Der Niederländer Memphis Depay fällt optisch auf. Seine zahlreichen Tattoos sind dabei ebenso ein Hingucker wie die geflochtenen Haare. Was aber bei der EM besonders ins Auge sticht: sein Stirnband.
EM-Hingucker„Lächerlich“ – warum der Holländer Memphis Depay mit Stirnband spielt
Memphis Depay (30) sorgt bei der EM optisch für Aufsehen, da er – für einen Fußballer sehr ungewöhnlich – bei der EM 2024 in Deutschland mit einem Stirnband aufläuft.
Der Angreifer, der zuletzt bei Atlético Madrid in der spanischen Primera División sein Geld verdiente, hat mit dem modischen Accessoire in seiner niederländischen Heimat längst eine Debatte ausgelöst.
Roland Koeman musste erst einmal eine Nacht darüber schlafen
Der erste Protagonist, der sich offiziell in der Causa Kopfschmuck zu Wort meldete, war Bondscoach Ronald Koeman (61). Nach dem 4:0-Sieg im EM-Test von Oranje gegen Kanada (6. Juni 2024), bei dem Depay in der 50. Minute der Treffer zum zwischenzeitlichen 1:0 gelang, wurde der Bondscoach auf Depays Stirnband von einem TV-Journalisten angesprochen – und zeigte sich wenig begeistert vom modischen Detail des Stürmers.
„Ich hatte es zunächst gar nicht gesehen. Erst kurz vor dem Spiel bemerkte ich das Stirnband, als wir nach draußen gingen. Ich muss erst mal eine Nacht darüber schlafen“, hatte Koeman dem TV-Mann grummelnd gesagt. Offensichtlich hatte der niederländische Nationalcoach aber keine schlaflose Nacht wegen Depay – und auch keine Kopfschmerzen wegen dessen ungewöhnlichen Looks: Er gab Depay grünes Licht dafür, auch bei der EM in Deutschland mit Stirnband aufzulaufen.
In Depays Heimat hat das Stirnband mit der Nummer 10 vorne und einem kleinen Spruch hinten aber längst eine öffentliche Diskussion ausgelöst. Nicht alle finden es für einen Fußballer passend, die meisten sind sich aber einig, dass es nicht überraschend ist, dass ausgerechnet der exzentrische Angreifer mit Kopfschmuck spielt.
Sportjournalist Valentijn Derksen brachte zuletzt stellvertretend für viele Niederländer sein Unverständnis zum Ausdruck: „Ich finde dieses Schweißband lächerlich, wissen Sie? Es passt perfekt zu Memphis, der immer etwas Besonderes bieten muss.“ Depay polarisiert. Mit seinen zahllosen Tattoos, den Rücken ziert beispielsweise ein überdimensionaler Kopf eines Löwen. Mit seinen teilweise provokanten Interviews. Oder mit einem Instagram-Posting, in dem er sich mit Benjamin Mendy nach dessen Freispruch im Vergewaltigungsprozess solidarisierte.
Nach dem letzten Testspiel vor der EM beim 4:0-Sieg über Island (10. Juni 2024) wurde der Stürmer vom heimischen TV-Sender NOS auf die Debatte um sein Stirnband angesprochen. Daraufhin versuchte der 30-Jährige sämtliche Diskussionen im Keim zu ersticken: „Ich verstehe nicht, warum es jetzt plötzlich wichtig ist. Wen interessiert das?“ Passend dazu ist der Spruch, der beim 2:1 der Niederländer im EM-Spiel gegen die Polen hinten auf dem weißen Frottee-Stirnband stand: „Who cares?“ (Deutsch: Wen interessiert das?) – Depay kann das Sticheln einfach nicht lassen.
Der Angreifer versteht die Diskussionen um seine Person mal wieder nicht. Man solle das Stirnband einfach „als neuen Look“ begreifen, sagte er. Zudem ergänzte er: „Es hält den Schweiß von meinem Kopf fern und ist daher auch funktionell. Und meine Freundin sagt, dass sie es hübsch findet, was für mich ebenfalls nicht ganz unwichtig ist.“
Verteidiger des Stürmers merken zudem an, dass in anderen Sportarten wie Tennis, Basketball oder Biathlon viele Profis Stirnbänder tragen. Was sie dabei übersehen: In diesen Sportarten sind Kopfbälle nicht gefragt. Im Fußball schon. Auch deshalb ist die Debatte um Depay in unserem Nachbarland entbrannt.
Niederländische EM-Fans kommen mit Depays Stirnband ins Stadion
Doch die negativen Reaktionen sind das eine, Depays Stirnband hat – nicht ungewöhnlich für unsere heutige Zeit – natürlich auch einen Hype ausgelöst. Das kleine Stückchen Stoff wird bei den Niederländern zum Verkaufsschlager – im Hamburger Volksparkstadion waren zahlreiche „Elftal“-Fans mit dem Accessoire auf der Tribüne zu sehen.
Depay, der Provokateur, wird also gleichzeitig zum modischen Trendsetter. Das ist schon einmal klar. Unklar ist bislang Depays sportliche Zukunft nach dem Turnier in Deutschland. Sein Vertrag in der spanischen Hauptstadt läuft zum 30. Juni 2024 aus – einen neuen Klub hat der Angreifer mit Stirnband noch nicht präsentiert. Bei der Vereinssuche helfen vielleicht Schlagzeilen. Und wenn sie sich nur um ein Stirnband drehen.