Stürmische Zeiten beim 1. FC Köln! Auf dem Platz, wie neben dem Platz. Nach dem vogelwilden 4:4 gegen den Karlsruher SC will ein FC-Mitglied nun die Wahlen zum Mitgliederrat anfechten.
Nach turbulenter VersammlungVideo von Homepage genommen – FC-Mitglied will Wahlen anfechten
Der 1. FC Köln kommt einfach nicht zur Ruhe! Rein sportlich sucht Trainer Gerhard Struber (47) nach Lösungen, um seine Mannschaft endlich stabil zu bekommen.
Gegen Karlsruhe gab es am Sonntag (29. September 2024) nur ein 4:4, nachdem der FC schon 3:0 geführt hatte. Hinter den Kulissen ist es aktuell noch stürmischer.
FC-Mitglied erhebt Vorwürfe nach Mitgliederversammlung
Am vergangenen Dienstag (24. September) war es bei der FC-Mitgliederversammlung in der Lanxess-Arena zum offenen Bruch zwischen Mitgliederrat und Vorstand gekommen. In der Folge wurden Präsident Werner Wolf (68) und seine Vize Carsten Wettich (45) und Eckhard Sauren (52) nicht entlastet.
Danach wurde dann ein neuer Mitgliederrat gewählt, zwölf Kandidaten, die vorher von der Fan-Vereinigung Südkurve e.V. empfohlen wurden, schafften den Einzug in das wichtige Gremium. Doch ging im Vorfeld alles mit rechten Dingen zu? Ein Mitglied zweifelt das an.
Friedhelm Henze (69) hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten in den verschiedensten Gremien des 1. FC Köln gearbeitet. Er war im Sportbeirat, im Vereinsbeirat und bis 2018 im Mitgliederrat, seit einigen Monaten unterstützt er die Opposition um Dieter Prestin (68). Aktuell ist er entsetzt über die Zustände beim FC – und will nun sogar die Mitgliederrats-Wahl anfechten.
Zunächst hat Henze dem Vorstand schriftlich eine formelle Rüge erteilt. Der Grund: zwei Tage nach der Mitgliederversammlung habe der 1. FC Köln das Video der Mitgliederversammlung von der Homepage genommen.
Henze will erwirken, dass das Video der kompletten Versammlung wieder hochgeladen wird. Er sieht den Mitschnitt auch als Beweisstück, um die Wahl anzufechten. Henze hat bei der Mitgliederversammlung einige Punkte ausgemacht, die er juristisch prüfen lassen will, um dann die Wahl möglicherweise annullieren zu lassen.
Vom FC heißt es, dass der Mitschnitt des Livestreams wie im Jahr zuvor wenige Tage nach der Versammlung von der Homepage genommen wurde, auch weil die Seite dann mit aktuellen Informationen überarbeitet wurde. In den Jahren zuvor war das Video jedoch auch schon deutlich länger verfügbar.
FC-Versammlung: Video ist nur Service für Mitglieder
Die Aufzeichnung der MV muss laut Satzung aber nicht zwingend auf der Homepage angeboten werden und kann nicht als Beweismittel angesehen werden. Es handelt sich lediglich um einen Service für FC-Mitglieder, die weit entfernt wohnen und die Versammlung dennoch verfolgen wollen.
Doch wo genau sieht Henze Anhaltspunkte, um die Wahl anzufechten? Er meint gegenüber EXPRESS.de: „Der Verfahrensantrag von Rüdiger-René Keune wurde nicht nur unterlaufen, sondern auch bevor er überhaupt durch den Versammlungsleiter der Mitgliederversammlung bekanntgegeben wurde, vorher durch den Vorstand oder Mitgliederrat an zwei Gegenredner durchgesteckt.“
Zur Erinnerung: Zu Beginn der Versammlung hatte Herr Keune einen Antrag gestellt, die Tagesordnung zu ändern. Die Wahl zum Mitgliederrat sollte demnach vorgezogen werden, damit mehr Mitglieder abstimmen können, darunter auch die 16-jährigen. Nach zwei Gegenrednern wurde der Antrag abgeschmettert, die Wahl fand wie geplant am Ende der Veranstaltung gegen Mitternacht statt. Da waren trotz später Stunde immer noch über 1300 Stimmberechtigte anwesend.
Henze glaubt, dass die Gegenredner im Vorfeld über den Antrag informiert wurden. „Sie traten mit vorbereiteten Texten ans Pult. Eine dieser Personen wurde später in den Mitgliederrat gewählt. Das ist ein Verstoß gegen die Pflicht der Vertraulichkeit“, so Henze.
Auch Carsten Wettich (45), Vizepräsident des 1. FC Köln, soll laut Henze gegen Regeln verstoßen haben. Henze sagt: „Herr Wettich hat sich gegen den Antrag ausgesprochen. Das ist ein Verstoß gegen den Grundsatz der Neutralität. Dies alles zusammen könnte zur Nichtigkeit der Wahl zum Mitgliederrat führen.“ Die Aussicht auf Erfolg ist gering, denn laut FC hat der Vorstand durchaus das Recht, sich zu Anträgen zu äußern.
Henze will nun erstmal erreichen, dass das Video der Versammlung wieder auftaucht. Danach wird er mit rechtlicher Beratung versuchen, die Wahl anzufechten. Sein Vorhaben wird wohl schnell scheitern, denn bei der Versammlung war ein Notar anwesend und hat ein durchweg korrektes Verfahren notariell beurkundet.
Der Vorstand des 1. FC Köln ist zudem immer für Gespräche offen. Jedes Mitglied kann sich also gerne an den Vorstand wenden, wenn es Kritikpunkte geben sollte. Das Vorgehen von Herrn Henze sorgt allerdings aktuell für Verwunderung bei den FC-Bossen.