Das Remis der DFB-Auswahl in Bologna gegen Italien wirkte auch auf den Bundestrainer ein Stück weit ernüchternd. Hansi Flick wird sein Team im nächsten Spiel gegen England umstellen.
Kritik nach Italien-SpielFlick kündigt Wechsel an: Diese DFB-Stars bangen um ihren Platz
Nachts um 3 Uhr kehrten die Nationalspieler am Sonntag (5. Juni 2022) von ihrem Italien-Trip zurück nach Herzogenaurach. Schlafen, regenerieren, leicht trainieren und erneut Kofferpacken ist angesagt. Am Montag fährt der DFB-Tross nach München, das nächste Nations-League-Duell wartet.
Gegen England hofft Hansi Flick (57) am Dienstag (20.45 Uhr, ZDF) auf eine andere Vorstellung in seiner ehemaligen Wirkungsstätte Allianz-Arena. Beim 1:1 in Italien war bei nahezu allen deutschen Spielern noch reichlich Luft nach oben. „Man muss es als Mannschaftsleistung sehen, die nicht unser Anspruch ist. Wir haben einfach mehr Qualität“, lautete das klare Urteil des Bundestrainers.
Hansi Flick nimmt seine Mannschaft nach Italien-Spiel in die Pflicht
Gerne wird Flick als der „nette Hansi“ dargestellt. Nach seinem zehnten Länderspiel wurde aber schnell klar, dass er auch anders kann. „Wenn der ein oder andere da noch nicht ist, werden wir reagieren. Wir haben einen großen Kader“, kündigte er an. Eigentlich wollte Flick in den vier Duellen ein festes Gerüst für die WM einspielen. Aber der Start zeigte dann doch, dass vieles nicht passt.
„Ich nehme keinen Spieler raus. Die ganze Mannschaft ist in der Pflicht“, sagte der Bundestrainer und vermied partout, einzelne Namen zu nennen. Dennoch dürften viele Spieler wissen, dass sie um einen Einsatz gegen England bangen müssen.
Im Sturm blieb beispielsweise Timo Werner (26) komplett harmlos. Sein Chelsea-Kollege Kai Havertz (22) kam in der Schlussphase ins Spiel und leitete mit seinem energischen Einsatz im Strafraum den Ausgleich ein. „Es geht jetzt darum, die Dinge besser zu machen. Wir werden wieder in die Spur kommen. Mir ist da überhaupt nicht bange. Wir werden auch wieder Tore machen. Mehr Tore“, kündigte Flick an.
Dafür könnte auch ein Umbau im offensiven Mittelfeld helfen. Leroy Sané (26) wirkte wie schon zuletzt bei den Bayern teilnahmslos und fahrig. Mit dem inzwischen genesenen Marco Reus (33) wäre eine Alternative da. Auch Manchester-Star İlkay Gündoğan (31) und Bayern-Juwel Jamal Musiala (19) drängen ins Team und belebten das Spiel nach ihrer Einwechslung. In der gezeigten Verfassung ist selbst Thomas Müller (32) nicht unantastbar.
Überdenken wird Flick sicher auch noch die Wahl der Außenverteidiger. Thilo Kehrer (25) überzeugte zuletzt auf der rechten Seite, wurde aber links aufgeboten und zeigte dort Schwächen. Benjamin Henrichs (25) konnte seine Chance rechts nicht nutzen. Die beiden eingewechselten Jonas Hofmann (29), der das 1:1 initiierte, und David Raum (24) machten wesentlich mehr Betrieb.
Joshua Kimmich und Thomas Müller üben auch Kritik am deutschen Spiel
Was positiv auffiel: Niemand redete das zweite Unentschieden in Flicks Amtszeit (acht Siege) schön. „Wir haben es nicht geschafft, unser Spiel auf den Platz zu bringen“, kritisierte Torschütze Joshua Kimmich (27). „Der Anspruch ist, dass wir dominanter, zielstrebiger und klarer nach vorne spielen“, sagte auch Müller.
In der rappelvollen Arena in München werden die Fans am Dienstag auf einen Sieg gegen einen der Großen des Weltfußballs hoffen – möglicherweise diesen sogar erwarten. Nach dem EM-Aus vor einem Jahr geht es um die passende Revanche. Und um die richtige Antwort nach dem trägen Auftritt in Italien.