„Kannst du nicht einfach übergehen“Experten-Zoff wegen Tuchel – jammert der Bayern-Trainer zu viel?

Thomas Tuchel verfolgt das Spiel in Saarbrücken mit skeptischer Miene.

Thomas Tuchel sah am 1. November 2023 eine peinliche Niederlage seiner Bayern in Saarbrücken.

Ein peinliches Aus im Pokal und Zweifel am Kader: Thomas Tuchel steckt mit Bayern München in einer schwierigen Situation. Die Kritik wächst.

von Antje Rehse (are)

Nach dem peinlichen Pokal-Aus in Saarbrücken wächst der Druck auf Thomas Tuchel (50). Schon Anfang November 2023 ist der erste Titel futsch, wie es der Trainer von Bayern München selbst ausdrückte.

Wie viel Schuld trägt Tuchel selbst an der Niederlage in Saarbrücken? Darüber sind sich die Experten uneinig.

Effenberg widerspricht Hamann: „Zeichen waren nicht verkehrt“

„Die Entwicklung, seitdem der Trainer hier ist, ist nicht gut“, sagte Dietmar Hamann (50), mittlerweile so etwas wie der selbsternannte Tuchel-Chefkritiker, bei Sky. Hamann hält vor allem Tuchels ständige Kritik an Größe und Qualität des Bayern-Kaders für kontraproduktiv. „Du gibst den Spielern ein Alibi“, so der ehemalige Nationalspieler. Schon im Oktober hatte Hamann gesagt: „Diese ewige Jammerei, ich kann das wirklich nicht mehr hören.“

Alles zum Thema Thomas Tuchel

Das sieht ein anderer ehemaliger Bayern-Star allerdings ganz anders. Die Verletzung von Innenverteidiger Matthijs de Ligt (24), der erneut mehrere Wochen fehlen wird, sei eine Bestätigung für Tuchels Mahnungen, meint Stefan Effenberg (55). „Gerade mit Blick auf die ohnehin angespannte Personallage und das Programm der nächsten Wochen ist das ein schwerer Rückschlag“, schrieb Effenberg in seiner Kolumne bei t-online.

Für Effenberg ist klar: „Die entsprechenden Zeichen von Tuchel, der sich ja weitere Verstärkungen gewünscht hätte, waren also nicht verkehrt. Das kannst du dann auch nicht mehr einfach übergehen und sagen, der Trainer muss halt kreativ sein. Jetzt sind sie nämlich in genau dieser Situation, vor der Tuchel gewarnt hat. Das sollte ihnen die Augen öffnen.“

Damit bezog sich Effenberg auf eine Aussage von Bayern-Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen (56), der angesichts einiger geplatzter Transfers im Sommer betont hatte: „Er muss jetzt etwas kreativer sein. Das ist sein Job.“

Hoeneß' Transferversprechen mit Einschränkung

Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß (71) hatte zuletzt zwar angekündigt, Tuchel im Winter den ein oder anderen Transferwunsch zu erfüllen. Dabei hatte er allerdings eingeschränkt: „Wenn gute Argumente dafür auf uns zukommen, sind wir grundsätzlich nicht dagegen. Vor allem, wenn wir weiterhin in drei Wettbewerben stehen, muss man analysieren, was benötigt wird.“ Nun tanzen die Bayern nur noch auf zwei Hochzeiten ...

„Jeder ist doch schon mal mit 1,07 Promille gefahren“

Die besten Sprüche von Stefan Effenberg

1/21

Effenberg kritisierte nach der peinlichen 1:2-Pleite beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken zwar Tuchels Aufstellung, nahm aber auch die Spieler in die Pflicht. „Ich bin immer ein Freund davon, von Anfang an die beste Elf aufzustellen und dann je nach Spielverlauf auszuwechseln“, sagte Effenberg. Tuchel hatte in Saarbrücken unter anderem Topstürmer Harry Kane (30) geschont.

„Nur mit dem Finger auf den Trainer zu zeigen, wäre aber zu einfach. Die Mannschaft muss in der Lage sein, weiterzukommen, deshalb sind da vor allem auch die Spieler in der Verantwortung“, so Effenberg.

Das Titeltrennen sieht Effenberg vor dem Topspiel der Bayern bei Borussia Dortmund (Samstag, 4. November, 18.30 Uhr) spannend wie selten. „Ich kann mir vorstellen, dass die Konkurrenten in dieser Saison nicht lockerlassen werden und es extrem schwierig für Bayern wird, da immer zu kontern und in der Tabelle von oben zu grüßen“, meint er. Hamann glaubt indes nicht an eine langfristige Weiterentwicklung unter Tuchel: „Ich habe große Bedenken, ob das in dieser Konstellation funktioniert.“ (mit dpa)