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Knallhart-Kritik im DoppelpassBayern-Legende Hoeneß zerlegt Kroos – der wehrt sich

Uli Hoeneß zu Gast im Doppelpass von Sport1 bei Thomas Helmer.

Thomas Helmer begrüßte in seiner letzten „Doppelpass“-Runde Bayerns Ex-Präsident Uli Hoeneß.

Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß war zu Gast in der letzten „Doppelpass“-Runde von Moderator Thomas Helmer. Dabei holte die Legende zum großen Rundumschlag aus – vor allem wegen der Achtelfinal-Niederlage von Dutschland gegen England.

von Marcel Schwamborn  (msw)

München. Nach sechs Jahren als alleiniger „Doppelpass“-Moderator begrüßte Thomas Helmer (56) am Sonntag (11. Juli) zum letzten Mal seine Gäste bei der Talkrunde auf Sport1. Ab dem 8. August wird RTL-Mann Florian König (53) den Job des Europameisters als Leiter des Fußballtalks übernehmen.

Zum Helmer-Abschied kam mit Bayerns Ex-Präsident Uli Hoeneß (69) noch einmal ein Schwergewicht ins „Hilton“-Hotel am Münchner Flughafen. Und der war gleich in Form. „Wenn ich noch Zeit gehabt hätte, hätte ich eine Kerze fürs EM-Finale für Italien aufgestellt. Die Engländer haben sich in jeder Hinsicht unmöglich verhalten. Wenn ich daran denke, dass da ein kleines Mädchen im deutschen Trikot weint und dann das ganze Stadion da grölt. Dass das ganze Stadion bei der dänischen Hymne pfeift, das ist nicht Sportmanship, was die Engländer immer so propagieren.“

Uli Hoeneß: „Engländer verhalten sich in jeder Hinsicht unmöglich“

Hoeneß‘ Sympathien im Endspiel sind klar verteilt. „Dazu kommt ein Premierminister, den ich überhaupt nicht mag. Ich will nicht, dass der sich im ,Three Lions´-Trikot feiern lassen kann. 60.000 Engländer provozieren irgendwelche Infektionen. Die Gesundheit der Mitbürger steht über allem. Jeder Tote ist einer zu viel. Das sind alles Dinge, die mir die Engländer unsympathisch gemacht haben. Und das, wo sie durch den Brexit eigentlich raus aus Europa sind.“

Alles zum Thema Uli Hoeneß

Uli Hoeneß als Talkgast im Doppelpass bei Sport1.

Uli Hoeneß redete sich im „Doppelpass“ am 11. Juli in Rage gegen Toni Kroos.

Dass sich die Southgate-Truppe überhaupt bis zum Finale vorgearbeitet hat, ist für Hoeneß auch Deutschlands Schuld. „Wir haben sie aufgebaut. Die Engländer hatten in den ersten 20 Minuten gegen Deutschland die Hosen voll und haben abgewartet, ob Deutschland kommt. Aber wir mit unserem Angsthasen-Fußball: Als sich da nichts tat, kamen sie – und seitdem spielen sie einen ordentlichen Fußball.“

Auch wenn Hoeneß Joachim Löw (61) persönlich sehr schätzt, rechnete er mit seiner Arbeit bei der EM total ab. „Da gewinnt der FC Bayern die Champions League in einer überragenden Saison mit einer Viererkette mit Spielern, die bewiesen haben, dass die Weltklasse sind. Dann spielen wir in den ersten beiden Spielen der WM-Qualifikation auch mit der Viererkette. Und dann fangen wir völlig ohne Not mit der Dreierkette an, damit Joachim Löw Toni Kroos ins System einbauen kann. Aber Toni Kroos hat in dem Fußball nichts mehr verloren. Löw wollte wohl nicht das System von Hansi Flick kopieren, weil er was Besonderes machen wollte. Das ist total in die Hose gegangen.“

Uli Hoeneß: Deutsche Spieler waren total unzufrieden mit der Taktik

Hoeneß hätte sich eine andere Formation gewünscht: „Eine Viererkette, ein Mittelfeld mit Kimmich, Goretzka, Müller, Außenstürmer Sané und Gnabry sowie Havertz vorne – dann stünden wir jetzt anders da. Ich habe unsere Jungs als selbstbewusste Spieler kennengelernt, trotzdem haben sie das akzeptiert. Sie waren total unzufrieden mit der Taktik, da verstehe ich es nicht, warum sie nicht auf den Trainer zugegangen sind.“

Stefan Effenberg (52) warf ebenfalls die Frage auf, warum Führungsspieler wie Manuel Neuer (35), Mats Hummels (32) oder Thomas Müller (31) nicht zum Trainer gegangen sind. Für Hoeneß ist die Lösung klar: „Sie hätten sagen müssen, dass Kroos mit seinem Querpass-Fußball nicht mehr ins Spiel passt. Jetzt wird vertikal gespielt und volle Pulle nach vorne. Seine Art zu spielen ist total vorbei. Wir liegen gegen England in der letzten Viertelstunde mit 0:1 hinten, Kroos ging nicht mehr über die Mittellinie. Er hat quergespielt, noch mal quergespielt, dann hatte sich die gegnerische Abwehr wieder sortiert.“

Dabei sollte Hoeneß aber auch wissen, dass Kroos mit 76 Pässen die meisten aller EM-Teilnehmer ins letzte Drittel gespielt hat. Die Antwort des Weltmeisters folgte – via Twitter. „Uli Hoeneß ist ein Mann mit großem Fußballsachverstand (auch wenn es für RTL nicht gereicht hat), wenig Interesse für Polemik und mit sich komplett im Reinen. Ähnlich wie sein Greenkeeper“, hieß es voller Ironie.

Hoeneß nahm den Frontalangriff des früheren Bayern-Profis locker hin. „Wir leben in einer Demokratie, jeder kann sagen, was er will. Wer austeilt, muss auch einstecken können.“

Mario Basler zu Gast im Doppelpass bei Sport1.

Sport1-Experte Mario Basler beim Auftritt im „Doppelpass“ am 11. Juli.

Ex-Nationalspieler Mario Basler (52) konnte nur den Kopf schütteln: „Du darfst die Spieler heute nicht mehr anfassen. Die wehren sich in den sozialen Medien. Viele leiden unter ihrer Selbsteinschätzung. Toni hat doch selbst erkannt, dass es international nicht mehr für ganz oben reicht.“

Ein weiteres Problem laut Hoeneß: „Während der ganzen EM waren wir immer ungeordnet. Gosens hat einmal gut gespielt, weil der portugiesische Trainer seinen Namen wohl nicht kannte. Sonst ist er technisch zu schwach. Löw hat es immer zugelassen, dass gewisse Spieler immer in Frage gestellt wurden. Kai Havertz zum Beispiel ist ein super Spieler, war bei Löw aber immer knapp drin oder nicht. Thomas Tuchel hat die Spieler bei Chelsea stark gemacht und ihnen Vertrauen gegeben. Bei allen Turnieren hatten wir immer eine Stamm-Mannschaft. Bei uns wurden immer vier, fünf Spieler gewechselt, dazu noch das System. Da kann keine Einheit einstehen.“

Autor Lucas Vogelsang (35) erhielt in der Runde übrigens direkt mal einen Rüffel, als der scherzte, dass durch die zahlreichen Zuschauer im Stadion am Ende „die Delta-Variante der Gewinner“ sei. „Jetzt zahlen wir mal drei Euro für den Schrott. Ist ja Wahnsinn“, schnaubte Basler Richtung des Talk-Gastes.