Thomas Tuchel hat am Rande der Münchner Sportmesse Ispo Einblicke in sein Privatleben gegeben. Dabei sprach der Bayern-Coach unter anderem über seine Familie, seine Scheidung und seinen Job als Trainer.
Bayern-Trainer ganz privatTuchel über seine Scheidung, Familie und Kritik: „Bis dahin war es normal und schön“
Bayern-Trainer Thomas Tuchel (50) zeigte sich am Donnerstagabend (30. November 2023) bei der Münchner Sportmesse Ispo mal von einer ganz anderen Seite. Dabei plauderte der 50-Jährige unter anderem über sein Leben neben dem Fußballplatz.
Mit seiner Familie habe Tuchel viel in seiner Karriere erlebt. Die „Bild“ zitiert den Fußball-Coach: „Wir mussten immer ein neues Zuhause aufbauen und haben das jedes Mal gemacht. Wir sind immer mit der ganzen Familie gereist. Jetzt hat sich meine persönliche familiäre Situation leider ein bisschen geändert durch meine Scheidung.“
Thomas Tuchel: „Ihr wisst nicht, womit wir in Paris zu tun hatten“
Weiter betont er: „Bis dahin war es normal und sehr schön, dass wir immer als Familie unterwegs waren, was für meine Frau und meine Töchter nicht immer so einfach war. Sie mussten ihre Freunde, ihre Schulen verlassen und wieder von vorne anfangen. Es gibt immer zwei Seiten. Aber wir hatten immer ein Zuhause, wo ich mich sicher und ruhig gefühlt habe. Völlig privat. Ich habe mehr und mehr gemerkt, dass ich bestimmte Plätze brauche in einer Wohnung oder einem Haus. Wo ich ein Buch lesen kann, einen Kaffee trinken.“
Vor seiner Zeit beim FC Bayern war Tuchel unter anderem beim FC Chelsea und Paris Saint-Germain unter Vertrag. Dabei erlebte der gebürtige Schwabe deutliche Kultur-Unterschiede: „Ich hatte ein sehr deutsches Mindset, wo wir viel über gewisse Regeln kommen. Ein bestimmtes Benehmen, das immer gegeben sein sollte. Aber es gibt verschiedene Arten, ein Team aufzubauen. In Paris zum Beispiel sind die Regeln ganz andere als hier in Deutschland. Das hilft mir, meine Spieler besser zu verstehen.“
Beim deutschen Rekordmeister laufe es demnach wie folgt: „Wenn ich hier bei Bayern höre, dass ein gewisses Verhalten eines bestimmten Spielers inakzeptabel ist, bringt mich das zum Lachen, weil ich denke: Ihr wisst nicht, womit wir in Paris zu tun hatten! Es macht mich ruhiger. Ich verstehe besser, warum sich Spieler verhalten, wie sie sich verhalten, gebe ihnen mehr Raum, als ich es früher vielleicht gemacht hätte, wenn ich meine ganze Karriere nur in Deutschland gewesen wäre.“
In der Vergangenheit war Tuchel zudem oft von Experten wie Lothar Matthäus (62) und Didi Hamann (50) kritisiert worden. Der 50-Jährige ließ das oftmals nicht auf sich sitzen und konterte die Vorwürfe in der Öffentlichkeit.
Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:
„Es ist nicht so schön, kritisiert zu werden, da bin ich wie jeder andere auch. Aber ich habe mich selbst trainiert, vom Internet wegzubleiben, nicht über mich selbst zu lesen. Das ist hart. Wenn du eine Siegesserie hast und auch gute Sachen über dich erwarten kannst – aber auch dann macht es etwas mit dir. Und die Kritik eben auch.
Keiner kann damit wirklich gut umgehen, auch die Spieler nicht. Der Kopf wird getriggert. Bei 100 guten Kommentaren sehen wir eher die zwei schlechten. Es ist sehr hart, sich auf die guten zu fokussieren, die schlechten zwei bleiben“, so Tuchel.
Tuchel: „Es gibt ein Level, wo es nicht mehr gesund ist“
Weiter erklärt er: „Ich denke mir auch: Warum soll ich eine externe Meinung über mein Team lesen? Ich kenne es selbst und bin sehr selbstkritisch mit mir. Natürlich kriege ich Dinge mit, Leute schicken mir Kommentare oder Schlagzeilen per WhatsApp, sind wütend, meine Eltern machen sich Sorgen. Sie fragen mich danach und es macht direkt etwas mit mir. Und wir müssen trainieren und meditieren. Laufen, was auch immer, um es wieder aus dem System zu bekommen. Es gibt ein Level, wo es nicht mehr gesund ist und meine mentale Gesundheit beeinflusst und das will ich nicht. Aber das ist leichter gesagt als getan.“
In seiner jahrelangen Laufbahn als Trainer haben sich einige Dinge außerdem deutlich verändert: „Das ist die größte Herausforderung, weil sich die Gegebenheiten im Fußball sehr verändert haben. Wenn ich jetzt kleine Jungs mit Fußballtrikots sehe, mit Namen drauf, dann habe ich das Gefühl, dass die jüngere Generation mehr und mehr Fans der Spieler ist und nicht mehr des Klubs. In meiner Zeit haben wir einen Verein unterstützt. Wenn ein Spieler den Klub verlassen hat, waren wir sehr sauer auf den Spieler, enttäuscht. Ich habe zu Hause geweint. Aber ich habe nicht den Klub getauscht, ich habe den Spieler halt nicht mehr gemocht. Jetzt habe ich das Gefühl, dass die Fans eher den Spielern als den Klubs folgen. Und das verändert auch das Mindset der Spieler.“
Tuchel habe Top-Stars wie Kylian Mbappé (24) trainiert, die „ein großes Ego haben, was sie vorantreibt. Du brauchst eine gute Connection, sonst kannst du sie nicht von deinen Ideen überzeugen“. Er habe als Trainer jedoch immer viel von ihnen gelernt.