Esther Sedlaczek wird bei der Heim-EM für die ARD aus den Stadien moderieren. In der Rolle erlebte sie auch das WM-Fiasko 2022 in Katar. Im EXPRESS.de-Gespräch äußert sie sich auch zu ihrem Kollegen Bastian Schweinsteiger.
Esther SedlaczekARD-Moderatorin verteidigt Experten-Kollegen: „Musste neue Rolle erst lernen“
Bei der aus deutscher Sicht enttäuschenden Weltmeisterschaft 2022 in Katar setzte sie die journalistischen Glanzpunkte. Esther Sedlaczek (38) erhielt viel Lob für ihre hartnäckigen und kritischen Interviews mit Hansi Flick (59) und Oliver Bierhoff (56).
Bei der Heim-EM wird die Moderatorin wieder für die ARD die Spiele begleiten – im Wechsel mit ihrem Kollegen Alexander Bommes (48) und an der Seite von Weltmeister Bastian Schweinsteiger (39). Bereits im vergangenen Dezember durfte sie bei der Auslosung der Gruppen in der Elbphilharmonie in Hamburg vor einem Millionen-Publikum glänzen.
Esther Sedlaczek: Die WM 2006 erlebte sie noch auf der Fanmeile
Im EXPRESS.de-Interview blickt Sedlaczek auf frühere Turniere zurück und spricht über ihre Pläne für das EM-Turnier im Sommer. 17 Spiele laufen im Ersten – darunter das Finale, zwei deutsche Partien in der Vorrunde sowie ein mögliches Viertelfinale mit deutscher Beteiligung.
Sie haben nach dem Abitur ein Jahr in Sri Lanka verbracht und kamen 2006 pünktlich zur Heim-WM zurück. Welche Erinnerungen haben Sie noch an das Sommermärchen?
Esther Sedlaczek: Als ich aus Sri Lanka zurückgekommen bin, habe ich meine erste eigene Wohnung in Berlin-Mitte bezogen. Das war cool und sehr aufregend: erste eigene Wohnung, WM im eigenen Land. Ich war zweimal im Stadion, war etliche Male beim Public Viewing. Das war eine tolle Erfahrung.
Wird es in diesem Sommer ähnliche Bilder geben?
Esther Sedlaczek: Die beiden letzten Länderspiele haben mir ein gutes Gefühl gegeben und haben noch einmal sehr viel Euphorie ausgelöst. Ich hoffe auf eine begeisternde Zeit.
Sie werden die Spiele hautnah erleben, denn im Gegensatz zum ZDF moderieren Sie direkt aus dem Stadion.
Esther Sedlaczek: Das ist so schön, ich habe mich über diese Entscheidung so gefreut. Ich habe zehn Jahre bei Sky gearbeitet und denke manchmal schon etwas wehmütig zurück. Ich liebe meinen Job bei der ARD. Die Sportschau moderieren zu dürfen, ist immer noch etwas ganz Besonderes für mich. Aber häufiger am Spielfeldrand zu stehen, das vermisse ich. Gerade in den heißen Wochen von Bundesliga und Champions League denke ich daran, wie ich früher mitten im Geschehen war. Daher ist es so toll, dass wir bei der EM ganz nah dran sein werden. Als Moderatorin lasse ich mich von der Stimmung mittragen. Und es fällt einem natürlich leichter, diese zu transportieren, wenn man sie hautnah erlebt.
Wie haben Sie eigentlich das Lob für Ihre Arbeit bei der WM in Katar empfunden?
Esther Sedlaczek: Ich kann so etwas immer gut einordnen. Kritik lässt mich nicht am Boden zerstört zurück. Auf der anderen Seite laufe ich nach Lob nicht auf Wolken. Aber natürlich werde ich lieber gelobt. Das Feedback hat mich selbstverständlich gefreut. Ich bin schon etwas nervös in diese WM gegangen, weil es mein erstes Turnier auf dieser großen Bühne war. Da hatte ich schon gehofft, dass alles halbwegs ordentlich funktioniert. Dass es so gut läuft und ich mit solch einem guten Gefühl nach Hause fliegen konnte, trotz des sportlichen Misserfolgs der deutschen Mannschaft, hat bei mir für Erleichterung und Freude gleichzeitig gesorgt. Das Allerschönste war, dass wir innerhalb des Teams trotz der ganzen Umstände – Katar, Vorrunden-Aus, Kapitänsbinden-Debatte – Spaß hatten.
Bastian Schweinsteiger wirkte vor vier Jahren beim Beginn seiner Expertenarbeit noch hölzern und zurückhaltend. Wie haben Sie ihn gelöst?
Esther Sedlaczek: Ich finde, dass man jedem die Zeit zugestehen sollte, sich in die neue Aufgabe reinzufinden. Dass das nicht auf Anhieb perfekt funktioniert, ist doch normal. Auch andere Experten mussten die Umstellung von der Profi-Karriere in die neue Rolle erst lernen. Das ist anfangs schwierig, wenn man noch nah dran ist, als Experte dann aber auch Kritik an Spielern üben muss, mit denen man noch vor einem Jahr gespielt hat. Das ist ein Prozess, der Zeit in Anspruch nimmt und den er gut gemeistert hat. Basti ist in der Rolle immer besser angekommen und hat auch immer mehr Spaß an dem Job, was ihm Sicherheit gibt, am Mikrofon einfach er selbst zu sein.
Sie löschen während der EM ihre Social-Media-Apps auf dem Handy. Haben Sie doch zu viel Bedenken wegen der Flut an Hass-Nachrichten im Netz?
Esther Sedlaczek: Ich bin keine Influencerin oder Social-Media-Expertin. Manchmal schieße ich ein Foto und überlege dann lange, was ich dazu schreiben soll. Das raubt mir Zeit und Energie, die ich bei so einem Turnier einfach nicht habe. Deshalb überlasse ich es einer Freundin, meinen Account zu pflegen. Hinzu kommt natürlich die Gefahr, auch schon mal negative Kommentare zu lesen. Selbst wenn ich grundsätzlich mit Kritik umgehen kann, macht es was in dem Moment mit mir. Das möchte ich nicht.
Sie haben eine fünfjährige Tochter und einen zweieinhalbjährigen Sohn. Können Sie die bei der EM auch mal mitnehmen?
Esther Sedlaczek: Ich habe leider keine Tickets für meine Kinder und meinen Mann bekommen, da geht’s mir nicht anders als vielen Fans. Die Kinder müssen erst mal vor dem Fernseher die Daumen drücken und jubeln. Das Schöne ist aber, dass sich bei einem Heim-Turnier alles leichter organisieren lässt. Da bin ich mal einen Tag von zu Hause weg und nicht einen ganzen Monat wie in Katar. Aus familiärer Sicht ist solch ein Turnier vor der Haustür ein Schlaraffenland (lacht).