Meister-UmfrageVom Jäger zum Gejagten: Ist der BVB endlich reif für den Titel?

Anthony Modeste köpft den BVB gegen die Bayern zum späten Ausgleich.

Im Hinspiel am 8. Oktober 2023 köpfte Anthony Modeste den BVB zum späten Ausgleich.

Gipfeltreffen in der Bundesliga: Der BVB reist als Tabellenführer nach München. Ist Dortmund endlich reif für den Titel?

von Antje Rehse  (are)

Lange war die Meisterschaft nicht mehr so spannend: Wenn am Samstag (1. April, 18.30 Uhr) Bayern München den Erzrivalen Borussia Dortmund empfängt, geht der BVB als Spitzenreiter in die Partie.

Einen Punkt liegen die Dortmunder in der Tabelle vor dem 26. Spieltag vor dem Serienmeister. Können sie in diesem Jahr die Bayern vom Thorn stoßen?

Auf Tuchel lastet Titel-Druck

Das Bundesliga-Topspiel, das diesen Namen endlich einmal völlig zurecht trägt, elektrisiert auch die Fans außerhalb von Deutschland. Zahlreiche internationale TV-Sender berichten direkt aus dem Stadion. Die DFL nannte unter anderem ESPN (USA), ESPN Deportes (USA, Südamerika), Viaplay (Polen, Norwegen, Schweden, Finnland), beIN Sports Frankreich, beIN Sports Mittlerer Osten, Network 4 (Ungarn), Canal+ (Subsahara Afrika), OneFootball und BAND Sports (beide Brasilien).

Alles zum Thema Thomas Tuchel

Besondere Brisanz erhält das Duell durch Thomas Tuchel (49), der während der Länderspielpause den bisherigen Bayern-Trainer Julian Nagelsmann (35) ablöste. Tuchel trainierte von 2015 bis 2017 die Schwarz-Gelben, überwarf sich dann mit BVB-Boss Hans-Joachim Watzke (63). Nun soll er verhindern, dass den Bayern zum ersten Mal seit elf Jahren der Meistertitel durch die Lappen geht.

Ob das Gipfeltreffen in München bereits vorentscheidenden Charakter hat, darüber ist man sich uneinig. Klar ist: Sollte Dortmund in München gewinnen, wäre der BVB auf vier Punkte weg.

Der größere Druck lastet auf den Bayern, so viel ist sicher. Der neue Coach muss liefern. Nach zehn Meistertiteln in Folge wolle er „als Spieler absolut nicht zu der Mannschaft gehören, die diese Serie reißen lässt“, sagte Mittelfeld-Ass Leon Goretzka (28) vor dem Kracher.

Umfrage zum Titelrennen: Mehrheit hat einen klaren Favoriten

Und was glauben die Fans? In einer Umfrage auf EXPRESS.de wollten wir von den Leserinnen und Lesern wissen: „Welchem Team trauen Sie den Titel 2023 am ehesten zu: FC Bayern, BVB oder Union Berlin?“

Union Berlin ist die Überraschungsmannschaft der Saison. Mit zuletzt „nur“ fünf Punkten aus den vergangenen vier Spielen scheinen sich die Köpenicker seit dem Start der Umfrage aus dem Titelrennen allerdings verabschiedet zu haben.

Klassiker-Historie

Die größten Duelle zwischen Bayern und Dortmund

Lothar Emmerich (BVB, hi.) gegen Franz Beckenbauer und Torwart Sepp Maier (beide Bayern).

Die Duelle zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund haben eine lange Tradition: Am 17. Dezember 1966 verlor der BVB mit 0:1 gegen Beckenbauer, Maier & Co. in München. Ein Jahr später erzielte BVB-Legende Lothar Emmerich beim Dortmunder 6:3-Erfolg im September 1967 den einzigen BVB-Dreierpack der Klassiker-Geschichte.

Uli Hoeness (FC Bayern München, 3. v.r.) gegen Werner Lorant und BVB-Torwart Jürgen Rynio.

Am 27. November 1971 fielen unglaubliche zwölf Tore zwischen Bayern und Dortmund – mehr als in jedem anderen Klassiker der Bundesliga-Geschichte. Die Bayern fertigten den BVB mit 11:1 ab. Gerd Müller traf dabei gleich viermal und erzielte damit den einzigen Viererpack der Klassiker-Historie.

Lothar Matthäus (li., FC Bayern München) und Andreas Möller (BVB) schreien sich gegenseitig an.

Auch in den 90ern ging es zwischen Bayern und dem BVB hoch her: Im Duell am 19. April 1997 bereitete Andreas Möller in der 2. Minute das 1:0 des BVB durch Karl-Heinz Riedle vor und in der 3. Minute glich Ruggiero Rizzitelli aus. Lothar Matthäus verhöhnte Andreas Möller als Heulsuse.

Leonardo Dédé (BVB, re.) gegen Hasan Salihamidzic (Bayern).

