„Kein einfacher Moment“DFB feuert Flick – Notlösung gegen Frankreich, Nachfolger bereits im Visier

Das 1:4 gegen Japan hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Bundestrainer Hansi Flick wurde vom DFB gefeuert. Gegen Frankreich soll Rudi Völler aushilfsweise auf der Bank sitzen.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Nun greifen die DFB-Bosse doch durch. Auf Vorschlag von DFB-Präsident Bernd Neuendorf (62) wurde am Sonntag (10. September 2023) beschlossen, Bundestrainer Hansi Flick (58) sowie die beiden Co-Trainer Marcus Sorg (57) und Danny Röhl (34) mit sofortiger Wirkung zu entlassen.

Die desolate Leistung bei der 1:4-Niederlage gegen Japan hat zum Umdenken geführt. „Die Gremien waren sich einig, dass die A-Nationalmannschaft der Männer nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen einen neuen Impuls benötigt. Wir brauchen mit Blick auf die Europameisterschaft im eigenen Land eine Aufbruchstimmung und Zuversicht“, sagte Neuendorf.

Präsident Bernd Neuendorf: „Entscheidung war unumgänglich“

„Für mich persönlich ist es eine der schwierigsten Entscheidungen in meiner bisherigen Amtszeit. Denn ich schätze Hansi Flick und seine Co-Trainer als Fußballexperten und Menschen. Der sportliche Erfolg hat für den DFB aber oberste Priorität. Daher war die Entscheidung unumgänglich.“ Flicks Horror-Bilanz: nur vier Siege in den letzten 17 Spielen und ein blamables WM-Vorrunden-Aus.

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Beim Länderspiel gegen Vize-Weltmeister Frankreich am Dienstag (21 Uhr, ARD) werden einmalig Sportdirektor Rudi Völler (63), Nachwuchs-Direktor Hannes Wolf (42) und U20-Co-Trainer Sandro Wagner (35) die Nationalelf betreuen.

Völler hatte die Trennung schon angedeutet, als er nach dem Spiel gesagt hatte: „Wir sollten alle ein bisschen in uns gehen und überlegen, wie es weitergeht. Mal gucken“. 19 Jahre nach seinem Rücktritt als Teamchef muss er erneut eine völlig verunsicherte Mannschaft übernehmen.

Rudi Völler beim Länderspiel gegen Japan.

Rudi Völler (hier am 9. September 2023) muss mal wieder aushelfen. Er soll Deutschland am Dienstag gegen Frankreich betreuen.

„Für mich ist das kein einfacher Moment, denn ich bin im Februar beim DFB angetreten, um Hansi Flick mit all meinen Möglichkeiten zu unterstützen, ihm den Rücken freizuhalten, damit er sportlich erfolgreich sein kann“, sagte Völler am Sonntag.

Er habe „fest daran geglaubt, dass er es als Bundestrainer schaffen kann, unsere Nationalmannschaft wieder auf Kurs zu bringen“, ergänzte er. Flick habe sich „aufgerieben in den zurückliegenden Monaten, er hat gemeinsam mit seinem Trainerteam alles gegeben, um nach dem Ausscheiden bei der WM in Katar die Wende zum Positiven zu schaffen.“

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Doch nach der Blamage gegen Japan „müssen wir heute feststellen, dass es nicht gelungen ist“. Die Klatsche habe „uns klar gezeigt, dass wir in dieser Konstellation nicht mehr weiterkommen“, betonte Völler.

Nach dem Duell mit Frankreich werde es „die dringlichste Aufgabe sein, einen Bundestrainer zu verpflichten, der kurzfristig unsere Mannschaft neu ausrichtet und auf das große EM-Turnier im kommenden Jahr vorbereitet, von dem wir alle uns für den deutschen Fußball und auch für unser ganzes Land positive Impulse erhoffen“, meinte Völler: „Einen Bundestrainer, der dann langfristig die Nationalmannschaft wieder auf das Niveau hebt, das man von ihr kennt und auch erwartet.“

Bis zur USA-Reise der Nationalmannschaft im Oktober wollen die DFB-Bosse Julian Nagelsmann (36) für den Posten des Bundestrainers gewinnen. Dessen Vertrag beim FC Bayern läuft allerdings noch. „Ziel ist es, möglichst zeitnah die Nachfolge von Hansi Flick zu regeln“, heißt es vom Verband.

DFB will „zeitnah“ die Nachfolge von Hansi Flick regeln

Damit endet dieser unwürdige Sonntag doch noch mit einer Entscheidung. Am Morgen hatten die DFB-Verantwortlichen den angeschlagenen Bundestrainer noch das öffentliche Training in Wolfsburg absolvieren lassen. Zum Abschied schrieb Flick bei strahlendem Sonnenschein Autogramme und zwang sich ein Lächeln ab.

Anschließend erfuhr er dann im Ritz-Carlton-Hotel von seinem Rauswurf. Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat der DFB GmbH hatten sich via Videokonferenz zusammengeschlossen und sorgten für den ersten Rauswurf eines Bundestrainers in der 123-jährigen Verbandsgeschichte.