Startschuss für das vielleicht verrückteste Aufstiegsrennen in der Zweitliga-Geschichte. Mittendrin: Die früheren Kölner Dominick Drexler und Simon Terodde beim FC Schalke. Vor dem Re-Start stellte sich Drexler den Fragen von EXPRESS.de.
„Wären blöd, Terodde nicht zu füttern“Drexler über das irre Aufstiegsrennen, Baumgart und den Czichos-Abschied
Feuer frei für die wohl spannendste Zweite Liga aller Zeiten. Nicht weniger als zehn Mannschaften können sich noch Hoffnungen auf den Bundesliga-Aufstieg machen. Mittendrin im Rennen als Tabellenvierter ist der FC Schalke 04 mit den beiden Ex-Kölnern Simon Terodde (33) und Dominick Drexler (31).
Und die wollen mit den Königsblauen das Kunststück Aufstieg wiederholen, das ihnen 2019 mit dem FC gelang, wie Drexler im EXPRESS.de-Interview erklärt. „Ich giere danach, noch einmal Bundesliga zu spielen.“
Dominick Drexler wechselte im Sommer zum FC Schalke 04
Lesen Sie, was ihn antreibt, was Drexler über die Situation auf Schalke, Steffen Baumgart (50) und das USA-Abenteuer seines Kumpels Rafael Czichos (31) zu erzählen hat.
Dominick Drexler, am Sonntag startet die Zweitliga-Saison in die Rückrunde. Wie gut tat die Winterpause?
Dominick Drexler: Es ging für mich nach meinem Wechsel zu Schalke unheimlich schnell weiter, weil die Zweite Liga früher startete. Das schleppt man ein bisschen mit, weil einem die Grundlagen etwas fehlen. Umso besser ist es, dass ich jetzt einmal durchatmen konnte und wir eine ordentliche Vorbereitung gehabt haben.
Bitte kurz der Blick zurück: Warum haben Sie den Schritt von Köln zu Schalke gemacht?
Drexler: Ich hatte in Köln unfassbar schöne Momente. Aber es war ein schleichender Prozess, dass ich immer mehr aus dem Zentrum nach außen gerückt bin. Als Mark Uth zurückkehrt ist, war klar, dass es da sehr eng wird. Als dann das Angebot aus Schalke kam, habe ich mich für diese spannende Aufgabe entschieden. Es ist mir schwergefallen, den FC zu verlassen, gerade mit dem Trainer Steffen Baumgart. Aber hier wartet ein großer Verein – ihm zurück in die Bundesliga zu helfen, ist eine tolle Herausforderung.
Dominick Drexler über irres Aufstiegsrennen in der 2. Bundesliga
Zehn Klubs können noch aufsteigen. Wie geht man da in die Rückserie?
Drexler: Das ist schon krass – man hat nicht einen oder zwei Konkurrenten, sondern acht. Es gab richtig geile Spiele in der Hinrunde und es wird spannend bleiben bis zum Schluss. Wichtig ist, dass man gut aus dem Winter kommt, wer jetzt nachlässt, wird es schwer haben. Und dann muss man trotzdem einen langen Atem haben. Wir müssen da sein, aber wir brauchen auch ein wenig Glück. Gerade aufgrund von Corona.
Warum Corona?
Drexler: Weil das Virus doch einiges durcheinanderwirbeln kann. Auf der einen Seite wird es darauf ankommen, wer mit der Thematik Geisterspiele am besten zurechtkommt. Ich weiß noch, wie schwer wir uns beim FC damit getan haben. Auf der anderen Seite kann ein Corona-Ausbruch vor entscheidenden Spielen die Kräfteverhältnisse und somit die Ausgangssituation brutal verändern. Wenn Schlüsselspieler in Schlüsselspielen fehlen, bleibt vielleicht keine Zeit mehr, das wieder aufzuholen.
