Christoph Daum hat seinen 70. Geburtstag zunächst mit der Premiere seiner TV-Dokumentation im Kino gefeiert. Anschließend wurde im Restaurant gefeiert – unter anderem sorgten die Höhner für Stimmung.
Geburtstags-SauseDaum feiert mit den Höhnern und sagt seiner Krebserkrankung den Kampf an
Wenn der „Lautsprecher der Liga“ einen besonderen Geburtstag feiert, findet das nicht im kleinen, familiären Kreis statt. Christoph Daum hat es am Dienstag (24. Oktober 2023) zu seinem 70. Ehrentag gleich mit 200 Menschen aus seinem engsten Umfeld krachen lassen.
Erst schauten sich alle im Residenz-Kino die neue Sky-Dokumentation „Daum – Triumphe & Skandale“ (ab 27. November im TV) an, anschließend lud der frühere Meistertrainer ins Restaurant Pantanal Rodizio. Und sozusagen als Dessert sorgten auch noch die Höhner im Lokal für Stimmung.
Christoph Daum: „Größtes Geschenk ist meine Familie und meine Freunde“
„Echte Fründe“, „Viva Colonia“ und „Nemm mich su, wie ich ben“ passten perfekt zu Daums Situation. Da hielt es auch Rudi Völler (63) und Michael Ballack (47) nicht mehr auf dem Stuhl. Reiner Calmund (74) und Clemens Tönnies (67) waren ohnehin beim Mitsingen vorne dabei. Zu „Prinzessin“ legte Höhner-Sänger Patrick Lück (46) sogar ein Tänzchen mit Moderatorin Katja Burkard (58) hin.
„Das größte Geschenk ist, wenn ich meine Kinder um mich herum habe. Wenn ich im Kreis guter Freunde bin“, sagte Daum zu EXPRESS.de. „In meinem Beruf muss ich die Familie etwas größer ziehen. Ich habe von vielen Seiten – ob Spieler, Funktionäre oder Journalisten – Unterstützung im Leben bekommen. Deshalb wollte ich mich mit der Einladung dafür bedanken.“
Sein Freund Rudi Völler hielt eine launige Laudatio. „Ohne Christoph hätte der deutsche Fußball ganz sicher einige Farbtupfer weniger. Sein Name steht nicht für Langeweile. Er hat in seinem Leben immer polarisiert. Entweder war man Fan von ihm oder konnte ihn nicht leiden. Dazwischen gab es nichts. Diese Situation hat ihm auch ein wenig gefallen.“
Der DFB-Sportdirektor weiter: „Seine große Gabe war es, zu begeistern, zu motivieren, Menschen mitzureißen. Damit hat er in Köln, Stuttgart, Leverkusen und in der Türkei überragende Erfolge gefeiert. Wir wissen auch, dass es in seiner Karriere nicht nur Höhen, sondern auch extreme Tiefen gab. Es gibt auch ein paar dunkle Flecken, einige unangenehme Fernseh-Interviews. Aber er ist immer wieder aufgestanden. Großen Respekt für diese Lebensleistung.“
Diese wilde Achterbahnfahrt durch die Karriere zeichnet auch die TV-Doku nach. Angesichts des Films gönnte sich Völler auch noch einen Seitenhieb: „Ich bin mir ganz sicher, dass dieser Film viel packender, pfiffiger, interessanter und auch lustiger für alle ist als die WM-Dokumentation über unsere deutsche Nationalmannschaft“.
Bei der anschließenden Party im Restaurant gab es unter den Gästen zwei Gesprächsthemen: Daums schwere Krebs-Erkrankung und Leverkusens Titel-Chancen. „Ich finde es bemerkenswert, wie er es schafft, andere Menschen, die auch solch eine schwere Krankheit haben, mitzureißen. Da sehen wir wieder unseren Christoph, der mit seiner Art alle auf seine Seite zieht“, sagte Völler.
