Kommentar: Häme, Buh-Rufe, UnsportlichkeitEngland-Fans verspielten bei EM sämtliche Sympathien

England-Fans jubeln im EM-Halbfinale gegen Dänemark in Wembley.

Viele englische Fans präsentierten sich nicht nur im Halbfinale gegen Dänemark am 7. Juli von ihrer unsportlichen Seite.

Plötzlich drückten bei der Europameisterschaft fast alle den Italienern die Daumen. Die englischen Fans hatten sich mit unsportlichen Aktionen den Zorn vieler neutraler Betrachter zugezogen.

von Marcel Schwamborn  (msw)

London. 24 Nationen waren in diese unter vielen Gesichtspunkten fragwürdige Europameisterschaft gestartet. Mit England und Italien sind noch zwei Nationen übrig geblieben, die am Sonntag (11. Juli) ab 21 Uhr den neuen Titelträger ausspielen. Die Gastgeber haben im Londoner Wembley-Stadion einen klaren Heimvorteil. Doch gehören ihnen auch die Sympathien? Ein Kommentar.

„Die feine englische Art“ ist eine jahrzehntelang etablierte Redewendung. Der Begriff „Fair-play“ war den Briten immer heilig. Doch bei dieser EM zeigen viele Anhänger der englischen Nationalmannschaft ein ganz und gar nicht faires Verhalten.

Englische Fans buhen stets bei den Nationalhymnen des Gegners

Beim Halbfinale gegen Dänemark gab es gleich mehrere unschöne Zwischenfälle. Wie schon beim Achtelfinale gegen Deutschland wurde die Hymne des Gegners mit lautem Pfeifen und Buh-Rufen übertönt. Statt sich respektvoll zu verhalten und kurz zu schweigen, stimmten zahlreiche englische Stadionbesucher lieber wieder ihr „Football is coming home“-Lied an. Ganz zu schweigen von den unsäglichen Bomber-Liedern aus dem zweiten Weltkrieg.

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Vor dem zweifelhaften Elfmeter, der letztlich für den Final-Einzug der Briten sorgte, wurde Dänemarks Torhüter Kasper Schmeichel über einen Zeitraum von Sekunden von einem Laserpointer aus den Zuschauerrängen geblendet. Ein weiteres unsportliches Verhalten.

EM 2021: Dänemarks Torhüter Kasper Schmeichel vor dem Elfmeter. Ein Fan fixiert ihn mit einem Laserpointer.

Ein Fan fixierte beim EM-Halbfinale zwischen England und Dänemark am 7. Juli mit einem Laserpointer die Augen von Torhüter Kasper Schmeichel.

Die Entgleisungen gegenüber dem weinenden deutschen Fan-Mädchen im Achtelfinale waren selbst englischen Fans so unangenehm, dass sie eine Spendensammlung ins Leben riefen. Mit englischer Fairness hatten alle diese Szenen nichts zu tun. Dass Raheem Sterling bei der leichten Berührung in der Verlängerung gegen Dänemark wie vom Blitz getroffen zu Boden ging, mag vielleicht im Business noch marktüblich zu sein. Sympathien gewinnt man durch Schwalben auch nicht.

Englische Mannschaft zeigte im Turnier sympathische Züge

Dabei präsentierte sich das Team von Gareth Southgate beispielsweise durch den Kniefall vor dem Anpfiff als antirassistisch. Harry Kane trug ebenso wie Manuel Neuer eine Kapitänsbinde in Regenbogenfarben. Aber auf der Insel herrscht wohl ein ähnliches Phänomen wie in Deutschland.

Anhänger der Nationalmannschaft haben oft nicht viel gemein mit der Fan-Kultur von Vereinen. Dort mag es zwar auch Entgleisungen geben, aber bei diesem Turnier verspielten die Unterstützer der „Three Lions“ viel Kredit.

Der Witz-Spielplan der UEFA, der den Engländern sechs von sieben Spielen in Wembley beschert hat, tat ein Übriges, dass es schon schwer fällt, dieser Truppe im Finale die Daumen zu drücken. Italien wird am Sonntag im Stadion in der Außenseiterrolle sein. Vor den TV-Bildschirmen dürfte die Mehrheit der Squadra Azzurra die Daumen drücken.