Dass es vor dem Start einer neuen Bundesliga-Saison ernsthafte Diskussionen darüber gibt, wer als Titelfavorit ins Rennen geht, ist schon lange her. In den vergangenen Jahren ließ der Rekordmeister aus München keinen Zweifel daran aufkommen, dass auch die neunte, zehnte oder elfte Schale in Serie ihren Weg an die Säbener Straße findet.

Im Vorfeld der Spielzeit 2024/25 sieht die Situation jedoch anders aus. Die bayrische Dominanz wurde gebrochen und das erste Mal seit 2012 trägt der Meister seine Heimspiele nicht in der Allianz Arena aus. Der Titelgewinn von Bayer 04 Leverkusen war jedoch nicht nur etwas Historisches in der Geschichte der Rheinländer, sondern lieferte zudem Zündstoff für die Frage nach der Favoritenrolle vor dem Beginn der Bundesliga.

„Sie haben die Liga in der vergangenen Spielzeit pulverisiert“

Auch bei TV-Experte Dietmar Hamann (50) hat die Fabelsaison der Werkself ihre Spuren hinterlassen. „Also ich glaube, dass die Leverkusener die Mannschaft sind, die über die 34 Spiele geschlagen werden muss. Sie haben die Liga in der vergangenen Spielzeit pulverisiert“, sagte der Ex-Profi bei Pay-TV-Senders Sky.

Besonders gefallen hat dem 50-Jährigen dabei die Leistung von Mittelfeldmotor Granit Xhaka (31), obwohl er bei dessen Transfer im Sommer 2023 auch leichte Zweifel hatte: „Einen Spieler wie Xhaka mit über 30 zu holen, birgt schon ein gewisses Risiko, aber das war der Schachzug, der ihnen letztes Jahr die Meisterschaft gewonnen hat.“

Insgesamt zeigte sich Haman mit der Zusammenstellung des Leverkusener Kaders sehr zufrieden. „Sie haben einen guten Mix, die Balance macht es aus“, lobte der ehemalige Bayern-Spieler die Arbeit von Sportdirektor Simon Rolfes (42).

Angesprochen darauf, ob die letztjährigen Erfolge auch ohne die erfahrenen Ergänzungen möglich gewesen wären, antwortete der TV-Experte: „Mit einer unheimlich jungen Mannschaft ist es schwierig, einen Titel zu gewinnen. Mit vier 20-Jährigen kannst du zwar um die Champions League mitspielen, aber nicht die Meisterschaft gewinnen.“

Auch einen möglichen Wechsel von Innenverteidiger Jonathan Tah (28) zum FC Bayern München, dem größten Konkurrenten im Kampf um den Titel, sieht Hamann entspannt: „Tah ist ein Abgang, der zu ersetzen ist. Selbst wenn er gehen sollte, ist das aufzufangen.“ Besonderes Vertrauen setzt er dabei auf die zentrale Leverkusener Achse rund um Lukas Hradecky (34), Granit Xhaka und Florian Wirtz (21).

Aus Sicht des Rekordmeisters bewertet der 50-Jährige den Tah-Transfer jedoch kritischer: „Er hat eine sehr gute Runde gespielt. Aber einen de Light abzugeben und für etwas weniger Geld Tah zu holen, ergibt meiner Meinung nach keinen Sinn.“

Beim Rekordmeister ist Hamann allgemein etwas vorsichtiger: „Bei den Bayern muss man abwarten, sie haben sich aber gut verstärkt.“ Besonders der neue Trainer Vincent Kompany (38) muss ihn erst noch überzeugen. „Ob er Bayern München trainieren kann, ob er die gewisse Schärfe hat, wird man sehen. Sie werden von Tag eins zum Siegen verdammt sein“, erklärte der Ex-Profi.

Hamanns Antwort auf die Meisterfrage ist jedoch ziemlich eindeutig: „Die Leverkusener sind für mich wieder der Favorit und werden meiner Meinung nach wieder die Liga gewinnen.“

Die Anzeichen stehen nicht schlecht. Die Werkself gewann am Samstag (17. August 2024) den DFL-Supercup gegen den VfB Stuttgart – nach Rückstand und Roter Karte im Elfmeterschießen.

Bayer Leverkusen eröffnet am 23. August 2024 die neue Bundesliga-Saison auswärts bei Borussia Mönchengladbach.