Union BerlinNachfolger-Suche läuft – diese Frau rückt jetzt direkt ins Trainerteam

Urs Fischer nimmt bei Union Berlin seinen Hut: Lange Zeit als Erfolgs-Trainer gefeiert, einigte sich der Schweizer mit dem Klub in der Krise auf eine Trennung. Teil der kurzfristigen Nachfolge ist jetzt auch eine Frau.

von Béla Csányi  (bc)

Am Dienstag (14. November 2023) feierte Union Berlin noch den 25. Geburtstag seiner landesweit bekannten Kult-Hymne „Eisern Union“, einen Tag später war es um den bislang so stählernen Geduldsfaden der Vereinsverantwortlichen geschehen.

Wochenlang hatte Union die von Pop-Diva Nina Hagen (68) in der Hymne geträllerte „Schulter an Schulter“-Mentalität noch vorgelebt, von Niederlage zu Niederlage am zunehmend ratlosen Trainer festgehalten. Doch nach 14 sieglosen Spielen und Platz 18 in der Bundesliga einigten sich Verein und Trainer auf die Trennung, die vor der Saison niemand für möglich gehalten hatte – zumindest nicht unter diesen Umständen.

Union Berlin sucht Nachfolger für Urs Fischer

Klar ist: Wer auch immer auf den beliebten Schweizer folgt, tritt nicht nur eine komplizierte Mission an, sondern beginnt diese auch in gewaltigen Fußstapfen.

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In rund fünfeinhalb Jahren machte Fischer nicht nur den erstmaligen Bundesliga-Aufstieg perfekt, sondern führte den Klub erst in die Conference League, dann in die Europa League und zuletzt sogar in die Champions League. Erst am Gipfel folgte die gnadenlose Trendwende.

Weil sich die Klub-Bosse und Fischer erst zu Wochenbeginn zur Trennung durchringen konnten, läuft die Nachfolger-Suche langsam an. Konkrete Kandidaten werden in Köpenick bislang noch nicht gehandelt.

Das befördert zunächst eine Frau ins Trainerteam: Die langjährige deutsche Junioren-Nationalspielerin Marie-Louise Eta (32) wird Interims-Coach Marco Grote (51) als Co-Trainerin assistieren. Beide bilden normalerweise das Gespann beim U19-Team der Hauptstädter.

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Eta war erst im Sommer nach Berlin gewechselt, hatte zuvor unter anderem die männliche U15 von Werder Bremen trainiert und später bei den deutschen Juniorinnen-Auswahlen U15, U17 und U19 als Co-Trainerin gearbeitet.

Marie-Louise Eta steht gemeinsam mit Urs Fischer auf dem Trainingsplatz von Union Berlin.

Im Februar 2023 stand Marie-Louise Eta noch gemeinsam mit Urs Fischer auf dem Trainingsplatz, damals als Hospitantin. Jetzt ist die Co-Trainerin der U19-Auswahl Teil der Interims-Nachfolge für den Ex-Coach von Union Berlin.

Für Eta, die als Marie-Louise Bagehorn geboren wurde, wird mit dem zeitweisen Aufstieg zu den Profis ein Traum wahr. Sie könne sich vieles gut vorstellen, sagte sie im Winter 2022 dem „Kicker“. „Irgendwann eine Jugend-Nationalmannschaft zu übernehmen, als Co-Trainerin in den Männer-Profiligen zu arbeiten, einen Frauen-Bundesligisten zu coachen, genauso U-17- oder U-19-Jungs“, sagte Eta. In einige ihrer Kästchen kann sie bereits ein Kreuz setzen.

Ende Februar 2022 ergatterte sie einen Platz im Pro-Lizenz-Kurs des DFB. Neben Hansi Flicks ehemaligem Assistenten Danny Röhl drückte sie die Schulbank. Vor dem Eignungstest hatte sie gewaltig unter Stress gestanden: „Ich bin den ganzen Tag mit einem Puls von gefühlt 300 rumgelaufen und habe mich ziemlich unter Druck gesetzt, weil ich mich natürlich von meiner besten Seite zeigen wollte und es einige Herausforderungen gab. Das war ein intensiver Tag und ein schönes Gefühls-Chaos.“

Ob das Duo Grote/Eta auch beim kommenden Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Augsburg (Samstag, 25. November 2023, 15.30 Uhr/Sky) auf der Trainerbank an der Alten Försterei sitzen wird, hängt vom Tempo der jetzt angestoßenen Nachfolger-Suche ab.

Mit Transfers wie Kevin Volland (31), Leonardo Bonucci (36) und Robin Gosens (29) hatte Unions Sport-Boss Oliver Ruhnert (51) im Sommer groß gedacht – und sich dabei verhoben. Ob er nun auch bei der Trainersuche in höhere Regale greift oder sich auf den ursprünglichen und deutlich bescheideneren Berliner Weg besinnt, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. (mit dpa)