Thomas Müller spielt immer. Ein bekannter Satz, der derzeit aber beim FC Bayern München so gar nicht mehr stimmt. Auch in Bremen sitzt er nur auf der Ersatzbank.
Wieder nur BankwärmerDroht Bayern-Star unter Tuchel das Aus? – „Es hat einen Beigeschmack“
Es war Louis van Gaal (71), der beim FC Bayern mit einem Satz eine Dekade prägte. „Thomas Müller spielt immer“, sagte der Niederländer, der zwischen 2009 und 2011 die Bayern trainierte und nebenbei damals Müller bei den Amateuren entdeckte und ihn sofort zum Stammspieler beförderte.
Auch unter van Gaals Nachfolger auf der bayerischen Trainerbank blieb der Satz von van Gaal Gesetz. Und wenn nicht, ging der Trainer. Weil Müller ja immer spielt. Doch der aktuelle Trainer Thomas Tuchel (49) hält sich nicht an das Gesetz um Thomas Müller (33).
Sky: Wasserziehr will Tuchel mit Müller-Frage provozieren
Müller spielt immer? Von wegen! Grund genug für Sky-Reporter Patrick Wasserziehr (57), Tuchel vor dem Anpfiff beim Spiel bei Werder Bremen (2:1) eine Frage zu diesem Thema zu stellen. Und die hatte es in sich.
Wasserziehr wollte von Tuchel wissen, ob er der Trainer sei, der Müllers Ende bei den Bayern einleite. Tuchel lächelte die Frage weg, antwortete, dass er der Bayern-Trainer sei, der mit Müller heute in Bremen gewinnen wolle. Zur Pause sah es allerdings noch nicht unbedingt nach einem Sieg aus. Beim Stand von 0:0 ging es für beide Teams in die Kabine.
Bayern-Trainer Tuchel hatte sich in einer „hauchdünnen“ Entscheidung am Samstag gegen Müller in der Startelf in Bremen entschieden. „Das wird es immer geben bei Bayern München“, sagte Tuchel kurz vor dem Anpfiff bei Sky. „Ich habe Entscheidungen zu treffen, ich bin ein großer Fan von Thomas.“ Er wisse „schon, was ich an ihm habe“, ergänzte Tuchel. „Es ist alles gut.“
Der Niederländer Ryan Gravenberch (20) ersetzte beim Gastspiel von Bayern München bei Werder Bremen wie erwartet den gesperrten Nationalspieler Goretzka.
Ansonsten nahm Bayern-Trainer Thomas Tuchel am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) im Vergleich zum mühsamen 2:0 gegen Hertha BSC vor einer Woche keine Veränderungen vor. Das heißt: Für Thomas Müller und Leroy Sané (27) blieb zunächst nur ein Platz auf der Bank. Stattdessen gab Tuchel erneut Sadio Mané (31) in der Offensive eine Chance.
Der 33 Jahre alte Nationalspieler Müller zählt bei Tuchel nicht zum in jedem Fall gesetzten Stammpersonal. Unter anderem auch vor einer Woche beim 2:0 gegen Hertha BSC hatte Müller in der Startelf gefehlt. Im Grunde seien alle Spiele „Thomas-Mülller-Spiele“, aber er müsse Entscheidungen treffen, sagte Tuchel.
Doch das Thema beschäftigt die Bayern. Und alle Journalistinnen und Journalisten, die sich intensiv um den Rekordmeister kümmern. Schließlich fehlten bei den Bayern in Dayot Upamecano (24), Lucas Hernandez (27), Alphonso Davies (22), Josip Stanisic (23), Leon Goretzka (28) und Eric Maxim Choupo-Moting (34) gleich sechs Profis verletzt oder gesperrt.
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Für Sky-Experte Lothar Matthäus (62) war die Aufstellung DAS Thema des Tages: „Großes Ausrufezeichen des Tages. Müller spielt nicht gegen Manchester, weil er zu langsam ist, weil‘s kein Müller-Spiel ist. Letzte Woche gegen Hertha, weil es irgendwie nicht passt. Jetzt spielt er heute wieder nicht, gegen eine Mannschaft, die gesichert im Mittelfeld ist. Wo darf Müller dann überhaupt noch spielen?“
Matthäus erwartet schon bald den großen Knall: „Ich glaube, Thomas will spielen zum Ende seiner Karriere die nächsten zwei, drei Jahre. Mit der Situation kann er nicht zufrieden sein. Es hat einen Beigeschmack, der mit Sicherheit nicht gut ist. Organisation, Erfahrung, Leidenschaft, alles, was Tuchel so an der Mannschaft kritisiert hat, bringt Thomas Müller mit und deswegen verwundert es mich, dass er wieder mal nicht von Anfang dabei sein wird.“
Gegen Werder Bremen ging es für den FC Bayern ohne Müller in der Startelf noch einmal gut. 2:1 gewannen die Münchner am Ende nach Treffern von Serge Gnabry (62.) und Leroy Sané (71.) bei den Norddeutschen – Müller und Sané wurden von Tuchel in der 64. Minute auf den Rasen geschickt. Bremens Anschlusstreffer durch Niklas Schmidt (87.) kam zu spät für die Gastgeber.
Nach dem Auswärtssieg war Tuchel dann wieder bei Sky zum Interview. Diesmal nicht bei Wasserziehr, sondern bei Sky-Moderator Sebastian Hellmann (55) und dem Experten Lothar Matthäus und der Expertin Julia Simic (33).
„Und ihr Kollege fragt mich, ob ich das Karriereende einleite ...“
Angesprochen auf Müller sprudelte es aus dem Bayern-Trainer nur so raus: „Wir haben in Mainz mit Thomas gespielt, dann haben wir zu Hause ohne Thomas gespielt, weil er sich schon lange mit Rückenschmerzen rumschleppt, dann haben wir einfach der gleichen Mannschaft vertraut und nur Leon ersetzt. Das sind zwei Spiele, die er von der Bank kommt und ihr Kollege fragt mich, ob ich das Karriereende einleite. Der Respekt muss dann auch gewahrt bleiben – ich habe Riesenrespekt vor Thomas Müller – aber auch denjenigen gegenüber, die beginnen und der Entscheidung, die dann getroffen wird. Und es sitzen ja auch andere auf der Bank.“
Doch Tuchel war noch nicht fertig: „Wir müssen uns alle daran gewöhnen, dass es solche Entscheidungen gibt. So, wie Thomas die im Moment hinnimmt, ist es sensationell. Ich weiß, dass er eine besondere Rolle einnimmt und die kriegt er auch von mir. Ich hoffe, dass er sie auch spürt. Die kriegt er von mir im Umgang und von dem Feedback, das ich mir einhole. Das wird sich nicht immer nur an Spielminuten messen lassen. Das Thema ist nicht ganz so groß, wie es hier gemacht wird.“
Kommt nach der Saison Bewegung in die Personalie Müller? Trennt sich der FC Bayern von seinem Führungsspieler? Kämpft er sich zurück in die erste Elf? Fakt ist: Es gibt derzeit einige Fragezeichen um die Zukunft von Müller beim FC Bayern. Trotz aller Beteuerungen von Tuchel. (can)