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Geisterspiel-DiskussionCorona-Gipfel: Länderchefs diskutieren wohl einheitliche Fan-Obergrenze

Der Profi-Fußball steuert wegen der akuten Corona-Lage auf erneute Geisterspiele zu. Noch ist allerdings offen, ob alle Vereine betroffen sind oder nur manche. EXPRESS.de liefert den Überblick vor dem Corona-Gipfel.

von Béla Csányi  (bc)

Geisterspiele oder Mini-Kulisse, das ist die große Frage vor dem 14. Bundesliga-Spieltag. Am Donnerstag (2. Dezember 2021) soll bei einem erneuten Corona-Gipfel über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie abgestimmt werden, ein wichtiges Thema ist dabei auch der Umgang mit Großveranstaltungen.

Eine Beschlussvorlage für den Donnerstags-Gipfel, über die unter anderem die „Bild“ und Focus Online berichten, soll bereits konkrete Zahlen enthalten. Demnach soll die Stadionkapazität fortan zu 30 Prozent ausgelastet werden dürfen. In keinem Fall dürften aber mehr als 10.000 Zuschauer in die Arenen. Dazu soll die 2G- oder 2G+-Regel für einen Stadionbesuch Voraussetzung sein. Ziel sei es zudem, eine bundesweit einheitliche Linie für Großveranstaltungen, unter welche auch die Bundesliga-Spiele fallen, zu finden.

Ob die in Sachsen bereits eingeführten Geisterspiele damit wieder vom Tisch sind, ist derweil unwahrscheinlich. Das von Corona aktuell am stärksten getroffene Bundesland wird wohl bei seiner Null-Zuschauer-Taktik bleiben.

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Corona-Gipfel: Uneinigkeit der Länderchefs

Ohnehin herrscht keine Einigkeit zwischen den Länder-Chefs, was die Zuschauerauslastung angeht. Die Frage birgt großes Konflikt-Potenzial. Denn während manche wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (54) Geisterspiele um jeden Preis durchboxen wollen, kämpfen andere wie Hendrik Wüst (46) in NRW ähnlich verbissen um Zuschauer auf den Rängen. Wüst zierte sich am Dienstag sichtlich, klar auf Fragen zu Geisterspielen zu antworten.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (64) stellte sich noch einmal mit Nachdruck gegen die Geisterspiel-Pläne. „Wir haben uns in der Regierung darauf verständigt, dass wir jetzt erst einmal die Kapazität der Stadien auf ein Drittel beschränken werden. Keine Stehplätze mehr, alles auf Sitzplätze und dann halten wir das für vertretbar“, sagte er am Mittwoch bei RTL/n-tv.

Logistische Probleme rund um Bundesliga-Spiele

Klar scheint lediglich, dass am Wochenende insgesamt weniger als die durchschnittlich 18.000 Zuschauer des vergangenen Wochenendes in die Stadien strömen dürfen. Für die Vereine bedeutet das neue Komplikationen beim Ticket-Verkauf.

Allerdings sind die Unterschiede groß. Bremen etwa ging wohl zunächst von einem Fassungsvermögen von zwei Dritteln aus, könnte nun aber auf 10.000 Fans heruntergestuft werden. In Mecklenburg-Vorpommern wiederum sind von vornherein nur 1000 Zuschauern erlaubt. Beim FC Augsburg tobte Geschäftsführer Michael Ströll (37) über Markus Söders Geisterspiel-Vorstoß.

Geisterspiel-Debatte: Zuschauer-Pläne der Bundesländer

„Es ist für viele nicht mehr nachvollziehbar, dass bestimmte Bereiche des Lebens das Fehlverhalten von politischen Verantwortungsträgern jetzt ausbaden sollen“, schoss er gegen den Ministerpräsidenten. Der FCA plant trotz Söders strenger Haltung noch mit einer Stadion-Auslastung von 25 Prozent (etwa 7.600 Fans), selbst einen vorübergehenden Umzug in ein Bundesland mit lockereren Regeln wollte der Klub nicht ausschließen. Doch auch diese Überlegungen könnten am Donnerstag alle hinfällig sein.

EXPRESS.de hat den aktuellen Stand in den Bundesländern vor dem Donnerstags-Gipfel zusammengefasst.

