Wegen der NS-Vergangenheit des Texters verzichtet der FC St. Pauli seit dem Heimspiel gegen Freiburg auf seine Stadionhymne „Herz von St. Pauli“. Die Kontroverse darüber setzt sich im Stadion fort.
Erstes Mal seit 20 Jahren nicht gespieltFan-Zoff um Stadionhymne: Pfiffe für St.-Pauli-Präsident

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Die Heimkurve des FC St. Pauli am 15. Februar 2025. Unter den Anhängern des Kiezklubs gibt es eine Kontroverse bezüglich der Stadionhymne.
Im Abstiegskampf der Bundesliga steht der FC St. Pauli derzeit recht komfortabel da. Zoff gibt es am Kiez aktuell dennoch, allerdings geht es nicht ums Sportliche.
Denn zum ersten Mal seit 20 Jahren ist vor einem Heimspiel der Hamburger nicht mehr die Stadionhymne „Herz von St. Pauli“ gespielt worden.
Liedtexter mit NS-Vergangenheit
Diese Entscheidung des Clubs hat vor der Partie gegen den SC Freiburg für emotionale Reaktionen am Millerntor gesorgt. Ein Teil der Fans pfiff den St.-Pauli-Präsidenten Oke Göttlich (49) aus. Ein anderer Teil applaudierte.
„Wir hängen alle an dem Lied, ich auch. Aber eine Hymne in einem Stadion funktioniert nicht, wenn 20, 30, 40 Prozent dagegen sind. Wir müssen das in einer Debatte ausdiskutieren, die jetzt erst angefangen hat“, sagte St. Paulis Sicherheits-Chef Sven Brux (59) über die Stadionmikrofone.
Hintergrund der Kontroverse ist die NS-Vergangenheit des Texters Josef Ollig, die die Mitarbeitenden des FC-St.-Pauli-Museums zuvor selbst recherchiert hatten. Fans des Clubs sind nun unterschiedlicher Meinung, ob man das Lied im Stadion weiter abspielen oder dieses Ritual beendet solle.
Die Vereinsspitze entschied sich am Freitag zumindest vorerst für Letzteres und will die Diskussion mit den Fans nach der Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Diskussion fortsetzen.
„Debatten in diesem Verein sind das, was diesen Verein groß gemacht hat“, sagte Präsident Göttlich ebenfalls vor dem Freiburg-Spiel über die Stadionmikrofone.
Der FC St. Pauli steht traditionell mehr als jeder andere deutsche Profifußball-Club für ein Engagement gegen Rassismus und Rechtsradikalismus.
Die Hamburger hatten 1998 schon ihr Stadion umbenannt, nachdem die NS-Vergangenheit des bisherigen Namensgebers Wilhelm Koch öffentlich geworden war. (dpa/nis)