Der enttäuschende Abschluss des Transfer-Sommers hat beim FC Bayern Spuren hinterlassen. Thomas Tuchel wirkte im Sky-Interview am Tag nach dem Deadline Day dünnhäutig und äußerte seinen Frust.
„Vergiftete Atmosphäre“ in MünchenTuchel-Alarm bei Bayern: Klub-Boss kontert Wut-Interview
von Béla Csányi (bc)
Frust-Auftritt von Thomas Tuchel (50)! Schon vor dem Topspiel der Bundesliga bei Borussia Mönchengladbach (2:1) ließ sich der Bayern-Trainer am Samstagabend (2. September 2023) seinen Ärger über das Kader-Debakel bei den Münchnern deutlich anmerken.
Im Gespräch mit Sky-Reporter Patrick Wasserziehr (57) äußerte Tuchel zunächst seine Unzufriedenheit über die Bayern-Versäumnisse auf dem Transfermarkt, pampte nach der unüberhörbaren Kritik an den Klub-Bossen dann auch den erfahrenen Reporter an. Und auch nach dem dritten Sieg im dritten Spiel blieb er bei seiner kritischen Haltung.
Thomas Tuchel gerät mit Sky-Reporter aneinander
Der Kader sei „dünner als vorher“, merkte Tuchel am Tag nach Schließung des Wechselfensters an. Den Deadline Day hatten die Bayern beendet wie begossene Pudel: Die kalte Dusche im Poker um den ersehnten Sechser Joao Palhinha (28) und die Rückkehr-Absage von Ex-Leihspieler Joao Cancelo (29) hatten ihre Wirkung nicht verfehlt.
„Ein guter Kader, aber auf manchen Positionen ein bisschen mutig“, urteilte Tuchel, als Wasserziehr nachhakte. Dem Coach war die Unzufriedenheit deutlich anzumerken, nur äußert schmallippig kommentierte er das Geschehen des Vortags. Schließlich kamen weder der gewünschte Sechser noch der angepeilte Ersatz-Rechtsverteidiger.
Als Wasserziehr die besorgten Tuchel-Zitate als „fast fatalistisch“ bezeichnete, verdüsterte sich die Gesprächsatmosphäre weiter. „Ich weiß, was Sie versuchen“, mäkelte Tuchel in Richtung des Reporters. Der verteidigte sich auf den wiederholten Vorwurf: „Ich habe nur aufgenommen, was Sie gesagt haben.“ Darauf Tuchel sichtlich lustlos: „Wenn Sie sagen, es war fatalistisch, dann war es so.“
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Wenig später gab im Sky-Interview auch Vorstands-Boss Jan-Christian Dreesen (55) seine Meinung ab – und widersprach seinem genervten Coach in mehreren Punkten. Über den verpassten Palhinha-Transfer sagte er: „Auch ohne ihn sind wir hochkarätig besetzt. Ich sehe keinen Grund, nicht zuversichtlich in die Saison zu gehen.“
Einen „fatalistischen“ Tuchel habe er nicht erkennen können, führte Dreesen weiter aus, nahm den Coach dann ausdrücklich in die Pflicht: „Ich erlebe Thomas gleichwohl immer noch optimistisch. Er muss kreativer sein, klar, das ist sein Job.“
Thomas Tuchel legt nach Bayern-Sieg in Gladbach nach
Auch nach dem mühevollen 2:1-Sieg im Borussia-Park, bei dem Innenverteidiger Matthijs de Ligt (24) in den Schlussminuten wegen der Personal-Knappheit im defensiven Mittelfeld ausgeholfen hatte, war der Tuchel-Frust über die dünne Personaldecke nicht verraucht.
Erneut bei Sky sprach der Coach über die „Unwucht“ in seinem Aufgebot mit vielen offensiven Möglichkeiten und zu wenigen Defensiv-Alternativen: „Wir brauchen Glück“, erklärte Tuchel, der in den vergangenen Tagen in Ryan Gravenberch (21), Benjamin Pavard (27) und Josip Stanisic (23) drei Spieler ersatzlos hatte ziehen lassen müssen.
Dass es intern knirscht, hatte Stunden zuvor bereits Sky-Experte Dietmar Hamann (50) vermutet. „Sie haben im Moment ein Machtvakuum, und deswegen sind sie gestern so auf die Nase gefallen“, sagte der frühere Bayern-Profi am Samstagnachmittag. Hamann sprach gar von einer „vergifteten Atmosphäre, vom Vorstand zum Trainer und vom Trainer zur Mannschaft“.