Hält diese Job-Garantie?Bundesliga-Boss spricht Trainer das Vertrauen aus – nächste Pleite folgt sofort

Geschäftsführer Andreas Schicker von der TSG Hoffenheim im Gespräch mit Union Berlins Geschäftsführer Horst Heldt.

Geschäftsführer Andreas Schicker von der TSG Hoffenheim im Gespräch mit Union Berlins Geschäftsführer Horst Heldt. Das Foto entstand am 8. Februar 2025. 

Sein Aus schien vor zwei Wochen schon besiegelt, doch jetzt hat sein Vorgesetzter bei einem Bundesliga-Trainer ein Machtwort gesprochen. Das Problem: Die Mannschaft verliert einfach weiter.

von Denis Canalp  (can)

Das Schicksal von Hoffenheim-Trainer Christian Ilzer schien vor zwei Wochen bereits besiegelt. Zwei Wochen – und zwei Niederlagen später – sieht die Welt für den Österreicher wieder rosiger aus. Die Bundesliga spielt verrückt – zumindest in Hoffenheim.

Ausgerechnet nach dem 2:0-Sieg der Hoffenheimer über den FSV Mainz 05 (12. April 2025) fiel laut „Kicker“ die Entscheidung über das Ilzer-Aus am Samstagabend. Demnach habe die Vereinsführung trotz des Dreiers gegen die Überraschungsmannschaft der Liga den Glauben und das Vertrauen in den Österreicher und seinen Stab mittlerweile verloren.

TSG Hoffenheim spricht Christian Ilzer Job-Garantie aus

Kurios dabei: Hoffenheim hatte Ilzer erst im November 2024 für eine Ablöse von 2,5 Millionen Euro bei Sturm Graz aus dem Vertrag gekauft. Trotzdem habe sich der Hopp-Klub unabhängig vom Saisonausgang dazu durchgerungen, sich nach der laufenden Saison bereits wieder von Ilzer zu trennen. Die Hoffenheim-Bosse trauten dem sehr selbstbewussten Österreicher demnach den angestrebte System- und nachhaltigen Kurswechsel nicht mehr zu.

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In den vergangenen zwei Wochen konnte Ilzer mit seiner Mannschaft nicht viel Eigenwerbung für sich betreiben. In Freiburg unterlag seine Mannschaft 2:3 – im 30. Spiel war dies bereits die 14. Niederlage für Hoffenheim. Und dennoch: Vor dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund sprach ihm sein Vorgesetzter das volle Vertrauen aus. Und das in einer Form, die ihresgleichen sucht.

Andreas Schicker, Geschäftsführer Sport der TSG Hoffenheim, fand vor dem Spiel klare Worte. „Der gesamte Verein, Geschäftsführung, Gesellschafter steht hinter Christian Ilzer“, sagte der Hoffenheim-Boss und ließ auch auf Nachfrage keinen Interpretationsspielraum zu. 

Auf die Frage, ob die Mannschaft hinter Ilzer stehe, sagte er: „Ich bin nah dran an der Mannschaft und führe viele Gespräche. Ich bin überrascht, dass so etwas nach außen getragen wird. Aus meiner Sicht kann ich das nicht bestätigen. Ich sehe tagtäglich das Training, bin bei den Mannschaftsbesprechungen dabei und sehe, dass das Trainerteam eine sehr gute Nähe zur Mannschaft hat.“

Eigentlich war die Frage überflüssig, doch Gespräche mit anderen Trainern führe Schicker auch nicht: „Es gibt diese Gespräche derzeit nicht. In meiner Funktion als Geschäftsführer Sport habe ich keine Gespräche mit Kandidaten geführt. Der gesamte Verein steht zu 100 Prozent hinter Christian Ilzer.“

Ein Freibrief für Ilzer also! Die Hoffenheimer Mannschaft gab ihre Antwort unmittelbar nach Schickers Worten im Sky-Interview auf dem Platz – und verlor gegen Dortmund nach einem späten Gegentreffer in der Nachspielzeit 2:3.

Ilzers Bilanz bei Hoffenheim ist nicht gerade berauschend. In 21 Spielen fuhr der Österreicher mit Hoffenheim gerade einmal 21 Zähler ein (fünf Siege, sechs Unentschieden und zehn Niederlagen). Das macht einen Schnitt von gerade einmal einem Pünktchen pro Spiel – eigentlich viel zu wenig für die ambitionierten Hoffenheimer. Ilzer hatte die TSG auf Bundesliga-Tabellenplatz 15 übernommen, aktuell belegt der Klub wieder Platz 15. Fünf Zähler trennen Hoffenheim vom 1. FC Heidenheim auf Relegationsrang 16.

Ende März hatte Ilzer mit einem „Kicker“-Interview noch für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt, weil er sehr ambitionierte Ziele für die Zukunft des Klubs ausgerufen hatte: „Ich will in drei Jahren Hoffenheim zurückbringen ins internationale Geschäft. Und ich will in fünf Jahren mit Hoffenheim um die Deutsche Meisterschaft spielen. Es ist wichtig, Ziele zu haben und in Visionen zu denken.“ Diese Sätze hatten deutschlandweit für kollektives Kopfschütteln gesorgt.

Genauso wie sein kurioser Vergleich: „Bei Sturm Graz war ich die Dampflok vor einem langen Zug. Hier bin ich auf einem Ozeandampfer. Ich muss sehen, wo kann ich was drehen, damit der Dampfer in die richtige Richtung fährt. Dieser Ozeandampfer ist größer und gerade erst ausgelaufen“, hatte Ilzer gesagt.

Es bleibt spannend, ob Ilzer den Worten Schickers wirklich trauen darf. Eine Job-Garantie, wenn auch nicht so deutlich ausgesprochen wie am Samstag, war schon oft der Startschuss für eine Trennung.