„Ich finde das erbärmlich“Ex-FC-Trainer schimpft über Profis – klare Meinung zu DFB-Comeback von Neuer

Ewald Lienen an der Seitenlinie beim Abschiedsspiel von Jan-Philipp KallaMillerntorstadion.

Ewald Lienen holt zum Rundumschlag gegen den modernen Fußball aus. Dem 70-Jährigen passen einige Entwicklungen überhaupt nicht. (Foto: 25. März 2023)

Ewald Linien übt heftige Kritik an der Uefa und dem Verhalten einiger Spieler. Als ter-Stegen-Ersatz würde Lienen nicht auf Neuer, sondern auf einen anderen Kandidaten setzten.

von Faris Knödgen

Ewald Lienen (70) stand in seiner Trainerkarriere unter anderem beim 1. FC Köln, bei Borussia Mönchengladbach und dem MSV Duisburg an der Seitenlinie. Seit einigen Jahren hat sich der gebürtige Liemker aus dem Tagesgeschäft des Fußballs zurückgezogen.

Trotzdem hat er die Geschehnisse des modernen Fußballs weiterhin fest im Blick. In einem Interview mit „ran.de“ übt Lienen scharfe Kritik an dem Werteverlust im Profifußball.

Ewald Lienen: „Das stößt mich ab“

Dem ehemaligen Profi und späteren Coach geht vor allem die Theatralik der Profis auf die Nerven. „Ich würde auch gerne an die Spitzenspieler appellieren, sich nicht immer fallen zu lassen, als wäre man von Pfeil und Bogen getroffen worden. Ich finde das erbärmlich, das stößt mich ab. Ich würde mir von allen ein bisschen mehr Werte wünschen, dann hätten wir wieder ein Produkt, was uns Spaß macht“, sagte Lienen.

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Auch an der Uefa lässt der 70-Jährige kein gutes Haar. Dass nun ein Bericht öffentlich wurde, in dem die Schiedsrichter-Kommission sich zum nicht gegebenen Handelfmeter für Deutschland im Viertelfinale der Europameisterschaft gegen Spanien äußerte, findet Lienen befremdlich: „Das ist genauso, wie als Jogi Löw bei der WM in Russland früh ausgeschieden ist und drei Monate später eine Pressekonferenz gemacht hat.“

Für Lienen ergebe die Kommunikation „keinen Sinn, warum soll ich drei Monate später etwas dazu sagen? Das ist überflüssig, das hätte es nicht bedurft. Das hat ja jeder gesehen.“

Sein Fazit: „Der Weg, den unsere Spitzenverbände im Moment gehen, ist dazu angetan, den Spitzenfußball irgendwann mal auch zu beschädigen. Es sind auch Fehler, die entstehen, weil man den Schiedsrichtern Aufgaben gibt, die abenteuerlich sind“, so Lienen.

Zur nach der schweren Verletzung von Marc-Andre ter Stegen wieder neu aufgeworfenen Torhüterfrage beim DFB hat Lienen eine klare Meinung. Ein Comeback von Manuel Neuer in der Nationalmannschaft ist für Lienen nicht der richtige Schritt: „Das würde ja die ganze Entwicklung konterkarieren. Klar, Manuel ist noch immer ein Weltklasse-Torwart. Aber wir haben eine ganze Reihe von absoluten Top-Torhütern entwickelt in den letzten Jahren. Trapp war zwischendurch für mich überragend. Leno hat eine starke Rolle gespielt.“

Doch für Lienen kann sich Alexander Nübel die besten Chancen als Vertreter von ter Stegen ausrechnen: „Er kommt jetzt endlich zum Spielen. Für mich hat er im Moment die Nase vorn. Ich denke, dass wir gute Torhüter haben – wenn ich es jetzt wäre, würde ich auf Alex Nübel setzen.“

Ein Blick von Lienen richtet sich derzeit auch Richtung 2. Bundesliga, in der sein Ex-Verein 1. FC Köln im Aufstiegskampf ein Wörtchen mitreden möchte. „Ich hoffe sehr, dass sie wieder aufsteigen, auch für die Stadt und vor allem für die Fans. Das ist schon etwas ganz Besonderes. Natürlich sind Anspruch und Wirklichkeit nicht immer kongruent. Und sie haben einen riesigen Nachteil mit dieser Transfersperre“, so Lienen.