Dominick Drexler über Ausnahmestürmer Simon Terodde
Lange galt Schalke als der FC Terodde 04. Am Ende musstet Ihr eine Zeitlang ohne ihn auskommen. Hat die Mannschaft sich emanzipiert?
Drexler: Ja, ein Stück weit schon. Wir haben gezeigt, dass wir auch anders erfolgreich sein können. Wenn Simon nicht da ist, müssen wir damit zurechtkommen. Aber ich bin ein riesiger Simon-Terodde-Fan und hab ihm ja schon mehr als nur ein paar Bälle aufgelegt. Seit er im Training zurück ist, sieht man jeden Tag seine Abschlussqualität. Jede Mannschaft, die Simon in ihren Reihen hat, wäre blöd, ihn nicht zu füttern.
Trainer Dimitrios Grammozis hat auch eine FC-Vergangenheit. Als Coach war er hier recht schnell in der Kritik, nachdem er schon den Abstieg mitgemacht hat. Wie hat er das weggesteckt?
Drexler: Ich finde, dass der Coach immer gleich und bei sich geblieben ist. Wichtig war, dass wir wie in Köln Spieler dazubekommen haben, die den Abstieg nicht miterlebt haben. Wenn du als FC Schalke nicht unter den ersten Dreien stehst, ist niemand zufrieden. Der Trainer nicht, die Spieler nicht und auch nicht die Fans. In einem Klub wie Schalke oder Köln ist immer Druck auf dem Kessel. Dimitrios kann damit aber gut umgehen.
Sie haben das Abenteuer Schalke gewählt, Ihr Kumpel Rafael Czichos startet in das Abenteuer USA.
Drexler: Das freut mich wahnsinnig für ihn. Wir hatten rund um Weihnachten, als es konkret wurde, ein unfassbar emotionales Gespräch. Wir sind beide über Erfurt und Kiel sehr spät nach Köln und dann in die Bundesliga gekommen. Das haben wir Revue passieren lassen. Rafa war im Sommer im Öschberghof der Einzige, dem ich von meinen Gedanken mit Schalke erzählt habe. Jetzt hatte er zwei wirklich gute Möglichkeiten: den Weg mit dem FC, mit Steffen Baumgart, der vielleicht sogar nach Europa führt. Oder das Abenteuer USA. Wir haben oft über die MLS gesprochen. Zudem ist die Stadt Chicago überragend, wie uns unser Kumpel Kenneth Kronholm versichert hat. Es war eine schwierige Entscheidung, aber ich kann sie total nachvollziehen.
Weil auch bei Ihnen immer wieder der Name Steffen Baumgart fällt – was macht den Trainer denn so besonders?
Drexler: Es ist die Art, wie er einen mitnimmt. Wir hatten beispielsweise eine Trainingsübung, in der wir nicht mit der Hacke spielen sollten. Ich habe sie dann doch benutzt und eine Situation überragend gelöst. Da kam er zu mir und flüsterte: „Das hast du sensationell gemacht. Aber damit du Bescheid weißt: Ich muss da jetzt gleich mal laut werden und da wirst auch du genannt.“ Wenige Sekunden später hat er dann rumgebrüllt – und auch ich bekam es ab. Ich musste fast grinsen. Dadurch, dass er vorher bei mir war, kam die Botschaft an, ohne dass ich es ihm übelgenommen habe. Rafa hat mir noch viel mehr solcher Geschichten erzählt. Das macht er überragend.
Schalke startet am Sonntag gegen ihren Ex-Klub Holstein Kiel.
Drexler: Ja, aber es ist kaum noch ein Spieler von damals dort. Aus dem Stab aber freue ich mich auf einige bekannte Gesichter. Für uns als Mannschaft gilt: Wir müssen gut aus den Startlöchern kommen und mit der Geisterspielsituation umgehen, damit wir an den Konkurrenten oben dranbleiben. Deshalb müssen wir punkten!