Bayern-Youngster Aleksandar Pavlović hat seinen ersten Länderspiel-Einsatz absolviert. Im Interview spricht der Münchner über seine Traum-Karriere und seine Vorbilder.
Blitz-Karriere vor Heim-EMNagelsmanns Juwel: OP statt Urlaub nach der Heim-EM
Am Ende waren es nur 19 Minuten. Aber immerhin darf sich Aleksandar Pavlović (20) nach dem Spiel gegen die Ukraine (0:0) jetzt Nationalspieler nennen. Der Youngster des FC Bayern feierte in Nürnberg sein DFB-Debüt.
Der Münchner hat eine Traum-Karriere hingelegt. Seit seiner Kindheit spielt der defensive Mittelfeldspieler beim FC Bayern. Ende Oktober 2023 debütierte er in der Bundesliga, nach 22 Pflichtspielen ist er nun Teil des EM-Kaders.
Aleksandar Pavlović: Thomas Müller hilft ihm beim DFB-Team
Im Mannschaftsquartier in Herzogenaurach sprach Pavlović über sein Verhältnis zu Thomas Müller, seine sportlichen Vorbilder und verriet, wie er es schafft, vor einem Champions-League-Spiel im Santiago Bernabéu nicht aufgeregt zu sein.
Sie sind das erste Mal bei der Nationalmannschaft dabei. Wie fühlt es sich an?
Aleksandar Pavlović: Sehr cool! Es macht ungeheuren Spaß. Alle Jungs sind super korrekt. Ich lebe meinen Traum und bin sehr dankbar für alles.
Wer ist Ihr erster Ansprechpartner im DFB-Team?
Aleksandar Pavlović: Ganz klar: Thomas Müller! Er ist ein super-cooler Typ. Er hat immer ein offenes Ohr für einen und gibt auch gute Tipps. Es ist sehr schön für mich, dass er auch dabei ist und mich ein bisschen coacht.
Auffällig bei den Bildern aus dem DFB-Trainingslager ist, dass Müller immer mit seinem Drink zu sehen ist. Selbst beim Foto mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier hat er ihn gut sichtbar platziert.
Aleksandar Pavlović: Ja, er macht gut Werbung damit. Der Drink ist wohl sehr gesund, hat viele Vitamine und Proteine. Das ist schon nicht schlecht. Er hat auch hier in Herzogenaurach richtig viele Flaschen mit dabei, die im Kühlschrank gelagert werden müssen. Aber das finde ich gut (lacht).
Sie waren bereits im März für die Länderspiele nominiert, mussten aber krank absagen.
Aleksandar Pavlović: Ich hatte bereits zwei oder drei Mal eine Mandelentzündung. Daher muss ich die Mandeln auch demnächst entfernen lassen. Man ist jedes Mal zwei Wochen raus und liegt flach, das tut weh und nervt. Zudem muss ich jedes Mal Antibiotika nehmen, anschließend muss man wieder neu aufbauen. Das ist schon nervig. Ich muss jetzt nach der EM schauen, wann es da einen Termin gibt, wo ich die OP durchführen kann. Mitten in der Saison ergibt es keinen Sinn, weil ich dann auch für zwei Wochen komplett raus wäre. Wahrscheinlich werde ich meinen Urlaub dafür opfern. Aber das ist jetzt auf lange Sicht wichtiger.
Wie fühlt es sich jetzt an, so kurz vor der EM im eigenen Land sein Debüt in der Nationalmannschaft gegeben zu haben?
Aleksandar Pavlović: Es war ein sehr schöner Moment. Davon habe ich immer geträumt. Gott sei Dank hat es jetzt endlich geklappt. Ich bin einfach glücklich und stolz.
Ging es im letzten Jahr nicht alles ein bisschen zu schnell?
Aleksandar Pavlović: Es kann gerne so weitergehen (lacht).
Sie haben schon unter Julian Nagelsmann beim FC Bayern mittrainiert, aber erst unter Thomas Tuchel den Durchbruch geschafft. Wie war das Verhältnis?
Aleksandar Pavlović: Ich bin sehr dankbar für alles, was das Trainerteam und vor allem Thomas Tuchel für mich gemacht haben. Sie haben mir die Chance gegeben, zu zeigen, was ich draufhabe. Für mich lief es super mit Thomas und seinem Team.
Können Sie sich als gebürtiger Münchner vorstellen, immer nur das Bayern-Trikot zu tragen?
