Das Köln-Abenteuer wäre beinahe schneller zu Ende gegangen, als alle dachten: Gerhard Struber machte eine schwere Phase durch. Doch er hat mit dem Team die Kurve bekommen.
Nach Job-Angst und viel DruckFC-Trainer Struber öffnet seine Seele und hat wichtige Erkenntnis
Es gab Struber-raus-Rufe und Attacken in den sozialen Netzwerken. Sportchef Christian Keller (47) beschimpfte Coach Gerhard Struber (45) und seine Spieler als Schülermannschaft, die wie Luschen spielen. Der Trainer des 1. FC Köln wirkte nach attraktivem Saisonstart plötzlich verunsichert, in der Tabelle drohte der Absturz.
Struber musste sogar um seinen Job bangen, im Hintergrund hatten sich die Verantwortlichen für den Notfall vorbereitet und Alternativen erarbeitet. Doch der Österreicher bekam mit seinen Jungs die Kurve. Nach drei Spielen ohne Gegentor steht der FC im Achtelfinale des DFB-Pokals (4. Dezember in Köln) und in der Zweitliga-Tabelle auf Rang acht, nur drei Zähler hinter Platz 2.
1. FC Köln: Trainer Struber hat sich freigestrampelt
Struber hat in der schwierigen Phase, in der seine Frau Lisa oft an seiner Seite war, aus Fehlern gelernt und sich auch freigestrampelt in der Zusammenarbeit mit Keller. So machte er Marvin Schwäbe (29) wieder zum Stammtorwart und setzte Youngster Jonas Urbig (21) auf die Bank.
Nach dem 1:0-Sieg gegen Fürth wurde Struber gefragt: „Wie erleichtert sind Sie?“ Der Coach öffnete seine Seele: „Ja, ehrlicherweise muss ich schon sagen, dass diese letzten Wochen uns allen schon viel abverlangt haben.“
Der Druck auf dem Kessel war extrem, Struber hat Verständnis, dass manche Personen im Klub und auch viele Fans sehr aufgebracht reagierten: „Natürlich wollen wir in so emotionalen Phasen immer sachlich bleiben. Aber wir wissen alle und sind ja nicht naiv, dass wir in der Tabelle vorne dran bleiben wollen. Da waren Siege unumgänglich in den letzten Spielen.“
Nun geht er mit einem besseren Gefühl in die Länderspielpause, doch auch da wird geackert: „Man spürt nun auch eine gewisse Erleichterung. Aber wir ordnen das gut ein und wissen, was wir noch tun müssen, um zukünftig ins Punkten zu kommen in der Liga.“
Struber hat zudem eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Es geht nicht nur mit attraktivem Hurra-Fußball, vielmehr muss man sich in der 2. Liga viele Siege hart erarbeiten. „Wir sind voll angekommen in der Liga. Wir wissen, welche Herausforderungen jedes Spiel mit sich bringt. Jede Mannschaft hat ihre Bewaffnung, die musst du entschärfen. Da musst du selber initiativ sein und brauchst Stabilität und als Mannschaft eine richtig gute Energie.“
Dass seine Wechsel oft nicht nachvollziehbar waren, nahm er sich auch zu Herzen. Zuletzt hatte er mit Florian Kainz (31) und Damion Downs (20) ein goldenes Händchen, sie sorgten für das Siegtor gegen Fürth. Struber weiß: „Auch die Wechsel müssen zünden – somit brauchst du den ganzen Kader mit einer richtigen Zielstrebigkeit.“
Ab jetzt will der FC mit einem neuen Gesicht ganz oben angreifen: „Wir sind voll angekommen in der Liga, wissen, wie eng alles ist. Bis zum zwölften Platz ist alles beieinander. Wir müssen jetzt jedes Spiel extrem in den Fokus bekommen. Jeder Einzelne braucht seinen persönlichen Motivationskick, um als Team Energie zu entwickeln. Und dann kann es in eine gute Richtung gehen.“