Der 1. FC Köln hat zuletzt vier Spiele in Serie zu null gewonnen. Ein Gesicht des Aufschwungs ist Verteidiger Dominique Heintz. EXPRESS.de traf ihn zum XXL-Interview.
„Sehr mutige Entscheidung“Heintz über FC-Coach Struber und Aufnahmeritual für neue Spieler
Der 1. FC Köln hat in den vergangenen Wochen endlich seine Stabilität gefunden. Erheblichen Anteil daran hat ein Routinier: Dominique Heintz (31) sorgt mit seiner Erfahrung in der Abwehr für Ruhe.
Vor dem Spitzenspiel der 2. Liga zwischen dem 1. FC Köln und Hannover 96 (Fünfter gegen Vierter, Samstag, 30. November 2024, 13 Uhr, Sky und Liveticker auf EXPRESS.de) trafen wir den Verteidiger zum Interview.
1. FC Köln: Dominique Heintz ein Gesicht des Aufschwungs
Sie sind der Gewinner der vergangenen Wochen. Am Anfang der Saison saßen Sie trotz guter Vorbereitung noch draußen. Was waren die Gründe für Ihren unbefriedigenden Saisonstart?
Dominique Heintz: „Nach der Vorbereitung hatte ich natürlich gehofft, dass ich spiele, weil ich im letzten Testspiel von Anfang dabei war. Ich habe dann das Gespräch mit dem Trainer gesucht, in dem er mir die Situation plausibel erklärt hat. Das war dann schnell abgehakt für mich. Es gehört zum Fußball einfach dazu, dass es auch mal Phasen gibt, in denen man enttäuscht ist, weil man nicht spielt. Es ist dann die Entscheidung des Trainers, die muss jeder in der Mannschaft akzeptieren. Ich habe dann für mich versucht, weiter Gas zu geben und dranzubleiben. Ich habe mich nicht hängen lassen und bin jedes Mal vom Platz runtergegangen und konnte sagen, dass ich heute mein Bestes gegeben habe. Und dann wirst du auch irgendwann belohnt. Man sieht dann, dass es auf einmal ganz schnell in eine andere Richtung geht. Aktuell sind wir alle froh, dass wir in diesem Flow sind.“
Gerhard Struber lobt Sie genau für diese Einstellung. Ist das eine Mentalitätsfrage?
Heintz: „Ich habe mich nie außen vor gefühlt. Ich wusste immer, dass ich da sein muss, wenn etwas passiert, da es im Fußball manchmal unheimlich schnell geht. Ich glaube schon, dass ich da über meine Mentalität komme, dass es eine Stärke von mir ist. Deswegen habe ich mich auch im Profi-Geschäft durchgesetzt. Mir hilft in solchen Situationen auch, dass ich inzwischen eine gewisse Reife und auch schon ein paar Hindernisse in meiner Karriere überwunden habe. Diese Erfahrungen versuche ich natürlich gewinnbringend einzubringen.“
Sie bringen nicht nur Ruhe und Erfahrung ein, Sie haben in den vergangenen Spielen auch das eine oder andere Ausrufezeichen auf dem Platz gesetzt. Da waren Sie eine Art emotionaler Leader …
Heintz: „Ja, das stimmt. Das können wir in den Spielen in der 2. Liga, in denen Kleinigkeiten den Unterschied machen, gut gebrauchen. Dass wir giftig in den Zweikämpfen sind, auch mal Theater machen und einander hochpushen. Oder dass man auch mal clever ist, wenn der Gegner einem etwas anbietet. Ich erinnere mich an eine Szene in Münster, als mein Gegenspieler auf mich zugerannt kam und mir eine mitgegeben hat. Das musst du dann auch einfach mal annehmen. Das hat auch etwas mit Erfahrung zu tun. Gleiches gilt für die Nachspielzeit in Münster, als wir vier von fünf Minuten an der Eckfahne von der Uhr genommen haben. Das zeichnet uns momentan aus, dass wir clever und mit Köpfchen spielen.“
Umstellung auf die Dreierkette und Dominique Heintz – sind das die einzigen beiden Faktoren für die neu gewonnene Stabilität?
Heintz schmunzelt: „Das kann man so nicht sagen. Ich bin ein absoluter Mannschaftsspieler – das liegt sicher nicht nur an mir. Wir haben hinten jetzt einen Mann mehr und man merkt momentan, dass wir dadurch eine gute Balance haben zwischen der Defensive und der Offensive. Am Anfang der Saison haben wir viele Führungen verspielt, uns hat die Balance gefehlt. Das Gefühl habe ich jetzt nicht mehr. Das System hilft uns momentan sehr. Ich glaube aber auch, dass sich etwas Entscheidendes in der Mannschaft getan hat. Wir haben wieder diese Energie, die es braucht – und die strahlen wir auch endlich wieder aus. Das spüre ich auf dem Platz und das fühlt sich gut an. Das ist ein wichtiger Schlüssel, um in dieser 2. Liga zu bestehen.
Wo kommt diese Energie her? Ist die nach dem Spiel gegen Darmstadt entstanden?
Heintz: „Das hat sicher etwas ausgelöst. Wir haben uns nach dem Darmstadt-Spiel nochmal zusammengesetzt und gesagt, dass es so nicht weitergehen kann. Wir haben vorher auch Spiele aus der Hand gegeben, in denen wir klar besser waren und die wir niemals hätten verlieren dürfen. Da sind wir seitdem deutlich stabiler, was uns zusätzliches Selbstvertrauen gibt. Aktuell haben wir eine gute Mischung gefunden. Daran müssen wir jetzt die kommenden Wochen weiter anknüpfen.“
Nicht nur Sie haben zusätzliche Erfahrung eingebracht, sondern auch Torhüter Marvin Schwäbe. Welchen Einfluss hat er?
