Unter Fans wurde Hasan Salihamidzic beim FC Bayern schon lange kritisch gesehen, inmitten der Münchner Krise steht der Sport-Vorstand aber nur bedingt in der Verantwortung. Spielt Uli Hoeneß eine Rolle?
Bei Bayern in der KritikSalihamidzic-Krise sorgt für drängende Hoeneß-Frage
Hasan Salihamidzic (46) war sichtbar geschmeichelt, als er auf sein gestiegenes Ansehen angesprochen wurde. „Ich bin sehr glücklich, dass die Meinung so ist“, sagte der Sportvorstand des FC Bayern mit einem Lächeln. Knapp drei Monate ist dies her.
Inzwischen ist die Lage beim Rekordmeister explosiv – und im Mittelpunkt der Mega-Krise stehen Vorstandschef Oliver Kahn (53) und eben auch Salihamidzic.
Salihamidzic und Kahn beim FC Bayern unter Beobachtung
Zumindest in der Öffentlichkeit und bei den kritischen Fans wird „Brazzo“ die aktuelle „Katastrophe“ (Kahn) weit mehr angelastet als dem Boss. Doch intern scheint der Bosnier nicht so sehr infrage zu stehen wie Kahn. „Beschützt von ganz oben“, titelten Merkur/tz am Dienstag (25. April 2023).
Ganz oben ist in diesem Fall Ehrenpräsident Uli Hoeneß (71). Der Bayern-Patron gilt seit Jahren als Mentor und Fürsprecher von Salihamidzic. Kahn soll Hoeneß dagegen kritisch sehen. Die Frage, die sich unter Fußball-Fans derzeit aufdrängt: Wie viel Macht hat der eigentlich ins zweite Glied gerückte Hoeneß an der Säbener Straße noch?
Der frühere Manager und Präsident gehört dem mächtigen Münchner Aufsichtsrat an, der für die Bestellung der Vorstände zuständig ist, aber eben auch für deren Abberufung. Und zuletzt wurde für diesen Fall sogar über ein Hoeneß-Comeback an vorderster Front spekuliert. Am 22. Mai tagt das Gremium turnusgemäß. Bis dahin, so ist zu hören, sollen personell erst einmal keine Konsequenzen gezogen werden. Danach scheint nichts ausgeschlossen.
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Die Sitzung dürfte für Kahn und Salihamidzic daher zum „Showdown“ werden. Kahn, dessen Vertrag bis Ende 2024 läuft, schließt einen Rücktritt offenbar aus. Auch Salihamidzic, dessen Kontrakt erst im vergangenen Jahr bis 2026 verlängert wurde, wird seinen Posten nicht freiwillig räumen. Selbst, wenn es am Saisonende gar keinen Titel geben sollte – für die hohen Bayern-Ansprüche ein Armutszeugnis.
Hasan Salihamidzic leistete sich schon viele Bayern-Fehlgriffe
Außerdem bietet die Amtszeit des früheren Profis, der seit 2017 in der Verantwortung steht, genügend Angriffsfläche. Zum Beginn wurden Salihamidzic Fehleinkäufe wie Fiete Arp, Michael Cuisance, Marc Roca oder Alvaro Odriozola zur Last gelegt.
Zudem tat er sich im Machtgerangel zwischen Hoeneß und dem damaligen Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge (67) lange Zeit sehr schwer, „meinen Platz zu finden“, wie er selbst einräumte. Auch wenn Salihamidzic zwischenzeitlich für einige Transfers gefeiert wurde, werden nun die wenig durchdachte Kaderplanung, aber auch die Entlassung von Julian Nagelsmann (35) mehr und mehr kritisch gesehen.
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Die Verpflichtung von Thomas Tuchel (49) entpuppt sich bislang als Reinfall. Auch die vielen Probleme und Eskapaden in der Mannschaft bekommt der Sportvorstand scheinbar nicht in den Griff. Es sei deshalb „sehr fraglich, warum Hasan Salihamidzic, Stand jetzt, nicht mindestens genauso hinterfragt wird“, schrieb der „kicker“. In der Tat.
Bislang ging Salihamidzic trotz aller Widerstände unbeirrt seinen Weg. „Gegenwind musst du beim FC Bayern aushalten können“, sagte er zuletzt. Man dürfe „keine Angst davor haben, Entscheidungen zu treffen“.
Salihamidzic, in dessen Amtszeit bisher fünf Meisterschaften, zwei Pokalsiege sowie jeweils ein Champions-League- und ein Weltpokal-Triumph fallen, leiste „hervorragende Arbeit“, lobte Kahn – auch diese Aussage ist erst ein paar Wochen alt. (sid)