Mit einem Neuling und einem ansonsten komplett auf die WM ausgerichteten Kader bestreitet die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihre beiden abschließenden Nations-League-Spiele.
Letztes Aufgebot vor der WMFlicks klares Signal an Götze und Hummels – eine Überraschung
Es wird langsam ernst für die deutschen Nationalspieler. 69 Tage vor dem ersten WM-Gruppenspiel im Khalifa International Stadium in Doha gegen Japan hat Hansi Flick (57) am Donnerstag (15. September 2022) sein Aufgebot für die letzten Nations-League-Spiele veröffentlicht.
Mit der Benennung für die Partien gegen Ungarn am 23. September in Leipzig und drei Tage später in London gegen England hat der Bundestrainer ein klares Signal gesetzt. Der WM-Kader steht in großen Teilen, für einige Akteure dürfte es sehr schwer werden, in Katar dabei zu sein.
Hansi Flick nominiert 24 Spieler für die Nations-League-Duelle
21 Feldspieler und drei Torhüter wird Flick am Montag zur Vorbereitung in Frankfurt begrüßen. Bei der WM darf er noch zwei weitere Spieler berufen. Zum einen machte ein 26er-Team für die jetzt anstehende kurze Länderspiel-Phase keinen Sinn. Zudem anderen soll von diesem Aufgebot das Signal ausgesendet werden, dass noch wenige Tickets zu vergeben sind.
„Wir müssen relativ schnell in den Turniermodus kommen und Leistung abrufen“, kündigte Flick in einer Gesprächsrunde, an der auch EXPRESS.de teilnahm, vor dem Länderspiel-Doppelpack an. „Das ist eine gute Generalprobe, ein Startschuss Richtung WM. Natürlich wollen wir beide Spiele gewinnen, weil es unser Ziel ist, als Gruppensieger das Finalturnier im Sommer 2023 zu spielen.“
Beim Blick auf den Kader fällt direkt auf, dass zwei Weltmeister von 2014 weiter nicht berücksichtigt werden: Mario Götze (30) und Mats Hummels (33). „Wir im Trainerteam sehen, was Mario in Frankfurt leistet. Auch er hat alle Möglichkeiten, noch auf den WM-Zug zu springen“, sagte Flick fast schon unterkühlt.
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Das DFB-Aufgebot für die beiden Spiele in der Nations League
- Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona), Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt)
- Abwehr: Armel Bella Kotchap (FC Southampton), Matthias Ginter (SC Freiburg), Robin Gosens (Inter Mailand), Thilo Kehrer (West Ham United), David Raum (RB Leipzig), Antonio Rüdiger (Real Madrid), Nico Schlotterbeck (Borussia Dortmund), Niklas Süle (Borussia Dortmund)
- Mittelfeld/Angriff: Julian Brandt (Borussia Dortmund), Serge Gnabry (Bayern München), Leon Goretzka (Bayern München), Ilkay Gündogan (Manchester City), Kai Havertz (FC Chelsea), Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach), Joshua Kimmich (Bayern München), Thomas Müller (Bayern München), Jamal Musiala (Bayern München), Lukas Nmecha (VfL Wolfsburg), Marco Reus (Borussia Dortmund), Leroy Sane (Bayern München), Timo Werner (RB Leipzig)
Hummels erlebte der Bundestrainer am Mittwoch noch beim Champions-League-Duell gegen Manchester City vor Ort. „Mats hat noch alle Chancen. Er wirkt sehr fit und hat Dortmund gegen City einen guten Rückhalt geboten“, lobte er ihn. Dennoch: Die Signale sind klar. In der Abwehr hat zudem der nach Freiburg gewechselte Matthias Ginter (28) klar die Nase vor Leverkusens Jonathan Tah (26).
Hansi Flick verzichtet auf einige Spieler aus den Sommer-Duellen
Nicht mehr dabei sind zudem die im Juni noch nominierten Benjamin Henrichs (25), Lukas Klostermann (26, verletzt), Anton Stach (23) und Karim Adeyemi (20). Auch für Julian Draxler (28) ist kein Platz mehr. Dafür darf sich EM-Entdeckung Robin Gosens (28) nach seiner Auszeit mal wieder beweisen.
Im Tor sind die Karten ebenfalls klar verteilt. Hinter dem nominierte Trio gilt Oliver Baumann (32) als Nummer vier, Bernd Leno (30) ist erst einmal raus.
Die einzige echte Überraschung im Kader: Flick nominierte U21-Innenverteidiger Armel Bella-Kotchap (20), der im Sommer vom VfL Bochum zum FC Southampton gewechselt war. „Wir wollen ihn mal in unserem Kreis sehen. Er hat sich gut entwickelt und hat gut verteidigt in der Premier League“, sagte der Bundestrainer nach einem Telefonat mit dessen Trainer Ralph Hasenhüttl (55).
„Wir schauen genau hin“, sagte Flick. In der Abwehr und im Angriffszentrum gibt es Vakanzen, im Mittelfeld „haben wir hohe Qualität“, sagte Flick. Der Bundestrainer fahndet zudem nach einem Spieler „für die besonderen Momente“. Sieben Profis von Bayern München und vier von Borussia Dortmund bilden das Gerüst des Teams.
„Für uns ist enorm wichtig, dass jeder, der hier ist, auch weiß, es gibt noch andere Spieler, die sehr gute Leistung bringen. Wenn einer in den nächsten acht Wochen sehr gute Leistungen bringt, hat er die Chance, dabei zu sein“, sagte der Coach im DFB-Campus.
Hansi Flick unzufrieden mit Bundesliga-Terminierung durch DFL
Die Kader-Bekanntgabe nutzte der Bundestrainer auch, um etwas Frust abzulassen. Dass die Bundesliga auch noch am 13. November zwei Sonntagsspiele angesetzt hat, gefiel ihm nicht. So kann sich das Team erst abends treffen, um Richtung Arabische Halbinsel zu fliegen.
„Ich habe gehofft, dass die Bundesliga am Sonntag nicht mehr spielt. Da wäre ich schon happy gewesen, wenn man die Terminierung angepasst hätte. Zwei Spiele mehr am Samstag hätten keinen großen Unterschied gemacht. Aber die Spieler hätten einen Tag mehr Luft gehabt“, klagte Flick.