Heintz: „Da sieht man wieder, wie schnelllebig der Fußball ist. Es hätte uns doch niemand zugetraut, dass wir beide reinkommen und dann plötzlich vier Spiele zu null gewinnen. Solche Geschichten schreibt wirklich nur der Fußball. Marvin hat seine Chance eindrucksvoll genutzt. Wir brauchen trotzdem jeden Einzelnen, und wir werden alle weiter mit ins Boot nehmen. Natürlich ist das für Jonas (Urbig, d.Red.) keine einfache Phase, das kann sich jeder vorstellen, aber so etwas gehört auch zu einem Lernprozess dazu. Ich habe das in meiner Karriere auch schon mitgemacht, habe bittere Nachrichten vom Trainer bekommen, obwohl ich dachte, dass er auf mich setzt. In solchen Phasen habe ich nie aufgesteckt und weiter Gas gegeben. Das würde ich auch jedem jungen Spieler raten.“
Welchen Einfluss hat der Trainer auf die aktuelle Zu-Null-Serie?
Heintz: „Er ist in einer ganz schwierigen Phase – auch für ihn selbst – ruhig und bedacht geblieben und hat dann eine richtungweisende System-Umstellung vollzogen. Er hat die Dreierkette schon mit anderen Mannschaften gespielt, für ihn als Trainer war das also nicht neu. Es war genau der richtige Zeitpunkt, um etwas zu verändern und ein Zeichen an uns Spieler zu senden, dass es so nicht weitergehen kann. Es war eine sehr mutige Entscheidung, mit der wir die Gegner auch einen Tick weit überrascht haben.“
Was ist er generell für ein Typ und was zeichnet ihn aus als Trainer?
Heintz: „Es zeichnet ihn aus, dass er stets die Ruhe bewahrt hat, dass er intern klar geblieben ist, und dass er auch schonungslos angesprochen hat, was nicht gut war. Er hat den Finger in die Wunde gelegt und uns aufgezeigt, was uns gefehlt hat, um Spiele zu gewinnen und auch über die Zeit zu bringen. Das ist sicher ein großer Verdienst des Trainer-Teams. Das heißt nicht, dass jetzt schon alles perfekt ist. Wir müssen weiter arbeiten und dürfen uns nicht ausruhen. Man sieht Woche für Woche, wie eng die Liga ist.“
Wenn Sie die Österreicher Gerhard Struber und Peter Stöger vergleichen, wo liegen da die Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
Heintz: „Trainer vergleiche ich nicht gerne miteinander, weil jeder seine Stärken und seine eigene Philosophie hat. Ich finde, man kann von jedem Trainer etwas lernen. Peter Stöger oder auch Christian Streich haben mich einfach enorm weiter gebracht – sei es im Taktischen oder in der Persönlichkeit. Selbst mit 31 lerne ich weiter dazu. Auch unter Gerhard Struber möchte ich mich nochmal persönlich weiterentwickeln. Von daher kann ich nur sagen, dass mich beide Trainer auf ihre Art und Weise nach vorne bringen beziehungsweise gebracht haben.“
Welche Aufgabe übernehmen Sie in Sachen Mannschaftsführung? Was erwartet Gerhard Struber da von Ihnen?
Heintz: „Das müssen Sie ihn fragen (lacht). Ich kann nur sagen, dass es mein eigener Anspruch ist auf dem Platz, aber auch in der Kabine voranzugehen. Ich war auch, als ich nicht gespielt habe, für die Mannschaft da und habe versucht, das Bestmögliche rauszuholen. Das ist aber auch die Erwartungshaltung an mich als erfahrenen Spieler. Ich soll Verantwortung übernehmen und der stelle ich mich hier jeden Tag aufs Neue.“
Hier seht ihr, wie lange die Verträge der FC-Profis noch laufen:
Worauf kommt es jetzt die nächsten Wochen an?
Heintz: „Wir müssen weiter stabil bleiben, das ist das Wichtigste. Es kann immer mal Rückschläge geben, das darf uns dann aber nicht mehr umwerfen. Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass wir auch mal wieder mehr Gegenwind bekommen, dann müssen wir uns wehren und Widerstandsfähigkeit zeigen.“
Ihr seid mittlerweile ein eingeschworener Haufen. Was erwarten Sie von der anstehenden Transfer-Periode? Ist das auch ein Risiko, dass neue Spieler dazu kommen, oder ist es nur positiv zu bewerten, dass der FC wieder Spieler verpflichten darf?
Heintz: „Das gehört zum Profi-Fußball dazu und ich denke, dass bei uns die richtigen Leute am Werk sind. Die Verantwortlichen wissen, was unsere Mannschaft braucht und werden die richtigen Charaktere dazu holen. Wir sind so ein guter Haufen, der es neuen Spieler leicht macht, in die Gruppe zu kommen. Ich hoffe, dass wir Qualität dazu bekommen, die uns verstärkt. Bis dahin werden wir versuchen, uns bis zum Winter gut aufzustellen und uns eine gute Ausgangsposition zu erarbeiten.“
Gibt es eigentlich ein Aufnahme-Ritual für neue Spieler?
Heintz lacht: „Ja, schon, aber das werde ich hier jetzt nicht verraten. Die neuen Spieler sollen sich überraschen lassen. Nur so viel: Singen ist es nicht. Aber es wird lustig …“