Beim DFB-Bundestag in Bonn wurde dem früheren Bundeskanzler die Ehrenmitgliedschaft entzogen. Später findet die Wahl des neuen Präsidenten statt.
Vor Präsidenten-WahlDFB entzieht Ex-Kanzler Schröder die Ehrenmitgliedschaft
Im Plenarsaal „New York“ des Bonner World Conference Centers ist am Freitag (11. März 2022) der 44. Ordentliche Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) eröffnet worden. Vor allem der Tagesordnungspunkt zehn wird mit Spannung erwartet: die Wahl des 14. Präsidenten.
Bevor es jedoch zum Showdown zwischen den beiden Konkurrenten Bernd Neuendorf (60) und Peter Peters (59) kommt, wurde die Tagesordnung kurzfristig um einen Punkt erweitert: Ohne Gegenstimmen (acht Enthaltungen) wurde Ex-Kanzler Gerhard Schröder (77) die Ehrenmitgliedschaft widerrufen.
2005 wurde der damalige Kanzler von DFB-Präsident Theo Zwanziger (76) zum Ehrenmitglied ernannt. Vor dem Bundestag hatte der Verband dem Ex-Kanzler eine Frist gesetzt, sein Engagement für russische Firmen einzustellen.
DFB hatte Gerhard Schröder eine Frist gesetzt – die nutzte er nicht
„Die Ehrenmitgliedschaft bringt nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten mit sich“, sagte Versammlungsleiter Rainer Koch (63). „Wer Gewalt ausübt, wer Menschenrechte verletzt, wer Krieg führt, der verlässt die Gemeinschaft des Sports. Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist völkerrechtswidrig und daher unvereinbar mit unseren Werten. Das muss auch von allen Ehrenmitgliedern so weitergetragen werden.“
Die gesetzte Frist bis zum Bundestag ließ der Ex-Kanzler verstreichen. Schröder hätte entweder seine Ämter beim Energiekonzern Rosneft oder dem Gaspipeline-Betreiber Nord Stream niederlegen oder auf die Ehrenmitgliedschaft verzichten sollen. „Leider ist Gerhard Schröder den zahlreichen Bitten nicht nachgekommen, sich klar gegen diesen Krieg zu positionieren“, sagte Koch.
Zuvor hatte bereits Borussia Dortmund dem Bundeskanzler a.D. im Zuge der russischen Invasion der Ukraine die Ehrenmitgliedschaft entzogen.„Rollende Panzer in der Ukraine und gleichzeitig ein Engagement für ein russisches Staatsunternehmen, das passt nicht zusammen“, sagte Neuendorf im Vorfeld. Die Tätigkeiten für russische Firmen seien wegen des völkerrechtswidrigen Überfalls Russlands auf die Ukrainer „nicht vereinbar mit der Satzung des DFB“. Er würde sich freuen, wenn Schröder dies auch „so sehen und die Konsequenzen ziehen würde“.
Im Gegenzug wurde Hannelore Ratzeburg (70), die seit 2007 Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball ist, für ihre außerordentlichen Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt. „45 Jahre DFB sind eine lange Zeit. Ich gehe glücklich und zufrieden. Fußball ist der tollste Sport der Welt“, sagte sie in ihrer kurzen Rede.