbau des Geißbockheims und auch die Modernisierung des Stadions elementar. Doch es hakt seit etlichen Jahren.
Im Interview mit EXPRESS.de spricht Oliver Seeck (49), SPD-Mitglied, Gymnasiallehrer und Vorsitzender des Sportausschusses der Stadt Köln, am 21. April 2024 über die Situation und die Verantwortung der Stadt.
Oliver Seeck: Völlig unwürdig für die selbsternannte Sportstadt Köln
Der 1. FC Köln braucht dringend neue Trainingsplätze. Wie beurteilen Sie die Situation rund um den Ausbau am Geißbockheim?
Oliver Seeck: Diese jahrelange Hinhalte-Taktik der Stadt Köln ist völlig inakzeptabel und für eine selbsternannte Sportstadt völlig unwürdig.
Welche Rolle spielt Oberbürgermeisterin Henriette Reker?
Seeck: Ich will Frau Reker da gar nicht so sehr in den Mittelpunkt stellen. Sie hat eine von 91 Stimmen im Rat. Sie wollte ursprünglich den FC unterstützen, hat dann beim Stichwort Klimawandel ihre Position gewechselt, das lasse ich mal so stehen. Viel schlimmer ist die Rolle der CDU, die eigentlich den FC unterstützen wollte und dies auch immer wieder behauptet, und sich dann am Tag der Wahl mit den Grünen zusammenschloss und eine 180-Grad-Drehung machte. Das war die Hauptursache für die Wende beim Geißbockheim-Ausbau. Seitdem haben wir bald fünf Jahre Stillstand.
Im Kölner Norden durfte Bayer Leverkusen am Nachwuchsleistungszentrum Kurtekotten Trainingsplätze auf Kölner Boden errichten. Wieso wird Ähnliches dem 1. FC Köln nicht gestattet?
Seeck: Das ist eigentlich ein Treppenwitz! Daran sieht man, dass die Logik dahinter einfach nicht stimmt. Ist der Klimaschutz im Kölner Norden anders zu bewerten als der Klimaschutz im Kölner Westen? Fakt ist, dass man Bayer Leverkusen auf Kölner Stadtgebiet mehr entgegengekommen ist, als dem 1. FC Köln.
Dem FC wurde vorgeschlagen, nach Marsdorf zu gehen. Das hat der Klub mittlerweile ausgeschlossen. Aktuell wird darüber nachgedacht, Plätze in Hürth-Efferen zu Kunstrasenplätzen umzugestalten. Was sagen Sie dazu?
Seeck: Der 1. FC Köln verlässt die Stadt Köln? Das, was vor Jahren noch undenkbar gewesen wäre, geschieht nun also schleichend nach neun Jahren Verantwortung durch Grüne und CDU. Es ist nachvollziehbar, dass der FC notgedrungen ausweichen muss, wenn er so wenig Unterstützung von der momentanen Ratsmehrheit erhält. Was für ein Armutszeugnis für die Sportstadt Köln!
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Die Situation rund um den Geißbockheim-Ausbau scheint wirklich festgefahren. Wie kann es doch noch zu Lösungen kommen?
Seeck: Wenn sich keiner bewegt, ist es wirklich festgefahren. Aber ich denke, man muss den Knoten durchschlagen. Wenn man es auf den Klimaschutz reduziert, stelle ich mir die Frage, worüber wir denn hier reden? Der Vorschlag der Stadt Köln, den FC nach Marsdorf umzusiedeln, hätte weit mehr umweltschädliche Folgen gehabt. Es hätten wesentlich mehr Flächen versiegelt werden müssen, als am Geißbockheim geplant. Ich hoffe nun auf Kompromisse. Es muss endlich geklärt werden: Was hilft dem FC jetzt im Sinne des Standorts Geißbockheim? Ansonsten muss man abwarten, was bei der Kommunalwahl 2025 passiert und danach erneut an einer Umsetzung arbeiten.
Welche Fehler hat der 1. FC Köln gemacht?
Seeck: Rückblickend muss man vielleicht sagen, dass der FC zu offensiv alles auf den Tisch gelegt hat. Man hätte eher verhandeln müssen. Die geplanten Plätze für die Öffentlichkeit sind dem Klub beispielsweise auf die Füße gefallen. Ich denke auch, dass der FC selbstbewusster und mit mehr Wucht hätte auftreten müssen, denn er hat mit über 130.000 Mitgliedern in der Stadt eine gewisse Macht.
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Aktuell laufen auch Verhandlungen über einen neuen Pachtvertrag für das Rhein-Energie-Stadion. Der FC will im Abstiegsfall natürlich deutlich weniger zahlen, die Stadt will aber mehr bekommen. Wie beurteilen Sie diese Situation?
Seeck: Ich will den Abstieg des FC nicht herbeireden und hoffe, dass sie es irgendwie noch packen. In Sachen Stadionpacht kann ich beide Seiten verstehen: Der FC will nicht mehr zahlen, die Stadt will die allgemeine Preissteigerung ausgleichen. Aber beide Parteien sind auf Geschäftsführer-Ebene in guten Gesprächen. Die Politik sollte sich da nicht einmischen. Wir bekommen dann die Ergebnisse im Aufsichtsrat der Kölner Sportstätten vorgelegt und müssen sie bewerten.
Muss die Stadt dem FC entgegenkommen?
Seeck: Die Kölner Sportstätten GmbH ist auf städtische Unterstützung angewiesen. Es geht künftig natürlich auch um die Modernisierung des Stadions, Stichwort Digitalisierung. Wir haben ein tolles Stadion, aber es muss auch weiterentwickelt werden, da hat auch der FC seine Ansprüche und Vorstellungen. Das kostet natürlich Geld, ist aber nicht nur durch die Pacht des 1. FC Köln zu decken. Die KSS ist ein Zuschussbetrieb – da müssen dann politische Entscheidungen her.