Interessante AnsätzeOhne Investoren: Sammelt der 1. FC Köln so bald Millionen-Beträge ein?

DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig im  Neven DuMont Haus

„E Levve lang – Der Talk zum FC“ von Express und Kölner Stadt-Anzeiger am 8. Oktober 2024 mit DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig.

Es war eine interessante Gesprächsrunde am Dienstagabend beim EXPRESS. Mit DFB-Boss Andreas Rettig und Kölns Lizenz Leiter Thomas Kessler wurde auch über die Finanzen des FC gesprochen.

Wie geht es weiter mit dem 1. FC Köln? Am Dienstagabend fand beim EXPRESS die zweite Ausgabe von „E Levve lang – Der Talk zum FC“ mit DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig (61) und Thomas Kessler (38, Leiter Lizenz beim 1. FC Köln) statt.

Es wurde über langen Atem im Aufstiegsrennen, die Weiterentwicklung der Kölner Mannschaft und teure Transfers geredet. Natürlich ging es dann auch um Einnahmen und Finanzen. Da der Klub aber auf externe Investoren verzichtet, müssen Einnahmen geschickt generiert werden.

1. FC Köln: Mitgliedsbeitrag um 100 Euro erhöhen?

Beim EXPRESS-Talk kam die Zuschauer-Frage auf, ob man beim FC nicht den Jahresbeitrag um 100 Euro erhöhen könnte. Bei 140.000 Mitgliedern kämen so 14 Millionen Euro jährlich in die FC-Kasse. Ein interessanter Ansatz, um Einnahmen zu steigern, ohne Investoren ins Boot zu holen. Rettig und Kessler mussten erstmal schmunzeln. Doch dann entwickelte sich eine spannende Diskussion.

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Kessler sagte: „Da bin ich in meiner Position vielleicht der falsche Ansprechpartner. Aber am Ende des Tages ist ja klar: Wir haben über 140.000 Mitglieder – und die haben sich klar dazu positioniert, dass wir keine Investoren wollen. Es wurde vor ein paar Jahren sogar abgestimmt, dass es selbst bei Verkauf von einem Prozent der Anteile die Zustimmung der Mitglieder braucht.“

Kessler findet den Kölner Weg gut: „Ich habe meinen Vertrag in diesem Wissen unterschrieben und arbeite für den 1. FC Köln – der große Eigentümer sind die 140.000 Menschen, die Mitglieder sind. Wenn da Entscheidungen auf dieser Ebene gefällt werden, dann habe ich das nicht nur zu respektieren, sondern ich arbeite jeden Tag danach.“

Der Kölner Sportchef machte aber auch deutlich, dass es einen Wettbewerbsnachteil gibt: „Wir müssen uns dem Wettbewerb stellen, und haben es an der ein oder anderen Stelle natürlich auch schwieriger, als wenn jemand von außen Geld dazu gibt. Aber ich finde das extrem spannend und das ist für mich der richtige Weg.“

Rettig sprach über ein Modell beim FC St. Pauli, dort wurde eine Genossenschaft aufgelegt, wo die Mitglieder Anteile am Stadion erwerben können. „Das ist bei meiner Pauli-Zeit entstanden. Der Ansatz: Wir haben überlegt, wie wir Kapital zuführen können, ohne dass gesagt wird: Wer Kohle gibt, kann mitbestimmen. Aus diesem Denken ist das Genossenschafts-Modell entstanden. Das Motto: Was einer nicht schafft, schaffen viele.“

Rettig (von 2015 bis 2019 bei St. Pauli) hatte sich damals auch Richtung Stadtrivale Hamburger SV geäußert: „Wir brauchen nicht einen Investor Kühne, wir brauchen 25.000.“ Nach Rettigs Denkanstoß wurde nun ein Finanzierungsmodell umgesetzt: St. Pauli hat gut 45.000 Mitglieder, ein Genossenschaftsanteil kostet 850 Euro. Egal, wie viele Anteile man erwirbt, man hat trotzdem nur eine Stimme.

Das dadurch eingesammelte Geld wird in erster Linie für die Finanzierung von Infrastruktur-Projekten verwendet. Rettig glaubt: „Es wird ein namhafter zweistelliger Millionen-Betrag zustande kommen.“ Als Erstes soll der Stadionkredit abbezahlt werden. „Dadurch wird am Ende Geld frei, was in den Sport investiert werden kann“, so Rettig.

Ob beim 1. FC Köln ähnliche Gedankenspiele künftig umgesetzt werden oder der Jahres-Beitrag erhöht werden kann, liegt in der Entscheidungsgewalt des e.V. – heißt bei den Mitgliedern. Im Sommer lief eine Fan-Anleihe aus – von 2016 bis 2024 konnten Fans beim 1. FC Köln Wertpapiere kaufen (Verzinsung 3,5 Prozent).

Aktuell sieht es bei den Mitgliedsbeiträgen in Köln wie folgt aus: bis 6 Jahre kostenlos, Jugendliche von 7 bis 17 Jahren zahlen 42 Euro, Erwachsene 92 Euro. Wer 150 Kilometer entfernt wohnt, spart 35 Prozent. Für Rentner, Menschen mit Behinderung (ab einem Grad von 50 Prozent) sowie Schüler, Studierende, Auszubildende und Freiwilligendienstleistende (jeweils bis zur Vollendung des 28. Lebensjahres) gilt der ermäßigte Beitrag von 42 Euro. Zudem gibt einen Familienbeitrag (153 Euro) und die lebenslange Mitgliedschaft (einmalig 1948 Euro.)