Christoph Daum überreichte Reiner Calmund einen Oscar
Da sein früherer Mitstreiter Calmund im Film mit den Tränen kämpft, als es um die Krankheit geht, überreichte der Jubilar ihm augenzwinkernd einen Oscar für die beste Nebenrolle. „Calli“ nahm den Seitenhieb gerne hin: „Vor einem Jahr hat er mir die Diagnose mitgeteilt. Das ging tief in die Seele. Daher freut es mich enorm, dass er zu seinem 70. Geburtstag nun auf einem guten Weg ist“.
Daum sprach auch über seine Motivation im Kampf gegen den Lungenkrebs. „Ein Arzt in den USA hat zu mir gesagt: Unser Ziel ist es, Sie krebsfrei zu machen. Wenn du so einen Ausspruch hörst, bleibt nur krebsfrei hängen“, sagte er. „Wenn die Ärzte daran glauben und so optimistisch sind, dann kannst du einfach nicht unter diesem Level bleiben, sondern musst noch einen oben draufsetzen.“
Dabei sei die Lage weiter ernst. „Wenn man meine Metastasen und Geschwüre sieht, kann es eigentlich gar nicht sein, dass ich so gut gelaunt bin“, sagte er. „Ich bin auf eine gewisse Art und Weise ein Versuchs-Karnickel. Keiner weiß: Ist das der richtige Infusionsstoff, ist es die richtige Menge? Das ist ein bisschen Fahren im Nebel. Aber die individuell angemischten Infusionsstoffe schlagen sehr, sehr gut an.“
Hin und wieder verabreiche ihm seine Frau Angelica Spritzen. „Sie hat inzwischen eine halbe Krankenschwester-Ausbildung und einen Überblick über alle Medikamente und Termine. Ansonsten versuche ich, die Krankheit aus der Familie herauszuhalten. Das zieht runter, das möchte ich nicht. Das Leben hat auch so schöne Facetten.“
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Daher wollte er auch lieber über seinen Ex-Klub Bayer 04 reden: „Die Meisterschaft geht nur über Bayer Leverkusen – ich drücke sämtliche Daumen, die mir zur Verfügung stehen.“ Ähnlich sah es Völler: „Es gibt viele – vielleicht nicht alle in Köln – die Leverkusen einen Titel gönnen. Ob es dann die Deutsche Meisterschaft wird, wird man sehen. Es sind ja drei Titel möglich.“
Ex-Leverkusen-Zampano Calmund ist ebenfalls begeistert. „Ich bin happy, die spielen ja wie wir um die Jahrtausendwende“, sagte er zu EXPRESS.de. „Es ist ein Genuss, wie die Jungs spielen. Ich würde mir wünschen, da wir immer nur Vizemeister geworden sind, dass jetzt auf meine alten Tage die Schale doch nochmal nach Leverkusen käme. Die Mannschaft hat das Potenzial, sie begeistert, sie spielt erstklassigen Fußball. Aber wir wissen alle: Man braucht auch das Quäntchen Glück.”
Michael Ballack: „Leverkusen kann nach dem Meistertitel greifen“
Der frühere Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack, der mit Leverkusen 2000 und 2002 Vizemeister wurde, bezeichnete den aktuellen Tabellenführer als „absolute Spitzenmannschaft“, die eine „unglaubliche Kaltschnäuzigkeit“ und einen „starken Charakter“ auszeichne. „Früher gab es immer mal wieder Dellen in der Saison. Doch nun werden auch vermeintlich schlechtere Spiele gewonnen“, sagte er zu EXPRESS.de.
Die Konkurrenten würden Leverkusen inzwischen als einen der Top-Favoriten ansehen. „Wenn man so startet und solch einen Fußball spielt, kann man nach dem Titel greifen.“ Für Daum ist die Sache eh klar. Da sein 37-jähriger Sohn Marcel Teil des Leverkusener Trainerteams ist, hätte der Verein die Schale verdient: „Mit einem Daum muss man Deutscher Meister werden.“