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Interview

„Verein muss schon aufpassen“Poldi über FC, Geißbockheim, die Rolle der Stadt und seinen Sohn Louis

Lukas Podolski hat ein Herz für Kinder. EXPRESS.de traf den Kölner Superstar zum Interview über Nachwuchsförderung, Geißbockheim-Ausbau und seinen Sohn Louis.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Am Nachmittag im Flieger von Polen nach Köln und am Abend zurück, um am nächsten Morgen wieder bei Gornik Zabrze zu trainieren – Lukas Podolski (39) scheute keine Mühen, um in Köln ein neues Herzensprojekt vorzustellen.

Gemeinsam mit EA-Sports eröffnete Poldi in seiner Strassenkicker Base in Köln-Mülheim ein Spielfeld für das globale Projekt FC Futures. Dabei werden in Zusammenarbeit mit der Uefa vor allem für sozial benachteiligte Kinder Möglichkeiten geschaffen, um Fußball zu spielen. Zinédine Zidane (52) hat einen Platz in Aix-en-Provence (Frankreich), Ian Wright (61) einen Platz in London (England), Sam Kerr (31) ein Feld in Sydney (Australien) – und jetzt hat Poldi seinen Platz für das Projekt in Köln. EXPRESS.de traf den Fußball-Star Ende November 2024 zum Interview.

Lukas Podolski unterstützt benachteiligte Kinder in Köln

Lukas, du kommst von Polen hierhergeflogen, um Kinder zu unterstützen – wie kam es zu der Kooperation mit EA?

Alles zum Thema Lukas Podolski

Podolski: „Ja, das ist schon eine Herzensangelegenheit von mir. Ich habe seit über zehn Jahren eine eigene Stiftung, da investiere ich gerne viel Zeit. In den letzten Jahren gingen so Millionen-Beiträge an die verschiedensten Organisationen. EA ist ein langjähriger Partner von mir und das neue Programm FC Futures passt genau zu dem, was ich seit Jahren mache.“

Was genau habt ihr bei dem Projekt vor?

Podolski: „Hauptsächlich werden sozial benachteiligte Kinder unterstützt, die vielleicht nicht diese Möglichkeit haben, in den Nachwuchs-Leistungszentren zu spielen oder mit guten Trainern zu arbeiten. Ab jetzt haben hier Kinder auf einem Platz in der Strassenkicker Base regelmäßig Zeit, um zu trainieren. Und wer weiß, vielleicht hat später irgendeiner dann den Traum, Profi zu werden.“

Was braucht es, um Profi zu werden? Die Trainingsbedingungen in deiner Halle sind ja schon mal perfekt.

Podolski: „Die Zeiten haben sich geändert. Früher war es der Bolzplatz im Regen, im Schlamm, im Matsch. Heute muss es ein perfekter Kunstrasen sein, sonst schicken viele Eltern ihre Kinder nicht mehr raus. Die richtigen Straßenkicker, die richtigen Bolzplatzkinder, die sterben so leider aus.“

EA und die Uefa haben in Studien festgestellt, dass Kinder auch Fußball an der Konsole lernen. Kann man da wirklich etwas für das reale Spiel auf dem Platz mitnehmen?

Podolski: „Ich habe auch früher an der Konsole gezockt und ich glaube schon, dass man dadurch auch gewisse Dinge lernen kann. Wie du deine Mannschaft aufstellst, wie du spielst. Klar ist das nicht dasselbe, aber man kann sich schon etwas davon abschauen.“

Lukas Podolski in Köln beim Training mit Kindern.

Lukas Podolski begrüßte am 25. November 2024 viele Kinder und Jugendliche in der Strassenkicker Base in Köln Mülheim.

Spielst du auch heute noch an der Konsole mit deinem Sohn Louis?

Podolski lacht: „Ja, es ist jetzt nicht so, dass ich süchtig danach bin. Mein Sohn spielt da schon mehr, deshalb gewinnt er auch immer.“

Podolski über Geißbockheim-Ausbau: Stadt Köln müsste mehr tun

Warst du denn mit deinen Werten beim Fifa-Spiel immer zufrieden, manche Spieler haben sich da ja öfters geärgert?

Podolski: „Also, ich hab da nie drauf geachtet. Es gibt aber einige, die sagen, ich bin schneller. Die Werte können ja nie hundertprozentig stimmen. Und wenn ich meinen linken Fuß sehe, dann muss der eigentlich bei 99 sein, das ist halt so …“ (Poldi schmunzelt)

Du schaffst in Köln viele Möglichkeiten, damit Kinder kicken können. Beim 1. FC Köln versuchen sie auch seit Jahren mehr Möglichkeiten rund ums Geißbockheim zu schaffen, doch der Ausbau kommt nicht voran. Wie bewertest du die Situation? Muss da mehr von der Stadt Köln kommen?