  1. Bayern (Bayern München, FC Augsburg, Greuther Fürth, 1. FC Nürnberg, FC Ingolstadt, Jahn Regensburg): Ministerpräsident Markus Söder will die Geisterspiele unbedingt. „Wir versuchen, das noch mal deutschlandweit umzusetzen, wir würden aber in Bayern da an der Stelle auch einen Alleingang machen“, sagte er am Dienstag. Der FC Augsburg rechnet aktuell allerdings noch mit einer Kapazität von 25 Prozent für sein Heimspiel gegen Bochum am Samstag. Demzufolge wollen die Fuggerstädter entweder nach Hessen umziehen oder gegen ihre Landesregierung rebellieren.
  2. Nordrhein-Westfalen (Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, 1. FC Köln, VfL Bochum, Arminia Bielefeld, Schalke 04, SC Paderborn, Fortuna Düsseldorf): Ministerpräsident Hendrik Wüst möchte Geisterspiele gerne vermeiden. „Bilder wie vom Wochenende in Köln darf es und wird es nicht wieder geben“, sagte der CDU-Politiker. Allerdings sprach er auch von „deutlichen Reduktionen bei Großveranstaltungen“. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bekräftigte Pläne einer Stadion-Auslastung zu einem Drittel.
  3. Baden-Württemberg (VfB Stuttgart, SC Freiburg, TSG Hoffenheim, SV Sandhausen, Karlsruher SC, 1. FC Heidenheim): Schon am vergangenen Wochenende durften nur 50 Prozent der Stadion-Kapazitäten bis zu einer Maximalzahl von 25.000 Zuschauern genutzt werden. Geisterspiele werden für die kommenden Wochen „ziemlich sicher“ kommen, kündigte Ministerpräsident Winfried Kretschmann an.
  4. Sachsen (RB Leipzig, Dynamo Dresden, Erzgebirge Aue): Das erste Bundesland, das schon am vergangenen Wochenende wieder auf Geisterspiele setzte, wird diesen Kurs beibehalten. Ministerpräsident Michael Kretschmer wünscht sich jedoch eine bundeseinheitliche Lösung: „Es sind noch drei Spieltage bis Weihnachten, und die sollen ohne Zuschauer passieren.“
  5. Hessen (Eintracht Frankfurt, Darmstadt 98): Ministerpräsident Volker Bouffier schloss Geisterspiele am Dienstag recht deutlich aus, stattdessen dürfen die Stadien nach seiner Vorstellung zu einem Viertel ihrer Kapazität und mit maximal 15.000 Zuschauern gefüllt werden.
  6. Berlin (Union Berlin, Hertha BSC): Das Hauptstadt-Derby vor knapp zwei Wochen fand noch vor ausverkauftem Haus statt, jetzt spricht Noch-Senatschef Michael Müller von einer „Größenordnung von 5000 Menschen“. Geisterspiele sind aktuell kein Thema.
  7. Hamburg (Hamburger SV, FC St. Pauli): Die Hansestadt arbeitet, anders als die meisten Bundesländer, nicht an einer eigenen Regelung und will sich auf die Beschlüsse am Donnerstag berufen. Hamburg werde sich „einer bundeseinheitlichen Regelung anschließen“, erklärte der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher.
  8. Niedersachsen (VfL Wolfsburg, Hannover 96): Ministerpräsident Stephan Weil setzt ebenfalls auf eine deutschlandweite Lösung. Einen eigenen Vorschlag hat Niedersachsen daher bislang nicht verkündet. Aktuell liegt die erlaubte Stadion-Auslastung bei 50 Prozent.
  9. Rheinland-Pfalz (Mainz 05): Ministerpräsidentin Malu Dreyer sagte am Dienstag, dass sie selbst nicht wisse, wie das Vorgehen bei Großveranstaltungen künftig aussehen werde. Das Land will sich daher bundeseinheitlichen Regelungen anschließen.
  10. Schleswig-Holstein (Holstein Kiel): Noch gibt es Unstimmigkeiten über den Zuschauer-Plan im hohen Norden. Ostholsteins Landrat Reinhard Sager schloss auch Geisterspiele nicht aus. Ministerpräsident Daniel Günther geht dagegen zumindest von einer Teil-Kulisse aus.
  11. Mecklenburg-Vorpommern (Hansa Rostock): Seit Mittwoch gelten im Bundesland strenge neue Corona-Beschränkungen, die dem Fußball nur noch 1000 Zuschauer erlauben. Hansa Rostock kritisierte die „grauenhafte“ Kommunikation der Entscheidungsträger.
  12. Bremen (Werder Bremen): Am Mittwoch berieten Stadt und Verein über das weitere Vorgehen. Dabei einigte man sich darauf, dass alle rund 27.000 Dauerkarten-Inhaber auch ins Stadion dürfen, ein freier Ticketverkauf aber nicht stattfindet. Das kommt einer Stadion-Auslastung zu zwei Dritteln nahe.

Entscheidung über Zuschauer-Regelungen am Donnerstag

Die aktuellen Pläne sehen vor, dass die meisten Länder mit eigenen Ideen in den erneuten Corona-Gipfel am Donnerstag gehen, in dem dann endgültige Beschlüsse gefasst werden. Ob letztlich je nach Lage in den Bundesländern individuelle Regelungen getroffen werden oder im Sinne der Einheitlichkeit überall Geisterspiele angesetzt werden, ist noch offen.

„Wenn Weihnachtsmärkte zu sind, ist es nicht stimmig, volle Stadien zu haben“, sagte Markus Söder am Dienstag mit Blick auf die mögliche Signalwirkung einer einheitlichen Regelung. Der CSU-Politiker hat die Geisterspiele zu einer großen Priorität erklärt und scheut auch vor hitzigen Diskussionen nicht zurück.