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„Fatales Symbol an alle Betroffenen“Bundesliga-Bosse von eigenen Ultras angezählt

Fans vom FSV Mainz 05 präsentieren eine Choreo in der Bundesligapartie gegen den FC Schalke 04 am 5. Mai 2023.

Fans vom FSV Mainz 05 präsentieren eine Choreo in der Bundesligapartie gegen den FC Schalke 04 am 5. Mai 2023.

Die Zeit vor der neuen Saison hat man sich beim FSV Mainz 05 sicher anders vorgestellt. Besonders die Verpflichtung eines Spielers sorgte für Wirbel. Jetzt wenden sich die Ultras mit offener Kritik gegenüber dem eigenen Verein an die Öffentlichkeit.

von Philipp Stegemann  (pst)

Kurz vor dem ersten Pflichtspiel der neuen Saison wenden sich die Mainzer Ultras mit einem wichtigen Anliegen an die eigene Vereinsführung. In einer ausführlichen Stellungnahme mit dem Titel „Sexualisierte Gewalt bekämpfen“ kritisiert die Fanszene das Verhalten des Klubs im Zusammenhang mit einer aktuellen Neuverpflichtung.

Anfang Juli machte der FSV den Transfer von Kaishu Sano (23) perfekt und holte den Mittelfeldspieler für 2,5 Millionen Euro vom japanischen Klub Kashima Antler. Wenige Tage bevor dieser jedoch nach Deutschland reiste, um dort ins Training einzusteigen, wurde er von der japanischen Polizei festgenommen.

Neuzugang saß 16 Tage im Gefängnis

Sano soll an einem sexuellen Übergriff auf eine 30 Jahre alte Frau beteiligt gewesen sein. Nachdem der Profi-Fußballer 16 Tage in Untersuchungshaft saß, wurde das Ermittlungsverfahren gegen ihn jedoch von der Staatsanwaltschaft Tokio eingestellt. Mit ein paar Wochen Verspätung flog der Japaner nun doch nach Deutschland und beim FSV Mainz 05 mit Verspätung das Training aufnehmen.

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Nachdem der 23-Jährige zur Mannschaft gestoßen war, wurde die Angelegenheit von Seiten der Mainzer Vereinsführung jedoch nicht mehr groß thematisiert. Dies sahen die Ultras nun als Anlass, sich in einem Schreiben auf ihrem Internet-Blog „Q-Block“ an die Öffentlichkeit zu wenden.

So heißt es in der Stellungnahme: „Die Verantwortlichen von Mainz 05 geben Anweisungen zum altbekannten Verhaltensmuster: Schweigen. Das unter den Tisch kehren solcher Angelegenheiten ist auf so vielen Ebenen falsch, dass wir und vor allem Betroffene sexualisierter Gewalt damit nicht leben können.“

Des weiteren ist auch von einem „fatalen Symbol an an alle Betroffenen, das Vereinsumfeld und die Gesellschaft“ die Rede. Doch dieses Verhalten ist laut den Verfassern der Stellungnahme kein alleiniges Problem von Mainz 05 und so werden noch weitere Fälle aus der Profi-Szene aufgelistet.

Neben dem Beispiel Jerome Boateng, ehemals Spieler vom FC Bayern München, wird insbesondere die Situation rund um Stuttgarts Profi Atakan Karazor (27) beschrieben. „Karazor, der vor zwei Jahren wegen des Vorwurfes der sexuellen Nötigung sechs Wochen in Untersuchungshaft auf Ibiza saß und nur auf Kaution wieder nach Deutschland zurück durfte. Dem VfB um Sven Mislintat reichte ein einfaches ‚ich bin unschuldig‘ von Karazor, um ihn ins Team zu reintegrieren“ kritisiert die Ultraszene in ihrem Schreiben.

Die kürzliche Ernennung zum Stuttgarter Kapitän sorgte nochmal für zusätzliches Feuer in der Diskussion rund um den Stuttgarter Mittelfeldmotor, besonders da das Verfahren gegen ihn noch läuft.

Auch der englische Angreifer Mason Greenwood wird in der Stellungnahme thematisiert. Der Brite wurde wegen Vorwürfen der häuslichen Gewalt gegenüber seiner Ex-Freundin angeklagt, aber nicht verurteilt, da wichtige Zeugen plötzlich nicht mehr der Justiz zur Verfügung standen.

„Betrachten wir all diese Fälle, sehen wir: Die wirtschaftliche Situation steht, wie immer, über allem“ schlussfolgern die Verfasser der Stellungnahme. Es wird auch die Frage aufgeworfen, ob die ausschließliche Thematisierung „seiner Strapazen“ und die bedingungslose Integration in die Mannschaft „nicht sogar eine Täter-Opfer-Umkehr“ darstellt.

„Der Betroffenen wird offensichtlich kein Glauben geschenkt, obwohl es keine Gründe gibt, ihre Perspektive infrage zu stellen. Sie sollte die Solidarität erfahren, die er momentan erfährt.“

Der abschließende Appell an den eigenen Verein ist eindeutig: „Deshalb fordern wir Mainz 05 dazu auf, seiner moralisch-gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen. Dafür braucht es mindestens eine transparente Kommunikation des Vereins in der Öffentlichkeit, die nur durch einen aufrichtigen Willen zur Aufklärung zustande kommen kann.“