Das 1:1 am 7. April 2001 war das Duell mit den meisten Karten in einem Klassiker. Schiedsricher Hartmut Strampe zückte 13-mal eine Karte und stellte im Laufe des Spiels gleich drei Spieler vom Platz. Hier versucht es BVB-Legende Dédé mit einem Fallrückzieher gegen den späteren Bayern Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Jan Koller hält als Torwart einen Ball von Giovane Elber.

Nach einer Gelb-Roten Karte gegen Keeper Jens Lehmann musste am 9. November 2002 im Olympiastadion BVB-Stürmer Jan Koller ins Tor, da Borussia Dortmund bereits drei Mal gewechselt hatte. Obwohl Koller seinen Kasten sauber hielt, verlor der BVB am Ende mit 1:2.

Jürgen Klopp (BVB Borussia Dortmund), li., jubelt nach einen Treffer mit seinen Spielern (v.li.) Nuri Sahin, Neven Subotic, Sven Bender und Lukasz Piszczek.

Am 26. Februar 2011 reiste der BVB mit 13 Punkten Vorsprung zum FC Bayern. Durch das 3:1 in München war Borussia Dortmund die erste Meisterschaft seit 2002 nicht mehr zu nehmen.

Kevin Großkreutz und Marcel Schmelzer feiern Torhüter Roman Weidenfeller nach dem gehaltenen Elfmeter gegen Arjen Robben.

Am 11. April 2012 hielt Roman Weidenfeller einen Elfmeter von Arjen Robben, der BVB gewann das Spiel am Ende mit 1:0. Durch den Sieg baute Dortmund seinen Vorsprung auf sechs Punkte aus. Am Ende der Saison 2011/12 krönte sich der BVB zum Double-Sieger, nachdem er den FC Bayern auch im Pokalfinale sensationell mit 5:2 besiegte.

Bayrische Jubeltraube nach dem Schlusspfiff neben dem enttäuschten Marco Reus.

Ein Jahr später trafen beide Klubs im Champions-League-Finale aufeinander. Am 25. Mai 2013 krönten sich die Bayern nach dem späten Siegtreffer von Arjen Robben zum Triple-Sieger.

Robert Lewandowski gegen Dortmunds Mats Hummels.

Am 4. Oktober 2015 ging der BVB mit dem damaligen Coach Thomas Tuchel mit 1:5 in München unter. Es war die erste Niederlage von Tuchel als BVB-Coach.

Robert Lewandowski trifft gegen Dortmunds Lukasz Piszczek zum 6:0.

Am 31. März 2018 ging der BVB in der Allianz Arena mit 0:6 baden. Es war die höchste Niederlage von Borussia Dortmund im Klassiker seit dem 1:11 im Jahr 1971. Robert Lewandowski gelang dabei ein Dreierpack gegen seinen Ex-Verein.

Endergebnis auf der Stadiontafel in Dortmund: 3:2 gegen Bayern München.

Am 10. November 2018 gewann der BVB in einem furiosen Spiel mit 3:2 und baute seine Führung auf den FC Bayern in der Bundesliga auf sieben Punkte aus. Marco Reus und Robert Lewandowski trafen im Spiel jeweils doppelt.

Der FC Bayern bejubelt einen Treffer gegen Borussia Dortmund.

Im Rückspiel der Saison 2018/19 reiste der BVB mit zwei Punkten Vorsprung auf den FC Bayern nach München und kassierte dort eine 0:5-Klatsche. Am Ende der Saison hielten erneut die Bayern die Meisterschale hoch.

Die Spieler des BVB jubeln auf dem Rasen.

Im Hinspiel am 8. Oktober 2022 sah der FC Bayern in Dortmund lange wie der sichere Sieger aus. Dann krönte sich Youssoufa Moukoko beim 1:2 in der 74. Minute zum jüngsten Klassiker-Torschützen der Geschichte. In der Nachspielzeit traf Joker Anthony Modeste schließlich noch zum umjubelten Ausgleich für den BVB.

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Konzentriert sich also alles auf das ewige Duell zwischen Bayern und BVB. Bislang (Stand 31. März 2023) haben sich knapp 1500 Fans an der Umfrage beteiligt. Und die Mehrheit glaubt offenbar nicht an eine Wachablösung.

51 Prozent der Fans denken, dass sich am Ende dann doch wieder die Qualität der Bayern durchsetzt. 36 Prozent tippen auf den BVB. Auf den Tabellendritten Union Berlin entfallen noch 13 Prozent der Stimmen.Nehmen Sie hier auch weiterhin an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Die Bayern waren zwischenzeitlich schon auf neun Punkte weggezogen, zeigten dann aber ungewohnte Schwächen in der Liga. Auch das ein Grund für das Nagelsmann-Aus.

Dass die Münchner in dieser Saison Probleme mit dem Verwalten von Vorsprüngen haben, zeigte sich auch im Hinspiel. Das endete 2:2, nachdem die Bayern bereits 2:0 geführt hatten. Den viel umjubelten Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit erzielte im Oktober ausgerechnet Anthony Modeste (34). Es war eines von nur zwei Saisontoren des früheren FC-Stürmers, der beim BVB so gut wie keine Rolle mehr spielt. (are)