Spielsucht ist ein großes gesellschaftliches Problem - auch in Großbritannien. Die Regierung reagiert nun und möchte Sportwetten-Anbieter aus dem Fußball verbannen.
Revolution in EnglandRegierung will bestimmte Trikot-Werbung verbieten
London. Werbung auf Fußballtrikots? Daran hat sich jeder Zuschauer mittlerweile gewöhnt. Zumeist prangt ein Firmenlogo auf der Brust, unterhalb des Vereins- und Ausrüsterwappens. In Österreich auch gerne auf dem Gesäß. In England bahnt sich nun aber etwas Revolutionäres an.
Wie die britische Boulevardzeitung „Daily Mail“ berichtet, möchte die britische Regierung das Sponsoring im Fußball stärker regulieren und in diesem Zuge auch die Trikotgestaltung einiger Klubs über den Haufen werfen. Revolution von oben quasi.
Betroffen von den Maßnahmen wären hauptsächlich die Vereine, die mit einem Wettanbieter auf der Brust werben. Mit dem Blick auf die Gefahren, die von Spielsucht ausgehen, möchte die britische Regierung das Bewerben von Glücksspiel im Fußball künftig aber auch auf ganzer Linie verbieten. Das heißt, die Anbieter aus der Glücksspielbranche sollen nicht nur von den Trikots der Mannschaften verschwinden, sondern auch aus Fernsehwerbungen verbannt werden. Im Winter dieses Jahres soll ein entsprechendes Grundsatzpapier veröffentlicht werden.
Diese Klubs wären von einem Verbot betroffen
In der Premiere League, der höchsten englischen Spielklasse, wären neun Klubs von einem möglichen Verbot direkt betroffen: Crystal Palace, Newcastle United, West Ham United, Leeds United, FC Southhampton, FC Brentford, FC Burnley, FC Watford und die Wolverhampton Wanderers. In der zweithöchsten Spielklasse des englischen Vereinsfußballs, der Championship, wären folgende Klubs betroffen: Derby County, Birmingham City, Bristol City, Coventry City, Stoke City und der FC Middlesbrough.
Das Verbot entsprechender Trikot-Aufdrucke würde einen Millionenverlust für die jeweiligen Vereine zur Folge haben. Ein gänzliches Verbot von Glücksspiel-Werbung im Fußball-Kontext würde den englischen Fußball noch mehr Geld kosten.
Wettanbieter auf dem Trikot: Der Fall Werder Bremen
In Deutschland gab es einen ähnlichen Fall: Der SV Werder Bremen wollte in der Saison den Sponsor „bwin“ auf seinen Trikots bewerben. Die Landesministerkonferenz hatte zuvor allerdings entschieden, dass Sportwetten-Anbieter keinen Platz auf Fußballtrikots haben dürfen. Es entwickelte sich ein Rechtsstreit, den der SV Werder letztlich gegen das Bremer Stadtamt verlor. Die Kooperation zwischen dem SVW und bwin wurde im Mai 2007 vorzeitig beendet.
Über einen langen Zeitraum waren in der Bundesliga auch Hersteller von alkoholischen Getränken beliebte Trikotsponsoren. So lief Schalke 04 mit dem Schriftzug Veltins auf, Borussia Mönchengladbach warb mit Dieblels und Jever, Eintracht Frankfurt zeigte sich mit Krombacher, der FC St. Pauli präsentierte sogar hochprozentiges (Jack Daniel’s) auf der Brust und die Eintracht aus Braunschweig warb für Jägermeister - und änderte für diese Kooperation sogar das eigene Vereinswappen. Heute heißt es in den DFL-Statuten: „Die Werbung darf nicht gegen die allgemein im Sport gültigen Grundsätze von Ethik und Moral, die gesetzlichen Bestimmungen oder die guten Sitten verstoßen. Die Werbung für starke Alkoholika (Alkoholgehalt über 15%) oder für Tabakwaren und ihre Hersteller ist unzulässig. Werbung mit politischem, religiösem oder rassistischem Inhalt oder zu Gunsten von Sekten ist ebenfalls untersagt.“