Beim 1. FC Köln stehen im Jahr 2025 Vorstandswahlen an. Dieter Prestin will als Sport-Vorstand antreten. Im Interview mit EXPRESS.de spricht er über seine Pläne und die Situation beim FC.
„Verlängerung mit Keller die falsche Entscheidung“Angriff 2025: Prestin erklärt seine Vorstands-Pläne

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Dieter Prestin am 15. Dezember 2024 beim Spiel des 1. FC Köln gegen den 1. FC Nürnberg im Rhein-Energie-Stadion.
Dieter Prestin (68) hat in seiner Karriere nur für den 1. FC Köln gespielt. Der ehemalige Verteidiger hat zwischen 1975 und 1989 insgesamt 316 Pflichtspiele absolviert, gewann 1978 das Double, sowie 1977 und 1983 den DFB-Pokal.
Nach der Karriere war er in der Versicherungsbranche aktiv – und jetzt strebt er ein Amt im Vorstand des 1. FC Köln an. Im Sommer 2024 präsentierte er schon einmal seine Pläne mit einer Opposition, doch das Team zerbrach. Was er nun vorhat, verrät er im Interview.
Dieter Prestin will Sport-Vorstand beim 1. FC Köln werden
Wie sehen Ihre Pläne für das kommende Jahr aus? Greifen Sie mit einem neuen Team wieder an?
Dieter Prestin: „Wir arbeiten an einem Team. Was uns in die Karten spielt, ist die Aussage des Mitgliederrats, auch Personen zusammenzuführen. In Köln ist es ja nicht so einfach, einen Präsidenten zu finden. Bisher gab es nur Absagen, die Erfahrung haben wir in unserem Team auch gemacht.“
Ist Sonja Fuss noch bei Ihnen im Team?
Prestin: „Ja, sie ist noch dabei. Wir werden in der Opposition bleiben und wir werden wieder angreifen. Ich will Sportvorstand werden.“
Eines ihrer Kernthemen ist mangelnde Sportkompetenz im Verein – woran machen Sie das fest?
Prestin: „Der 1. FC Köln hängt wegen zahlreicher Fehler hinten dran. Das ist nicht nur der Abstieg der letzten Saison, sondern auch Spielerabgänge wie Florian Wirtz oder jetzt Tim Lemperle, der der nächste sein wird. Da muss die Frage erlaubt sein: Warum hat man nicht viel früher mit ihm gesprochen?“
Aktuell sieht es aber gut aus, es könnte mit dem Aufstieg klappen …
Prestin: „Der Aufstieg ist enorm wichtig, davon hängt vieles ab. Aber ich muss auch sagen, dass man sportlich noch viel besser dastehen könnte. Man hat zum Saisonstart viel zu spät reagiert und von Harakiri-Fußball auf Stabilität umgestellt. Nach zwei Spielen war den Experten klar, dass der FC es so nicht schaffen wird mit dem Aufstieg. Beim FC hat man aus meiner Sicht viel zu spät das Ruder rumgerissen. Das ist ein Beispiel von nicht ausreichender Sportkompetenz. Jetzt ist die Sicherheit in einigen Bereichen besser geworden, aber es wird bis zum Ende eng bleiben.“
Mit Sport-Geschäftsführer Christian Keller wurde verlängert – was halten Sie davon?
Prestin: „Für mich war die Verlängerung mit Keller die falsche Entscheidung. Er hat einfach in der Vergangenheit zu viele Fehler im sportlichen Bereich gemacht. Ich bin mir sicher, dass sich der Fußball in den nächsten drei, vier Jahren nochmals massiv verändern wird. Die Frage ist: Ist der FC darauf vorbereitet? Ich wage es zu bezweifeln. Man muss vorausschauend planen.“
Wie würden Sie das angehen?
Prestin: „Ich schaue viele Spiele in England, Spanien oder Italien, aber auch im Balkan. Denn wir sollten uns nichts vormachen: Der FC bekommt kein 16-jähriges Mega-Talent von Manchester City. Trotzdem muss man den Blick international halten. Ich habe ein großes Netzwerk, arbeite mit einigen Dutzend Spielerberatern aus dem In- und Ausland zusammen. Wenn ein Spieler interessant ist, sollte sich der Sport-Vorstand ihn selber anschauen. Danach können die FC-Scouts unterstützen.“
Da sind Sie wieder beim Thema Sportkompetenz im Vorstand …
Prestin: „Genau. Ich behaupte: Wenn ich einen Spieler zweimal gesehen habe, dann kann ich einschätzen, ob er zum FC passt oder nicht. Hier ist es wichtig, auch auf die Mentalität der Spieler zu achten. Der FC benötigt Führungsspieler und keine Jungs, die irgendwo in der zweiten Reihe stehen. Man muss auch mit Herrn Keller sprechen, um Änderungen zu diskutieren – das heißt nicht, dass man ins operative Geschäft eingreift. Aber in keinem FC-Gremium sitzen aktuell Menschen mit wirklicher Fachkompetenz. Und Kompetenz kann man eigentlich nie genug haben.“
Zuletzt wurde der Legenden-Klub gebildet – sind da Kandidaten dabei, die dem FC weiterhelfen können?
Prestin: „Sicherlich sind da Personen dabei, die dem FC weiterhelfen können. Pierre Littbarski zum Beispiel hat richtig Ahnung. Und man darf keinen abbügeln, weil er eine andere Meinung hat, man muss mit allen sprechen. Was schon mal gut ist: Durch die Gründung des Legenden-Klubs ist die FC-Familie wieder zusammengerückt. Aber geeignete Kandidaten müssen am Puls der Zeit sein.“
So lange laufen die Verträge der FC-Profis:
Glauben Sie, dass der amtierende Vorstand auch künftig noch eine Rolle spielen kann?
Prestin: „In der Konstellation sicherlich nicht, aber vielleicht einzelne Personen daraus in einem anderen Vorstandsteam. Für mich fehlt einfach, wie ich immer gesagt habe, die Sportkompetenz. Wenn man mit Werner Wolf, Eckhard Sauren oder Carsten Wettich spricht, spürt man, dass man auf unterschiedlichen Leveln unterwegs ist. Wenn ich denen erkläre, wo ein Problem liegt, wollen sie das anschließend mit Christian Keller besprechen. Aber wenn sie mich gar nicht verstehen, wie wollen sie das Keller dann erklären?“
Haben Sie schon mit dem neuen Mitgliederrat gesprochen?
Prestin: „Unser Team ja, ich persönlich noch nicht. Wir wollen Anfang Januar ein Treffen organisieren. Ich bin offen, kann auch in anderen Konstellationen helfen. Ich würde mit allen reden – Vorstand, Trainer oder auch Herrn Keller. Für mich geht es nicht um Einzelpersonen, sondern nur um die Zukunft des 1. FC Köln.“