In Deutschland blieb die Szene nur eine Randnotiz, in Spanien sorgte eine Einblendung kurz nach dem Siegtreffer im EM-Viertelfinale für Aufsehen. Selbst der vermeintliche Übeltäter reagierte aufgewühlt.
Sperre für Jubel-Spanier?Fassungslosigkeit nach Info in TV-Übertragung: Uefa reagierte noch am Abend
von Béla Csányi (bc)
Als Spanien der deutschen Auswahl im dramatischen EM-Viertelfinale am Freitag (5. Juli 2024) mit dem 2:1 in der letzten Minute der Verlängerung den Todesstoß versetzte, ging es nicht nur in der Stuttgarter EM-Arena drunter und drüber.
Fassungslosigkeit in der deutschen Kurve, gelöste Partystimmung im recht kleinen spanischen Fan-Bereich, vor dem sich auch die Auswahl des dreimaligen Europameisters zum Jubel-Knäuel versammelt hatte. Dazwischen viele DFB-Stars zwischen Resignation und der Hoffnung auf einen doch noch allerletzten Lucky Punch zum Ausgleich. Bei derart vielen Eindrücken kam auch die TV-Regie der Uefa kurz durcheinander.
Zweimal Gelb für Spanien-Jubel – aber Uefa guckt ganz genau hin
Über zwei Minuten (!) war das Spiel zwischen dem Einschlag im Netz von Manuel Neuer (38) und dem letzten deutschen Anstoß bei der Heim-Europameisterschaft unterbrochen. Nach mehreren Wiederholungen des Kopfball-Treffers von Mikel Merino (28) waren in der Live-Übertragung vor allem Fan-Impressionen gezeigt worden.
Das Geschehen auf dem Rasen blieb zunächst lange verborgen. Und als das Spiel in der Nachspielzeit der Verlängerung wieder lief, folgten zwei Einblendungen, die für Rätselraten sorgten: Spanien-Kapitän Álvaro Morata (31) und Mittelfeld-Stratege Fabián Ruiz (28) waren laut Uefa-Grafik abseits der TV-Bilder noch mit einer Gelben Karte bedacht worden.
Im Falle des nach 80 Minuten ausgewechselten Stürmers von Átletico Madrid bedeutete das wegen der zweiten Verwarnung im Turnier eine dramatische Nachricht für alle Spanien-Fans: „Misses next Match“ stand in der Bauchbinde unmissverständlich: Für das nächste Spiel gesperrt!
Als Ersatzspieler mit Jubel-Gelb zum Halbfinal-Aus? Während die Einblendung bei den gefrusteten deutschen Fans zu einer teilweise nicht einmal vernommenen Randnotiz verkam, war die Neugier in Spanien groß: Was genau hatte sich Morata zu schulden kommen lassen?
Offenbar nichts, wie er selbst in der Mixed-Zone nach Abpfiff verriet: „Das ist unmöglich“, sagte er immer wieder aufgewühlt, als ihm von Reportern auf deren Handy die Übersicht der Gelben Karten gezeigt worden war: „Wenn sie mir Gelb gezeigt haben, hätten sie auch allen deutschen Spielern Gelb zeigen müssen, sie haben dasselbe getan.“
Und tatsächlich: Im Eifer des Gefechts und nach den vielen zuvor im Spiel verteilten Gelben Karten hatte die TV-Regie offenbar mit etwas nervösen Fingern an den Karten-Knöpfen hantiert.
Im offiziellen Uefa-Bericht, der am Abend des Spiels veröffentlicht wurde, taucht die Morata-Verwarnung schon nicht mehr auf. Auch aus dem Live-Reporting war die Karte später plötzlich verschwunden. Die im TV angezeigte Morata-Sperre für den Kracher gegen Vize-Weltmeister Frankreich ist damit vom Tisch.