Christian Keller ist seit 2022 Sport-Geschäftsführer beim 1. FC Köln. Seitdem ging es sportlich bergab und Keller muss viel Kritik einstecken. Jetzt verriet er, wie er damit umgeht.
„Das ist typisch Köln“Dönerbuden-Erlebnis hat FC-Sportchef Keller schwer beeindruckt
![Christian Keller, Geschäftsführer des 1. FC Köln während der Platzbegehung beim Hamburger SV.](https://static.express.de/__images/2025/02/17/c51e7f0d-498e-4e69-91fd-74efff3c44f4.jpeg?q=75&q=70&rect=575,123,2425,1819&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=c348a3acefb95ff1e170d3df1fd4224e)
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Christian Keller, Geschäftsführer beim 1. FC Köln am 18. Januar 2025 in Hamburg.
Wenn es sportlich läuft, bekommen Spieler und Trainer das meiste Lob ab, der Sportdirektor eher selten. Wenn es nicht läuft, ist er aber immer mit in der Verlosung.
Bei Christian Keller (46) sind viele Köln-Fans kritisch – seit April 2022 ist er als Sportgeschäftsführer beim FC im Amt. Er hat nach dem Abgang von Alexander Wehrle nahezu jeden Stein im Klub umgedreht. Hinter den Kulissen wurden viele Weichen für eine bessere Zukunft gestellt. Doch sportlich ging es in Kellers Zeit nur bergab.
Christian Keller mag lieber direkte Kritik als anonyme Beiträge
Jetzt sprach Keller über die Kritik und wie er damit umgeht. Ein Dönerbuden-Erlebnis hat ihn besonders beeindruckt. Ende Oktober 2024 verlor der FC daheim mit 1:2 gegen Paderborn, die Kölner drohten in der Zweitligatabelle Richtung Abstiegsplätze abzustürzen. Im Stadion gab es laute Keller-raus-Rufe.
„Am Tag nach den ‚Keller-raus-Rufen‘ habe ich erst Sport gemacht und mir danach im Döner-Laden um die Ecke eine Pizza geholt. Ich habe einfach dagesessen und WhatsApp-Nachrichten beantwortet. Plötzlich streicht mir eine wildfremde Frau über den Arm, klopft mir auf die Schulter und sagt: ‘Herr Keller, nehmen Sie sich das nicht zu Herzen. Wir schaffen das. Ganz viele Leute stehen hinter Ihnen.‘ Das war bemerkenswert. Das ist typisch Köln mit all seinen Emotionen“, sagt Keller im Bild-Interview (17. Februar 2025).
Mittlerweile hat er die Phase abgeschüttelt: „Da ist nichts hängen geblieben. Ich konnte die Kritik nachvollziehen. Ich bin hauptverantwortlich für unser sportliches Abschneiden, deshalb hat sich der Frust auf mich kanalisiert. Ich glaube, dass ich in meiner Funktion kritisiert werde, nicht als Person. Die meisten kennen mich ja nicht persönlich.“
Für Keller gehört Kritik im Job einfach dazu. Auch nach der Transferphase im Winter, der FC konnte erstmals nach der Sperre wieder einkaufen, gibt es viele unzufriedene Fans. Keller sagt: „In meiner Tätigkeit muss man Belastungen standhalten. Mein Image nach Außen ist für mich nicht so entscheidend wie mein tatsächliches Handeln im Alltag. Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, sind mir viele Leute wohlgesonnen – das war auch in schweren Phasen so.“
Und wenn der Job doch mal zu stressig wird, hat Keller seine Strategie, um abzuschalten: „Laufen, Radfahren – einfach auspowern. Ich habe das Glück, dass der Kopf beim Sporttreiben nicht rattert. Wenn ich dann noch etwas Ungesundes esse, Döner, Pizza oder eine Tüte Chips, dann kann ich für den Moment abschalten – auch, wenn um mich herum gerade der größte Stress herrscht.“
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Generell hat Keller es aber lieber, wenn die Kritik an ihm nicht anonym via soziale Medien kommuniziert wird, er mag dann doch lieber den direkten Austausch mit Fans: „Wenn mir zum Beispiel am Trainingsplatz jemand sagt: ‘Keller, das finde ich Mist von Ihnen‘, dann kann ich den offenen Umgang wertschätzen. Die Kritik ist vielleicht nicht toll für mich, aber ich habe Respekt vor der Person, die mich konkret anspricht, es gehört schließlich Mut dazu, sich direkt zu stellen. Und man kommt in einen Austausch. Anonym im Netz schreiben kann hingegen jeder.“
Aktuell arbeitet die FC-Mannschaft daran, so schnell es geht wieder erstklassig zu spielen – auch für Keller wäre das eine große Genugtuung, nachdem er viel einstecken musste.
Doch über den Aufstieg will er aktuell noch gar nicht reden: „Die Tabelle ist extrem eng, jedes Spiel ist für uns eine Herausforderung, das hat man in Magdeburg gesehen. Wir spielen die Liga nicht in Grund und Boden. Warum sollten wir dann große Ankündigungen machen?“