Der 1. FC Köln setzt nach dem Wechsel von Torjäger Anthony Modeste (für fünf Millionen Euro zu Borussia Dortmund) mehr denn je aufs Kollektiv. Das sind Steffen Baumgarts Sturm-Alternativen.
Nach Modestes FC-Aus Königstransfer, Tony-Nachfolger, Klub-Juwel – das ist Baumgarts Sturm-„Kollektiv“
„Wenn die eine Tür zu geht, geht eine andere auf.“ So Steffen Baumgart (50) nach dem Abschied von Anthony Modeste (34).
Statt auf einen Top-Star setzt der FC-Coach nun noch stärker aufs Köln-Kollektiv. Das sind seine Sturm-Hoffnungen, um den 20-Tore-Verlust aufzufangen…
Sargis Adamyan (29): Intern als Königstransfer gehandelt. Über keinen anderen Neuzugang schwärmten die FC-Verantwortlichen so sehr wie über den Ex-Hoffenheimer. Sportboss Christian Keller (43) bezeichnete Adamyan bei dessen Verpflichtung als „Top-Spieler“, weiß jetzt: „Sargis hat noch Trainingsrückstand. Er hat es gegen Schalke aber schon ein Stück besser gemacht als in der Vorwoche.“
Nach seinen Nations-League-Einsätzen war der Armenier verspätet in die Vorbereitung eingestiegen. Doch obwohl er noch aufholen muss, steuerte Adamyan sowohl beim Pokal-Aus in Regensburg als auch gegen Regensburg eine Vorlage bei. Ist er bei 100 Prozent, kann sich Köln auf ein Anlauf-Monster mit feinem Abschluss freuen.
Steffen Tigges (24): Der Ex-Dortmunder ist heiß auf sein Debüt! Nach überstandenem Sprunggelenks-Bruch (letzter Bundesliga-Einsatz im Februar) kann Tigges mittlerweile komplett beschwerdefrei trainieren, will spätestens nächste Woche in den Conference-League-Playoffs erstmals zum Baumgart-Kader zählen. Selbst eine Nominierung für den zweiten Liga-Spieltag in Leipzig (Samstag, 15.30 Uhr) ist nicht unmöglich.
Zumindest sieht Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler (36) den 1,93-Meter-Hünen „einsatzfähig“. Auf lange Sicht ist Tigges der logische Modeste-Nachfolger. Kessler: „Er hat das Profil, sich zu einem Stoßstürmer zu entwickeln, der genauso anspielbar und präsent ist wie Tony im Sechzehner.“
Schon vor seinem Debüt fühlt sich Tigges, der Köln einem England-Wechsel vorzog, beim FC pudelwohl. Auch Coach Baumgart ist zufrieden mit dem 24-Jährigen, lobte ihn vergangene Woche in einem persönlichen Gespräch für seine Comeback-Schufterei. „Er wird kommen“, ist sich Sportboss Keller sicher.
Tim Lemperle (20): Für den U21-Nationalspieler geht es um die eigene Zukunft. Lemperles Vertrag läuft 2023 aus, ist aber mit einer Option für ein weiteres Jahr versehen. Wohl abhängig von seiner Einsatz-Anzahl – die nach Modestes BVB-Transfer steigen dürfte…
Der Youngster überzeugte bereits als Joker (letzte Saison zwei Liga-Treffer in 134 Minuten), vereint Tempo und eine stattliche Größe von 1,89 Metern. Die FC-Verantwortlichen wünschen sich allerdings mehr körperliche Stabilität.
Jan Thielmann und Tim Lemperle „zwei hochveranlagte Spieler“
Jan Thielmann (20): Das Top-Juwel im Klub und noch immer in der „Golden Boy“-Auswahl als bester U21-Kicker Europas. In seinem vierten Profi-Jahr scheint Thielmann endgültig bereit zu sein für den Schritt zum Leistungsträger – ob als zweite Spitze oder über die Mittelfeld-Flügel.
Gegen Schalke legte er die 3:1-Entscheidung von Dejan Ljubicic (24) vor. Hebt er seine Scorer-Quote (letzte Saison drei Tore, drei Vorlagen) auf Dauer an, dürften Millionen-Angebote nur eine Frage der Zeit sein. „Mit Jan und Tim haben wir zwei hochveranlagte Spieler“, sagt Keller.
Florian Dietz (24): Modestes Blitz-Vertreter. Tonys Kader-Aus gegen Schalke verhalf Dietz (zuvor 31 Einsätze, 17 Tore für die U21) zum unverhofften Bundesliga-Debüt. Für ihn hieß es: Tribüne (bzw. Regionalliga) oder Profi-Startelf!
„Für mich war es eine aufregende Situation, weil mir gesagt wurde, dass ich nicht im Kader bin, wenn Tony bleibt, oder ich in der Startelf stehe, wenn er nicht dabei ist“, erklärt Dietz selbst: „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich spielen durfte. Ich habe lange auf diesen Moment hingearbeitet.“
Trainer Baumgart sagt: „Flo ist umso wichtiger für uns jetzt in der Situation, wo Tony weg ist, weil wir mit ihm einen Kopfballspieler haben. Er sichert sehr gut die Bälle, ist ein guter Wandspieler. Er wird nicht alles richtig machen, aber alles reinhauen. Wir sind froh, dass wir ihn nicht abgegeben haben.“ Eine Leihe war ein Thema.
Sebastian Andersson darf 1. FC Köln weiterhin verlassen
Sebastian Andersson (31): Der Schwede dagegen kann weiterhin gehen! Keller sagt auch nach Modestes Abgang: „Es ist bekannt, dass es seitens des Spielers ein Interesse gibt, in eine andere Richtung aufzubrechen, wenn er nicht zu Einsatzzeiten kommt. Ob das wirklich so kommt, werden wir sehen.“
Anderssons Wechsel zu Dänen-Klub Bröndby platzte zuletzt am Verhandlungstisch. Keller: „Am Schluss konnte man sich wirklich nicht einigen, das war der entscheidende Punkt. Es ist auch kein einfacher Deal, was die finanzwirtschaftliche Dimension angeht. Jetzt ist Seb wieder da und in dem Moment, wo er besser ist als die anderen, wird er auch eine Option. Das war bis dato nicht der Fall.“
Tor-Kandidaten sind neben den „anderen“ Stürmern viel mehr noch die Mittelfeld-Stars Mark Uth (30), Florian Kainz (29) und Dejan Ljubicic. Baumgart: „Wir sind im letzten Jahr übers Kollektiv gekommen und werden auch dieses Jahr übers Kollektiv kommen.“