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„Doppelpass“DFB-Direktor kontert Baumgart-Kritik: „Die Kinder haben auch geweint“

Pressekonferenz nach dem Spiel des 1. FC Köln mit Steffen Baumgart.

Steffen Baumgart, hier am 26. August 2023 auf der Pressekonferenz nach dem FC-Spiel gegen den VfL Wolfsburg in der Bundesliga.

Im „Doppelpass“ auf Sport1 ging es am Sonntag nicht nur um die ersten beiden Bundesliga-Spieltage, sondern auch um die Zukunft des deutschen Fußballs. Hannes Wolf erklärte seine Pläne für eine echte DFB-Revolution.

von Béla Csányi  (bc)

Der Prügelknabe Nationalmannschaft war in den vergangenen Wochen gar nicht im Einsatz, trotzdem musste der DFB zuletzt erneut massive Kritik einstecken.

Die negativen Kommentare etlicher Bundesliga-Größen bezogen sich diesmal allerdings nicht auf die Lage bei der A-Auswahl, sondern auf eine Revolution im Jugendbereich. Der neue DFB-Direktor Hannes Wolf (42), der den Umbruch koordiniert, gab am Sonntag (27. August 2023) im „Doppelpass“ auf Sport1 Einblicke in seine Vorstellungen und ging auch auf die geäußerten Kritikpunkte ein.

Hannes Wolf spricht im „Doppelpass“ über die DFB-Revolution

Die DFB-Reform bedeutet, dass es künftig in den unteren Jugend-Klassen keine klassischen Spiele mehr gibt – und damit auch keine Ergebnisse. Stattdessen soll die Spielform „Funino“ mit Kleinfeld-Spielen auf mehrere kleine Tore für mehr Zeit am Ball bei allen Kindern sorgen.

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Der Plan: Die individuelle Ausbildung soll verstärkt in den Vordergrund gerückt werden, die durchschnittliche Zahl der Ballaktionen bei allen Spielerinnen und Spielern um ein Vielfaches steigen. Im Training und im „Funino“-Wettkampf. „Das ist nur möglich, wenn du in kleinen Formaten trainierst“, betonte Wolf bei der DFB-Debatte im „Doppelpass“.

In den vergangenen Jahren habe es im Jugendbereich eine falsche Ausrichtung gegeben, beklagte er: zu viel Analyse des Gegners, zu wenig individuelle Aktionen aller Spieler. „Für unsere Idee von Taktik, von Gegner-Orientierung, killen wir Positionen. Ist es Absicht? Nein. Aber es ist passiert“, hielt Wolf fest. Gemeint waren etwa die Mängel in der Ausbildung eines im Nationalteam so dringend benötigten Top-Stürmers.

Hannes Wolf im „Doppelpass“ zu Gast.

Hannes Wolf, neuer DFB-Direktor für die Entwicklung im Jugendfußball, war am Sonntag (27. August 2023) im „Doppelpass“ auf Sport1 zu Gast.

Für uneingeschränkte Begeisterung sorgt die Idee, dass G-, F- und E-Jugend ab 2024/2025 ihre Saisons nicht mehr mit Ergebnissen und Tabellen bestreiten, allerdings nicht. Weder in der „Doppelpass“-Runde in München, noch bei einigen aktuellen Bundesliga-Gesichtern, die sich extrem negativ über die Revolution im Jugendbereich geäußert hatten.

Hannes Wolf reagiert auf Kritik von Steffen Baumgart

FC-Trainer Steffen Baumgart (51) etwa beklagte im WDR-Podcast „Einfach Fußball“: „Es ist doch nicht schlimm, wenn ein Kind verliert. Es muss doch lernen, mit Niederlagen umzugehen. Ich muss doch lernen, Spaß an dem Sport zu haben, nicht nur, wenn ich zehn Tore schieße.“ Er machte dabei auch ein generelles Problem aus, bemängelte: „Wir sind eine Generation, die nur noch den weichen und seichten Weg geht.“

Wolf ging im „Doppelpass“ explizit auch auf Baumgarts Kritikpunkte ein, erklärte: „Die Basics vom Fußball – spielen auf Tore, möglichst in Gleichzahl – haben wir aus den Augen verloren.“ Die meisten Kinder hätten im Schatten vereinzelter Talente zu wenig Anteil am Spiel ihres Teams.

„Wenn du das verdoppelst, hast du eine andere Situation. Da bin ich auch bei Steffen Baumgart mit der Widerstandsfähigkeit“, verdeutlichte der DFB-Direktor. In seiner Vorstellung müssen die Kinder auch in den Kleinfeld-Spielen mit Siegen und Niederlagen umgehen, selbst ohne Tabellen und klassische Spielergebnisse.

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Durch die kleineren Größen pro Spielform gibt es an Spieltagen mehrere Felder, die Gewinner der kurzen Einheiten rücken etwa nach rechts, die Verlierer nach links weiter. Dadurch habe schon in den Testläufen „das Ergebnis eine Rolle gespielt“, hielt Wolf fest: „Die Kinder haben auch gejubelt und sie haben auch geweint, wenn sie verloren haben.“

Dass dieser Faktor weiterhin fester Bestandteil des DFB-Konzepts in der Jugend bleiben muss, war auch Stefan Effenberg (55) wichtig. „Durch Niederlagen wirst du immer mehr lernen, als wenn du von Sieg zu Sieg eilst“, betonte er aus eigener Erfahrung, und appellierte an Wolf: „Eure Aufgabe ist es, den Kindern das beizubringen: diese Gier und diese Bereitschaft, Leidenschaft zu entwickeln.“