Aleksandar Pavlović: So etwas ist vorstellbar, auf jeden Fall. Aber jetzt müssen wir nächste Saison erstmal wieder einen Titel holen. Eine weitere Spielzeit titellos? Das geht nicht. Daher ist das unser größtes Ziel. Wichtig ist dabei, dass wir einfach als Mannschaft zusammenwachsen, zusammenspielen und gut funktionieren.
Gab es von den DFB-Kollegen aus Leverkusen den einen oder anderen Spruch?
Aleksandar Pavlović: Tatsächlich gar nicht so. Das sind alles korrekte Jungs, mit denen man sich gut versteht.
Sie kommen aus dem Bayern-Campus. Wer war für Ihre Entwicklung entscheidend?
Aleksandar Pavlović: Mein U19-Trainer Danny Galm, der mir damals die Chance gegeben hat, mich zu beweisen und zu zeigen, was ich draufhabe. Ich habe immer noch Kontakt zu ihm, wir verstehen uns richtig gut und ich bin sehr dankbar für alles, was er für mich getan hat. Ich hatte ein paar Jahre zuvor keine leichte Zeit beim FC Bayern und er kannte mich eigentlich noch gar nicht. Aber Danny hat sich einfach angeschaut, was ich kann, und hat mir die Chance gegeben, mich zu zeigen. Dafür bin ich ihm einfach dankbar.
Damals gab es auch Gerüchte, Sie könnten den FC Bayern verlassen…
Aleksandar Pavlović: Ich hatte nie vor, zu wechseln. Ich wollte immer bei Bayern bleiben. Natürlich hatte ich eine schwere Zeit, in der ich nicht so viel gespielt habe. Aber das hatte seine Gründe: Ich kam spät in die Pubertät, war körperlich schwach. Mit 15 war ich noch der Kleinste, war gefühlt noch 1,20 Meter. Aber: fußballerisch war ich immer top (lacht). Ich habe mir gesagt: Wenn du der Kleinste bist, hast du weniger Zeit. Ich musste also lernen, in jeder Aktion schneller zu spielen.
Wie schwer war das zu der Zeit mental?
Aleksandar Pavlović: Meine Sicht ist immer: Alles geben, immer kämpfen und hart arbeiten. Dann kommt alles so, wie es kommen soll. Natürlich ist es blöd, wenn die Jungs, die mit 15 bereits einen Bart haben und aussehen wie 21, es dann leichter haben. Wichtig ist aber, dass sich Qualität am Ende durchsetzt. Irgendwann kommt der Punkt, da sieht man, wer kicken kann, und wer nicht kicken kann.
Aleksandar Pavlović: Ich liebe es, wie Toni Kroos Fußball spielt
Ihre Position ist das zentrale Mittelfeld auf der Sechs oder der Acht. Gibt es einen Spieler, der da Vorbild ist?
Aleksandar Pavlović: Ja, Toni Kroos. Ich liebe es, wie er Fußball spielt. Auch Bastian Schweinsteiger, bei dem ich vor allem seine Mentalität bewundert habe, aber auch die Art, wie er Fußball gespielt hat.
Wo möchten Sie sich gerne noch verbessern?
Aleksandar Pavlović: Ich will noch ein bisschen stärker und athletischer werden, körperlich robuster. Dafür muss ich im Fitnessstudio aber ein paar Muskeln aufbauen (lacht).
Sie wirkten im Champions-League-Halbfinale im Santiago Bernabéu vor gefühlt 100.000 Leuten gar nicht nervös. Wie kommt das?
Aleksandar Pavlović: Ich bin immer so locker drauf. Ich bin so ruhig und freue mich eher aufs Spiel, anstatt nervös zu sein oder Angst zu haben. Es bringt gar nichts, Angst zu haben, vor so einem Spiel. Ich versuche einfach, mein Ding durchzuziehen und mein Spiel zu spielen.
Aleksandar Pavlović: Musik vor dem Spiel – aber keinen Schlager
Haben Sie ein bestimmtes Ritual, um so locker zu sein?
Aleksandar Pavlović: Ich höre immer Musik vor dem Spiel. Das hilft mir beim Entspannen.
Was hören Sie dann? Deutschrap?
Aleksandar Pavlović: Alles.
Auch Schlager?
Aleksandar Pavlović: Nein, nein! Helene Fischer ist nichts für mich.