Podolski: „Das ist leider ein politisches Thema durch den Standort. Ich mache einige Stiftungsprojekte seit Jahren in guter Zusammenarbeit mit der Stadt. Aber Köln darf nicht vergessen, der FC ist das Herz der Stadt und da sollte man schon mehr Unterstützung verlangen dürfen. Der Verein muss schon aufpassen, dass die jungen Talente nicht verschwinden. Auf der anderen Seite sieht man, dass der FC aktuell ganz viele junge Spieler hervorbringt. Und das mit den bestehenden Bedingungen im Grüngürtel.“

Sind Top-Bedingungen also doch nicht unbedingt wichtig, um erfolgreich Fußball zu spielen?

Podolski: „Ich habe beim FC noch auf Asche gespielt, gute Kabinen gab es auch nicht. Ich glaube, wichtig ist, dass man eine gewisse Leidenschaft hat und viel Ehrgeiz. Als Jugendlicher, der Fußball-Profi werden will, braucht man den absoluten Willen, um auf ein Ziel hinzuarbeiten und über Hindernisse zu springen. Schlechte Kabinen oder ein schlechter Platz dürfen da keine Ausreden sein: Wenn du das Spiel liebst, dann musst du dafür investieren. Klar gehört Talent dazu, aber vor allem der Biss, es wirklich zu wollen! Ich bin der Überzeugung: Wenn du es willst, dann packst du alles.“

Gibst du diese Erfahrungen auch an die junge Generation weiter?

Podolski: „Ja, ich bin auch früher drei Stunden aus Bergheim angereist, mit Bus oder Bahn, zigmal umsteigen. Alles, um an das Geißbockheim zu gelangen, um da zu trainieren, um beim 1. FC Köln zu spielen. Und diesen Hunger, diesen Ehrgeiz, den brauchst du. Aber ich weiß auch, dass sich die Zeiten geändert haben. Überall entstehen neue Leistungszentren. Da gucken die Familien dann ganz genau, wo sie ihre Kinder hinschicken. Und die Vereine denken: ’Guck mal, die haben dies, das und jenes – und wir nicht.‘ Da will man natürlich mitmischen.“

Louis Podolski mit seinem Vater Lukas Podolski im Rhein-Energie-Stadion.

Lukas Podolski mit Sohn Louis bei seinem Abschiedsspiel in Köln am 10. Oktober 2024 im Rhein-Energie-Stadion.

Hat dein Sohn Louis auch die Eigenschaften, wie du, dass er sich durchbeißt? Er spielt in der Jugend bei Gornik, kann er auch ein Profi werden?

Podolski: „Das liegt an ihm. Ich sage ihm immer: Du bist jetzt in einem Alter, wo du selber entscheiden musst. Wenn du investieren willst, wenn du das unbedingt machen willst, dann mach, investiere, trainiere, gib Gas. Und wenn nicht, dann mach es ordentlich in der Schule, beim Studium oder einem anderen Job.“

Gab es eigentlich schon einen Termin mit FC-Präsident Werner Wolf, der dich in Polen besuchen wollte, um eine Zusammenarbeit zu reden?

Podolski: „Es gab noch keinen Termin. Wir wollen uns zusammensetzen, haben aber auch gesagt, dass es keine Eile hat. Wir müssen da jetzt nicht in zwei, drei Wochen irgendetwas erzwingen. Ich spiele selber noch bis Mai und dann schauen wir mal, was sich da alles entwickelt.“

Lukas Podolski beim Interview-Termin mit EXPRESS.

Lukas Podolski und EXPRESS.de.-Reporter Uwe Bödeker am 25. November beim Interviewtermin in der Strassenkicker Base in Köln.

Der FC hat sich in der 2. Liga gefangen, es gab einige Erfolge. Wie beurteilst du die Lage?

Podolski: „Zum Saisonstart war es Hurra-Fußball nach vorne, offensiv und mit vielen jungen Spielern. Aber am Ende willst du aufsteigen – nur das ist das Ziel. Mit gewissen Änderungen haben die Kölner nun Stabilität reinbekommen. Aktuell läuft es gut, aber die ersten zwölf Teams trennen nur wenige Punkte. Es wird bis zum Ende spannend und eng bleiben. Wenn der FC alle Spiele unspektakulär 1:0 gewinnt, dann wäre das super – dann sind wir aufgestiegen.“ (Poldi lacht)